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Einkaufen : Warum steigen die Preise von Eigenmarken im Supermarkt so stark?

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Warum steigen die Preise von Eigenmarken im Supermarkt so stark?

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    Lebensmittel sind noch immer teuer. So teuer, dass viele bei gesundem Essen sparen.
    Lebensmittel sind noch immer teuer. So teuer, dass viele bei gesundem Essen sparen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Viele Menschen müssen bei den Lebensmitteln sehr genau auf die Preise achten. Wie eine Forsa-Umfrage zum Thema Kinderarmut im Auftrag von Save the Children ergab, würden 23 Prozent häufig bei gesundem Essen sparen. Hinzu kommt, dass im Handelsregal nicht nur für bestimmte Markenartikel mehr Geld verlangt wird. Auch die sogenannten Eigenmarken, die bewusst weniger zahlungskräftige Kundschaft ansprechen sollen, werden teurer. Man spricht bei dem Phänomen von der sogenannten „Cheapflation“ - einer Kombination aus „cheap“ also billig und Inflation.

    Um welche Lebensmittel handelt es sich? Und wie erklärt sich das Phänomen? Carsten Kortum ist Handelsexperte. Er sagt: „Die Preissteigerungen bei Eigenmarken sind in den letzten Jahren besonders bei Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Nudeln, Reis und Molkereiprodukten sowie den Genussmitteln Kaffee und Schokolade deutlich spürbar geworden.“

    Preise für Eigenmarken steigen: Inflation trifft die Ärmsten am stärksten

    Das geht hauptsächlich zulasten derjenigen, die besonders auf ihre Geldbörse achten müssen. Denn durch den Kauf von Eigenmarken, sagt Kortum, ließen sich laut „Markendetektive“ (einer App, die im Supermarkt beim Sparen hilft) sich im Schnitt rund 34 Prozent sparen. Je nachdem könne man sogar über 50 Prozent günstiger einkaufen.

    Warum geht es preislich gerade in die andere Richtung? Kortum, BWL-Professor an der Dualen Hochschule Heilbronn, sagt, der stärkere Preisanstieg bei Eigenmarken sei darauf zurückzuführen, dass die Handelsketten gestiegene Rohstoff-, Energie- und Transportkosten „direkt an die Verbraucher“ weitergäben. „Markenhersteller geben ihre Kostensteigerungen auch weiter, verfügen jedoch oft über wesentlich höhere Margen und können Preiserhöhungen besser abfedern. Wesentliche Kostenbestandteile etwa für das Marketing sind bei Markenherstellern von den gestiegenen Kosten eher nicht betroffen.“

    Die Inflation trifft die Ärmsten am stärksten. Alle benötigen Essen, das sind Fixkosten in jedem Haushalt. Wenn diese Fixkosten für alle steigen, haben die mit kleinerem Budget am Ende noch weniger. Ein Problem. Um der „Cheapflation“ entgegenzuwirken und Verbraucher, insbesondere einkommensschwache Haushalte, zu entlasten, könnten verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat zuletzt eine Mehrwertsteuer-Senkung für Lebensmittel auf fünf Prozent vorgeschlagen. Diese Möglichkeit nennt auch Kortum und er hat einen zweiten Vorschlag: „Eine Anpassung des Regelsatzes beim Bürgergeld könnte helfen, die gestiegenen Lebenshaltungskosten besser zu bewältigen. Dieses Thema wird in der Politik jedoch kontrovers diskutiert.“ Grundsätzlich, erklärt er, trügen die Agrarsubventionen „schon immer“ dazu bei, dass wir günstige Lebensmittel haben. „Dies ist politisch gewollt und wird trotz vieler negativer Effekte fortgesetzt.“ Perspektivisch rechnet er auch künftig mit „stark schwankenden Lebensmittelpreisen“.

    Was der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels sagt

    Philipp Hennerkes, Geschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels, stellt mit Blick auf die Preisentwicklung fest, „dass die Markenhersteller in den vergangenen Jahren vielfach Preiserhöhungen vollzogen haben, die deutlich über die Kostensteigerungen in den Bereichen Rohstoffe, Energie oder Logistik hinausgingen. Insbesondere in für die Verbraucher herausfordernden ökonomischen Zeiten führt dies dazu, dass die Kunden vermehrt zu Eigenmarken greifen.“

    Bei diesen seien in den vergangenen Jahren zwar auch kostenbedingte Preissteigerungen zu verzeichnen gewesen. So hätte etwa das Rekordniveau der Rohstoffpreise, wie zuletzt bei Kakao oder Kaffee, Auswirkungen auf die Preiskalkulationen gehabt. Andererseits gibt Hennerkes zu bedenken: „Der harte Wettbewerb um die Kunden sorgt dafür, dass die Preise nicht unverhältnismäßig steigen und sich so der Preisunterschied zu den Markenprodukten sogar deutlich erhöht.“ Insbesondere einkommensschwächere Haushalte profitierten daher von den preiswerten Eigenmarken der Handelsunternehmen. Überprüfen kann das jeder für sich, Woche für Woche, an der Supermarktkasse.

    Wie die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie am Mittwoch mitteilte, verzeichnete die Branche im November 2024 - das sind die aktuell verfügbaren Zahlen - einen preisbereinigten Rückgang von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Inlandsmarkt schrumpfte den Angaben zufolge um 2,1 Prozent, während das Auslandsgeschäft noch deutlicher mit einem Minus von 8,5 Prozent zurückging. Insgesamt erzielten die Lebensmittelhersteller einen Umsatz von 19,9 Milliarden Euro (minus 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr).

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    1 Kommentar
    Franz Xanter

    Preise vergleichen ist und bleibt das A und O beim Einkauf. Und wenn wie letzthin Preissteigerungen eines Herstellers direkt nebeneinander im Regal stehen, dann kann man sich seinen Teil dabei denken; 500 g Packung zu 2,39 € und eine Packung mit 540 g zu 3,28 € mit gleicher Art des Inhalts des gleichen Herstellers.

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