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  3. Deutsche Bahn: 9-Euro-Ticket erschwert Bahnfahren für Menschen mit Behinderung

Deutsche Bahn
19.08.2022

9-Euro-Ticket erschwert Bahnfahren für Menschen mit Behinderung

Eine Bahnfahrt ist für Kathrin Denecke mit einer Menge Problemen verbunden. Dabei gilt eigentlich seit diesem Jahr, dass Bahnhöfe barrierefrei sein müssen.
Foto: Stefan Lange

Für behinderte Menschen kann das Reisen mit der Bahn zur Tortur werden. Das Mobilitätsversprechen gilt nicht, die Barrierefreiheit ist größtenteils nicht gegeben.

Hauptbahnhof Berlin, oberste Ebene. Der Bahnsteig ist gut gefüllt, Kathrin Denecke klingelt sich den Weg frei. Sie sitzt im Rollstuhl und kann Wartenden nicht mal eben so ausweichen, das können umgekehrt besser die ohne Behinderung. Die 44-Jährige hält eine Armlänge Abstand zum Gleisbett, es ist schon vorgekommen, dass sie angerempelt wurde und fast auf die Schienen gekippt wäre. „Man braucht Mut und Gleichmut, wenn man als Behinderte Bahn fährt“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Von einem Werbeplakat der Deutschen Bahn grinst ein älteres Ehepaar, das erster Klasse durch die grüne Landschaft fährt. Diese Art Erfahrungen meint Denecke nicht.

Für viele Menschen mit Behinderungen sei die Nutzung von Bahnen und Bussen „eine wichtige Grundlage, um am öffentlichen Leben teilhaben zu können“, heißt es im Verkehrsministerium von Volker Wissing (FDP). Laut Personenbeförderungsgesetz müssten Bahnhöfe schon seit dem 1. Januar 2022 vollständig barrierefrei sein. Barrierefrei bedeutet, dass Behinderte Verkehrsmittel ohne fremde Hilfe benutzen, also reisen können, wie Menschen ohne Behinderung auch. Das ist die Theorie.

Menschen mit Behinderung haben Vorfahrt? Bloß nicht!

In der Praxis hat Kathrin Denecke Schwierigkeiten, überhaupt zum Hauptbahnhof zu kommen. Sie reist nach einer Erkrankung seit etwa zehn Jahren im Rollstuhl, den sie mit einem Handbike fährt – einem fahrradähnlichen Vorsatz, der mit einem Handgriff an den Rollstuhl gekoppelt wird. Sie ist darauf angewiesen, dass die Aufzüge an den Bahnhöfen funktionieren, sonst kann sie den Bahnsteig nicht verlassen. Vor kurzem erst war sie eine Stunde länger unterwegs, weil der einzige Lift im S-Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen kaputt war und sie über andere Bahnhöfe ausweichen musste.

Selbst wenn der Lift funktioniert, garantiert das keine reibungslose Reise. Am Berliner Hauptbahnhof bitten Schilder an den Aufzügen darum, Menschen mit einer Behinderung oder einem Kinderwagen die Vorfahrt zu lassen. Ein Ehepaar mit großen Kindern glotzt bloß – und schiebt sich mit seinen Rollkoffern in den Aufzug, der damit so voll ist, dass Denecke keinen Platz mehr hat.

Mit einem Rollstuhl sind Bahnreisen noch mal stressiger, als sie es oft ohnehin schon sind.
Foto: Andreas Arnold, dpa (Symbolbild)

Alexander Ahrens, wie Denecke Rollstuhlfahrer, ist an diesem Tag auch mit der Bahn unterwegs. Der Familienvater ist Sprecher der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL), er nimmt um sechs Uhr den ersten Zug von Berlin-Südkreuz nach München. Andere Menschen mit Behinderung machen das ähnlich: Die jeweils ersten und letzten Züge des Tages sind meist nicht so voll und machen das Reisen etwas leichter. Der letzte Zug birgt allerdings die Gefahr, dass behinderte Reisende bei einer Verspätung auf dem Bahnhof übernachten müssen, weil sie nicht mehr weiterkommen oder das Hilfspersonal Feierabend gemacht hat. Ein McDonalds mit 24-Stunden-Öffnung und einer behindertengerechten Toilette ersetzt dann das Schlafzimmer.

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Nur wenige Bahnhöfe sind barrierefrei

Die Linksfraktion hat zur „Weitreichenden Barrierefreiheit“ von der Regierung exemplarisch Zahlen für Bayern abgefragt, das Ergebnis ist ernüchternd: Von 920 Verkehrsstationen sind erst 231 einigermaßen barrierefrei gestaltet. Linken-Fraktionsvize Nicole Gohlke sagt, das Ausbautempo habe zwar etwas angezogen, von einem zufriedenstellenden Ergebnis sei man aber noch weit entfernt. „Wenn eine Bahnfahrt noch immer für viele Menschen zur Lotterie wird oder erst gar nicht angetreten werden kann, ist das nicht hinnehmbar“, erklärt sie.

Ahrens fährt an diesem Tag mit dem ICE, dem Flaggschiff der Deutschen Bahn. Über die Jahre ist der Hightech-Zug immer schicker und gleichzeitig immer behindertenfeindlicher geworden, wie die ISL am Beispiel ICE 3neo auflistet: „In diesen Zug kann man nicht ebenerdig, ohne Stufen, einsteigen; es befinden sich auch weniger Rollstuhlstellplätze als bisher im Abteil und es gibt nur ein Universal-WC an Bord.“ Der Zug werde fälschlicherweise vom Verkehrsministerium als barrierefrei beworben, kritisiert der Verein. Ahrens hat schon erlebt, dass ihm kurz vor Abfahrt mitgeteilt wurde, die behindertengerechte Toilette sei kaputt. Ob er trotzdem mitreisen wolle? Wer Termine hat, muss reisen, und wer als Behinderter auf die Toilette muss, hat ein Riesenproblem. Im Notfall bleibt dann schon mal die WC-Tür offen.

Die Deutsche Bahn hat eine Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ) eingerichtet, über die Hilfe beim Ein-, Um- oder Aussteigen angefordert werden kann: zum Beispiel eine Rampe oder ein Hublift. Pech nur, wenn die Hotline überlastet ist und man nicht durchkommt, wie es Ahrens mehrfach erlebt hat. Der ISL-Sprecher fährt übrigens nach München, um sich dort ein Auto abzuholen.

Die Politik sieht beim Thema Barrierefreiheit die Deutsche Bahn in der Pflicht

Unions-Fraktionsvize Ulrich Lange erklärt, die Politik habe in den letzten Jahren „mit dem 1000-Bahnhöfe-Programm bereits die Weichen für eine verbesserte Barrierefreiheit gestellt und mit dem Bahnsteighöhenkonzept bundesweit einheitliche Bahnsteighöhen in den Blick genommen“. Der Einsatz für mehr Barrierefreiheit und die Bereitstellung der Gelder bringe aber wenig, „wenn die Deutsche Bahn in der Planung und Umsetzung der beschlossenen und finanzierten Maßnahmen dann ewig braucht, um greifbare Ergebnisse für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen“, sagt der CSU-Politiker und Verkehrsexperte.

Ulrich Lange (CSU) kritisiert die Bahn: Gelder bereitzustellen bringe wenig, wenn die DB ewig brauche, um greifbare Ergebnisse zu schaffen.
Foto: Jochen Aumann (Archivbild)

Während Ahrens gerade in Bayern angekommen ist, hat sich Kathrin Denecke am Berliner Hauptbahnhof in den richtigen Waggon vorgekämpft. Die Zugbegleiterin ist freundlich und hilfsbereit, sie baut die im Behindertenabteil angebrachte Alu-Rampe auseinander und Denecke kann ins Abteil rollen. Da wird dann deutlich, dass Bahnunternehmen nur ein Teil des Problems sind. Das andere sind Menschen, wie es sie in diesem Abteil gibt. Augenrollend und nur langsam räumen sie den für Behinderte reservierten Platz.

Denecke bittet eine Mitreisende, ihre Corona-Maske aufzusetzen. Die will nicht, wird daraufhin aber von der berlinernden Zugbegleiterin so energisch zusammengefaltet, dass es für alle Mitreisenden eine Freude ist. Denecke sagt später, ihre Immunabwehr sei wegen einiger Medikamente ziemlich am Boden, eine Corona-Ansteckung wäre fatal. „Ich kann ja nicht mal eben das Abteil wechseln, deshalb bitte ich darum, eine Maske aufzusetzen“, erklärt sie fast entschuldigend. Dabei herrscht in den Zügen ohnehin Maskenpflicht.

Ein Verein geht gegen die Deutsche Bahn vor

Nächste Station ist Wannsee. Es dauert fünf Minuten, bis Denecke den Zug über die Rampe verlassen kann. Dann noch den nächsten Lift suchen, es geht abwärts, unten dann zum nächsten Bahnsteig, Lift nach oben – der Anschlusszug, den alle anderen mühelos erreicht haben, ist weg. Meistens ist die Reise noch stressiger, denn der Ansturm auf das Neun-Euro-Ticket hat die Lage verschlechtert.

Weil sich nicht viel bewegt, will die ISL juristisch durchsetzen, dass die Deutsche Bahn „zu allen Zeiten nach vorheriger Anmeldung Menschen mit Mobilitätseinschränkungen den Ein- und Ausstieg“ ermöglicht. Nachdem eine Schlichtung mit dem Konzern und dem Verkehrsministerium scheiterte, hat der Verein beim Verwaltungsgericht Berlin Klage eingereicht. Die Finanzierung dafür steht noch nicht, wer das Anliegen unterstützen möchte, kann unter anderem auf der ISL-Internetseite Geld spenden.

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Die Diskussion ist geschlossen.

21.08.2022

Ein richtiger und wichtiger Artikel, leider mit einer total verfehlten Überschrift und Schlussfolgerung. Die Überschrift sollte lauten „ jahrzehntelang schwarze Null und Versagen des Verkehrsministeriums under CSU erschweren Behinderten die Bahnfahrt“ Jahrzehnte langes sparen in allen Ebenen führen zu solchen Ergebnissen. Und jetzt haben wir wieder einen Finanzminister der auf die Sparbremse treten möchte. Durch sparen an den falsch stellen wird nicht besser.

21.08.2022

Statt das Totalversagen der Bahn bei der Barrierefreiheit zu benennen, wird mal wieder das Framing des schlimmen 9€ Tickets ausgepackt. Nur weil endlich mal arme Menschen sich etwas Mobilität in ihrer Freizeit leisten können, muss man sie nicht gegen behinderte Menschen ausspielen