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CSU-Abgeordnete Emmi Zeulner legt sich mit Markus Söder an

CSU

Wer ist die Frau, die Markus Söder herausfordert?

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    Emmi Zeulner versucht in diesen Tagen, eine Mehrheit für ihre Wahl zur CSU-Bezirksvorsitzenden zu organisieren.
    Emmi Zeulner versucht in diesen Tagen, eine Mehrheit für ihre Wahl zur CSU-Bezirksvorsitzenden zu organisieren. Foto: Imago

    Emmi Zeulner freut sich über ihren Coup. „Es geht mir um das Engagement für Oberfranken“, sagt sie gerolltem fränkischen R und lacht. Die Augen strahlen, die Sonne scheint. Gerade ist die CSU-Abgeordnete in Berlin, der Bundestag ist zur Sitzungswoche zusammengetreten. Der Gesundheitsausschuss tagt. Normales Geschäft für Zeulner. Seit Jahren müht sie sich um die Sicherung der Krankenhäuser (schwierig), um Hausärzte auf dem Land (ganz schwierig) und mehr Plätze im Seniorenheim (extrem schwierig).

    Das Unnormale in diesem Politikerinnenleben passiert 300 Kilometer weiter südlich. Am Samstag will Zeulner Bezirksvorsitzende der CSU in Oberfranken werden. Eigentlich keine große Sache in einer Demokratie. In der Partei wird meist zuvor ausgekartelt, wer antritt und dann das Rennen macht. Normalerweise. Der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel soll es werden. Er soll den Bezirksvorsitz von Urgestein Hans-Peter Friedrich übernehmen, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat. So wurde es in der Parteizentrale in München entschieden. CSU-Chef Markus Söder hatte Schöffel vor zwei Jahren in die Staatsregierung geholt und zum Finanzstaatssekretär ernannt, jetzt ist der nächste Karriereschritt vorgesehen. Die Bezirkschefs haben großen Einfluss in der Partei.

    Söder ist der Herrscher der Partei

    Vor wenigen Tagen aber hob Zeulner ihren Arm, um Schöffel herauszufordern. „Das ist ein Angebot an die Mitglieder für eine moderne Aufstellung des Bezirksverbands“, sagt die 38-Jährige. Die Wirtstochter fordert damit nicht nur ihren Gegenkandidaten heraus, sondern den Ministerpräsidenten höchstpersönlich. Man muss wissen, dass die CSU eine demokratische Partei ist, die eher wie ein Königshof funktioniert. Nähe zum Mächtigen bedeutet mehr Einfluss, bedeutet höhere Chancen auf Posten und Ämter. „Sieht er mich? Sieht er, was ich tue?“, das sind die wichtigsten Fragen, die CSU-Abgeordnete umtreibt. Genau wird registriert, wen Söder in Reden erwähnt. Geburtstags-SMS des Parteichefs werden mit den Nachrichten aus den Vorjahren verglichen, ob sich die Tonalität geändert hat.

    Der Mann, der in der CSU fast alles entscheidet, ist Markus Söder.
    Der Mann, der in der CSU fast alles entscheidet, ist Markus Söder. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Auf dem CSU-Parteitag nach der Neuwahl lobte Söder Zeulner. Sie hatte das zweitbeste Erststimmenergebnis geholt. Doch für das Lob konnte sich die Oberfränkin nichts kaufen. Söder bot ihr den Posten der Bundespflegebevollmächtigten im Range einer Staatssekretärin an. Der Titel klingt nach viel, in der Realität ist es zwar ein Amt mit Fahrer, aber ohne eigenes Budget. Die Pflegebevollmächtige kann vor allem zuhören. Zeulner lehnte ab. „Ich kann nicht vor der Wahl die Abschaffung der Beauftragten und Bevollmächtigten fordern, um nach der Wahl das Gegenteil zu tun.“

    Der Traumjob der gelernten Krankenschwester wäre Bayerische Gesundheitsministerin, aber den bekam Judith Gerlach. Zeulner hat unter den CSU-Granden wenig Freunde. Dorothee Bär, die als Stimmenkönigin ein noch besseres Erststimmenergebnis holte (allerdings ohne einen AfD-Gegenkandidaten im Wahlkreis), pflegt eine tiefe Abneigung gegen sie. Und Alexander Dobrindt kann mit ihrer Art nichts anfangen. „Sie hat einen impulsiven Charakter“, sagt einer der Oberen, der es gut mit ihr meint.

    Zeuler ist in ihrer Region pausenlos unterwegs

    Zeulner kann eine herzliche Nervensäge sein, die nicht locker lässt. Meistens kosten ihre Vorschläge viel Geld, weshalb die Freude darüber in der Landesregierung und der Bundesregierung ausgesprochen gedämpft ausfällt. Ihre Heimat um das Städtchen Lichtenfels beackert sie unermüdlich, so wie es viele andere CSU-Abgeordnete für die ihrige auch tun. 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr oder 100 Jahre Blaskapelle – Zeulner kommt vorbei und bringt ein Schmuckband für die Vereinsfahne mit, das mehrere Hundert Euro kostet. Gartenpräsidentin ist sie auch. Leuten in Berlin spielt sie Lieder aus Oberfranken vor und trällert mit. Vor wenigen Monaten leierte sie dem Freistaat 200.000 Euro für die Sanierung eines runden Gutshofes aus dem 17. Jahrhundert aus den Rippen. Sie will ihn zum Schatzkästlein machen. Der Landrat, der das Kästlein später mit Geld füllen muss, ist nicht ganz so euphorisch.

    Zeulner will Oberfranken so lebenswert erhalten, dass die Leute nicht auf die Idee kommen, wegzuziehen in die große Stadt. Doch die Alterung der Gesellschaft hat den Landstrich bereits erfasst. Die Autoindustrie als wichtiger Arbeitgeber schwächelt. „Darum muss sich der oder die neue Bezirksvorsitzende kümmern und alle an einen Tisch holen“, sagt Zeulner. Über ihren Konkurrenten verliert sie kein schlechtes Wort. Sie traut sich aber viel zu. Als sich Karl-Theodor zu Guttenberg wegen seiner zusammenkopierten Doktorarbeit einst aus der Politik zurückziehen musste, setzte sie sich schon einmal parteiintern durch. Damals war sie 26 und für ein paar Semester an der Uni eingeschrieben. Das ist zwölf Jahre her. Mit einem Sieg hatte damals keiner gerechnet. Am Samstag ist sie wieder Außenseiterin. Doch die Junge Union hat bereits eine Wahlempfehlung für sie abgegeben.

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