Mehr als jeder zweite PCR-Test ist positiv – ein neuer Rekord
Laborärzte kritisieren die geplanten Öffnungsschritte in der Pandemie: „Auch bei schönem Wetter und bald wieder höheren Temperaturen sollte ein Mindestmaß an Schutz auch weiterhin oberste Priorität haben.“
Eigentlich hatte die Politik gehofft, dass die Pandemie bis Mitte März zumindest abflaut. Nun melden die Testlabore einen Rekord: 53,9 Prozent der aktuellen Corona-PCR-Tests sind positiv – so viele wie nie während der vergangenen zwei Jahre. Der Verband der akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) geht zudem davon aus, dass die tatsächlichen Corona-Zahlen deutlich höher sind als die in der Statistik ausgewiesenen. Viele Menschen würden inzwischen auf PCR-Tests verzichten, sondern vertrauten auf das Ergebnis von Schnelltests – die aber werden nicht offiziell registriert.
Problematisch ist das aus Sicht von Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM, nicht. Es müsse nicht jede einzelne Infektion verzeichnet werden, wichtig sei es, einen Trend zu erkennen, anhand dessen die Politik ihre Entscheidungen treffen kann. Und der Trend ist derzeit eindeutig: die Zahl der Corona-Fälle steigt. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Bundesregierung eine massive Lockerung der Regeln vorbereitet.
„Wir sind ein wenig verwundert, wie wenig flexibel die Politik auf eine dynamische Entwicklung reagiert“, sagt Müller. Maßnahmen wie das Tragen einer Maske oder ausreichender Abstand hätten sich als wirkungsvolle Instrumente erwiesen. „Auch bei schönem Wetter und bald wieder höheren Temperaturen sollte ein Mindestmaß an Schutz auch weiterhin oberste Priorität haben“, fordert Jan Kramer, stellvertretender Vorsitzender des ALM.
Als Grund für den raschen Wiederanstieg der Corona-Zahlen sehen die Experten die Ausbreitung des Omikron-Subtyps BA.2, inzwischen geht mehr als die Hälfte der Ansteckungen in Deutschland auf diese Variante zurück. Zwar wird erwartet, dass es mit wärmeren Temperaturen und einer zunehmenden Immunität zu einem Rückgang der Zahlen kommt, doch schon im Herbst könnte die nächste Corona-Welle bevorstehen.
Laborärzte kritisieren umfangreiche Öffnungsschritte in der Pandemie
Die Laborärzte fordern deshalb die Politik auf, schon jetzt ein Testkonzept für die kommenden Monate auszuarbeiten. In den vergangenen zwei Jahren hatten die Labore ihre Kapazitäten massiv ausgeweitet, zusätzliches Personal aufgebaut. Nun müsse geklärt werden, wie man in die Zukunft gehen wolle. „Die notwendigen Schritte dafür sollten schon jetzt geplant werden, damit die Labore vorausschauend und mit Planungssicherheit agieren können“, sagt ALM-Vorstand Evangelos Kotsopoulos. „Personal und Geräte in den Laboren verursachen erhebliche Vorhaltekosten. Die Testkapazitäten lassen sich nicht dauerhaft aufrechterhalten oder wahlweise in beliebigem Umfang herunter- oder hochfahren, insbesondere nicht kurzfristig.“ Das müsse der Bund bei seiner Teststrategie berücksichtigen.
Die Labore selbst plädieren dafür, auf flächendeckende Corona-Tests zu verzichten und die PCR-Tests vor allem dort einzusetzen, wo es medizinisch sinnvoll sei, also bei Risikogruppen, bei Kranken oder bei Mitarbeitern im Pflegebereich. Es habe sich im Laufe der Pandemie als Irrtum erwiesen, dass man Corona quasi weg-testen könne. Um das zu erreichen, müsste man dauerhaft 80 Prozent der Menschen engmaschig testen, das sei kaum realistisch. Von breit gestreuten Corona-Bürgertests hält ALM-Chef Müller wenig. „Wir sollten die dafür erforderlichen Finanzmittel in Zukunft eher für das zielgerichtete präventive Testen von besonders vulnerablen Gruppen nutzen“, sagt er. Zeitweise standen PCR-Tests unter anderem in Bayern jedem Bürger kostenlos zur Verfügung.
Die Diskussion ist geschlossen.
Wenn man 3 fach geimpft ist, ist man fein raus und muss normalerweise keinen Test mehr machen. Freiwillig schon dreimal nicht , insb wenn man keine gesundheitlichen Anzeichen einer Infektion hat. Klar ist, dass man trotzdem Überträger sein kann, die Infektion nur bei einem selbst nicht mehr ausbricht. Aber soweit geht die Solidarität nicht, dass man sich freiwillig regelmäßig testet- zumindest bei mir nicht. Die Aussicht auf einen längeren Hausarrest steht dem entgegen.
Mittlerweile kenne ich viele in meinem privat-beruflichen Umkreis, bei denen die Infektion trotz Boosterung "ausgebrochen" ist, zum Teil mit stärkeren Symptomen, inkl. Fieber. Meine Frau gehört mittlerweile auch dazu, sie erhielt ihren Booster Anfang dieses Jahres. Sie hat nun klare Symptome und auch einen positiven Schnelltest (bedeutet, sie ist infektiös).
So ist das mit dem Impfen gegen ein respiratorisches Virus...
Ohne Impfung läge sie auf der Intensivstation mit ungewissem Ende…
"Aber soweit geht die Solidarität nicht, dass man sich freiwillig regelmäßig testet- zumindest bei mir nicht."
Ja, bekannt. Empathie und Verantwortung sind Fehlanzeige in Ihrem emotionalen Repertoire.
@Lothar B.
Impfen schützt in erster Linie vor schweren Verläufen. Das dürfte mittlerweile jeden bekannt sein .... der es wissen will.
Die Hospitalisierungsrate ist in Bundesländern mit hoher Impfqoute deutlich niedriger wie in Bundesländern mit niedriger. Bremen hat nur halb soviele je 100.000 EW wie Sachsen. RKI-Täglicher Lagebericht vom 15.03.2022
Aus dem letzten RKI-Wochenbericht vom 10.03.2022 Seite 27
Intensiv ab 60 Jahre
248 - davon 161 ungeimpfte (65 %) , bei einer Impfqoute in dieser Altersgruppe von fast 90 %!!!!
Intensiv 18 bis 59
59 - davon 44 ungeimpft (75 %)
Intensiv 12 - 17
3 - davon 1 ungeimpft
5 bis 11 Jahre
1 - davon ungeimpft 1
Todesfälle
ab 60
465 - 263 (57 %!) ungeimpft (Bevölkerungsanteil ungeimpft in der Altersgruppe nicht mal 12 %!)
18-59
25 - 15 ungeimpfte (60 %) - Bevölkerungsanteil ungeimpft 16 %
12-17
0 - 0 ungeimpft
5 -11
1 - 1 ungeimpft
Impfqouten in den ALtersklassen
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1258043/umfrage/impfquote-gegen-das-coronavirus-in-deutschland-nach-altersgruppe/
Zufall oder Folge der Impfung?
Und in gewissen Fällen hilft auch eine Impfung nicht mehr. Bei Immunschwäche oder einfach Altersschwäche. Da reicht aber oft auch schon eine normale Erkältung für den Exitus aus.
Übrigens bin geboostert und war auch positiv. Nur leichtes frösteln und Halskratzen gehabt. Hab gedacht, dass ich mich etwas verkühlt gehabt habe. Die Kinder hatten davor bei Covid teils starkes Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, ....
@Jochen H.
Ich teste mich weiterhin. Hab mich täglich testen lassen, sobald ich direkten Kontakt mit Erkrankten hatte und AHA viel strenger eingehalten. Wenn Sie schon Solidarität von den Geimpften gegenüber den Umgeimpften einfordern, sollten Sie auch Solidarität bei den Ungeimpften gegenüber den (Intensiv)Pflegepersonal einfordern.
Impfen und Testen (besonders bei Kontakt mit Infizierten) ist Solidarität. Und auf das Testen könnten wir verzichten, wenn endlich insbesondere die Ü50 fast alle geimpft wären.
"In den vergangenen zwei Jahren hatten die Labore ihre Kapazitäten massiv ausgeweitet, zusätzliches Personal aufgebaut. Nun müsse geklärt werden, wie man in die Zukunft gehen wolle."
Jetzt dachte ich schon, da macht sich einer Sorgen wegen dem zweiten Porsche in der Garage und seiner Ferienwohnung im Tessin (Vorsicht Sarkasmus), aber nachdem ich das las, war ich beruhigt:
"Die Labore selbst plädieren dafür, auf flächendeckende Corona-Tests zu verzichten und die PCR-Tests vor allem dort einzusetzen, wo es medizinisch sinnvoll sei, also bei Risikogruppen, bei Kranken oder bei Mitarbeitern im Pflegebereich. Es habe sich im Laufe der Pandemie als Irrtum erwiesen, dass man Corona quasi weg-testen könne."
Endlich ein Praktiker der Massentests wie in den Schulen und Kitas für wenig zielführend hält. Ich sehe das auch so, und andere Länder machen es vor, dass man Testkapazität v. a. für sensible Bereich vorhält bzw. Bereiche, die mit vulnerablen Gruppen zu tun haben.
Man muss aufpassen, dass wir bald keine Testpandemie haben. Inzidenzen und Krankheitslast haben sich mittlerweile abgekoppelt. Der Fall-Verstorbenen-Anteil geht immer weiter zurück und liegt nach RKI-Daten derzeit bei 0,74 %. Im Jahr 2021 lag der Anteil meist zwischen 1,5 und 3 %. Der Anteil von C19-Patienten auf den Intensivstationen hat sich seit dem 20.01. nicht mehr wesentlich verändert. Auch die absolute Zahl der wegen C19 im Sinne einer schweren akuten respiratorischen Infektion (SARI-Fälle) im Hospital
Befindlichen bleibt seit Januar relativ konstant.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/COVID-19-Trends/COVID-19-Trends.html?__blob=publicationFile#/home