Drinnen die Heizung, draußen die Kälte: Vor der trockenen Winterluft gibt es derzeit kein Entkommen. Drinnenbleiben ist dabei mancherorts ausdrücklich empfohlen, denn auch die Feinstaubbelastung in Deutschland ist momentan erhöht. Das liegt am Heizen und am Straßenverkehr – und an der winterlichen Hochdrucklage, die den Luftaustausch einschränkt. Grund zum Aufatmen gibt es trotzdem: Deutschland hat 2024 erstmals alle Luftgrenzwerte eingehalten. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Umweltbundesamt jetzt veröffentlicht hat.
Luftreinhaltung: Umweltbundesamt meldet Einhaltung aller Grenzwerte
Für die Luftqualität ausschlaggebend ist der Gehalt von Luftschadstoffen, die sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken können: Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon. Über 600 Messstationen deutschlandweit messen täglich, wie hoch die Konzentration dieser Stoffe ist. In seiner vorläufigen Datenauswertung zieht das Umweltbundesamt eine positive Bilanz, besonders für den durchschnittlichen Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Denn den haben alle Stationen zum ersten Mal seit Einfürhung der verbindlichen Grenze im Jahr 2010 eingehalten. Die Grenzwerte für Feinstaub seien bereits das siebte Jahr in Folge im erlaubten Rahmen geblieben, heißt es.
Laut Amtschef Dirk Messner ist das Ergebnis auf gezielte Maßnahmen zur Luftreinhaltung zurückzuführen, insbesondere Partikelfilter und schärfere Abgasnormen. Auch die Elektrifizierung von Bussen im Nahverkehr und Geschwindigkeitsbeschränkungen hätten zur Verbesserung beigetragen. Letzteres zeigte etwa in der Münchner Innenstadt Wirkung: 2021 wurde an der Messstelle Landshuter Allee der schlechteste Wert Deutschlands gemessen. Die Stadt setze hier deshalb vermehrt auf Tempo-30-Zonen und Fahrverbote für besonders alte Diesel. 2024 lag der Wert mit 39 Mikrogramm knapp unter dem zulässigen Wert.
Maßnahmen zeigen Wirkung – aber die Grenzwerte sind veraltet
Auch wenn die Grenzwerte 2024 alle eingehalten wurden – Kritik gibt es trotzdem, und die übt das Bundesamt selbst: Die geltenden Grenzwerte seien mehr als 20 Jahre alt und entsprächen nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung. Langfristig sollen die Grenzwerte daher an die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation angepasst werden. Mitte Dezember 2024 trat dazu die neue europäische Luftqualitätsrichtlinie in Kraft.
Demnach sollen ab 2030 strengere Grenz- und Zielwerte europaweit bindend sein. Und die könnten deutsche Städte mit der jetzigen Ausgangslage deutlich schwerer einhalten. Das Umweltbundesamt äußert sich dazu aber zuversichtlich: Eine flächendeckende Einhaltung aller Grenzwerte in Deutschland könne „bis zum Jahr 2035“ erreicht werden, heißt es. (mit dpa)
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