Russland stoppt Gaslieferung an Finnland
Wer nicht in Rubel bezahlt, dem wird der Gas-Hahn abgedreht. Finnland ist nun das dritte EU-Land nach Polen und Bulgarien, bei dem Russland durchgreift. Wie stark trifft das den Staat?
Russland hat seine Gas-Lieferungen nach Finnland am Samstagmorgen wie angekündigt eingestellt. Der russische Staatskonzern Gazprom teilte zur Begründung mit, dass der finnische Versorger Gasum seine Zahlungen nicht - wie von Präsident Wladimir Putin gefordert - in Rubel beglich.
Nach Angaben von Gazprom erhielt Finnland im vergangenen Jahr zwei Drittel seines Gases aus Russland. Das waren demnach insgesamt 1,49 Milliarden Kubikmeter Gas.
Gas macht nach Angaben des finnischen Rundfunks zwar nur etwa fünf Prozent des Energiemixes in Finnland aus. Gasum war allerdings nach eigenen Angaben der einzige Energiekonzern in Finnland, der Gas direkt aus Russland bezieht.
Wohl keine Auswirkung auf Deutschland
Ende April hatte Russland bereits Polen und Bulgarien den Gashahn zugedreht, weil sie nicht in Rubel zahlen. Einfluss auf die Gasversorgung in Deutschland hat der Lieferstopp für Finnland nach Angaben von Bundeswirtschaftsministerium und Bundesnetzagentur nicht.
Das finnische Unternehmen in Espoo informierte am Samstagmorgen ebenfalls über die Einstellung der Lieferungen. Gasum werde ab sofort und während der Sommersaison Gas aus anderen Quellen über die Balticconnector-Pipeline an die Kunden liefern, hieß es in der Mitteilung. Das Netz funktioniere weiter normal.
Gasum und Gazprom hatten bereits am Freitag darüber informiert, dass die Lieferungen eingestellt würden. Dem wiederum voraus ging eine Mitteilung des finnischen Konzerns, dass die Forderung von Gazprom Export, Zahlungen in Rubel zu begleichen, nicht akzeptiert werde. Auch über andere Forderungen seien sich die beiden Unternehmen nicht einig. Der Streit soll auf juristischem Wege gelöst werden.
"Wir haben uns aber sorgfältig auf diese Situation vorbereitet, und falls es keine Störungen im Gasnetzwerk gibt, werden wir all unsere Kunden in den kommenden Monaten mit Gas beliefern können", sagte Gasum-Chef Mika Wiljanen am Freitag.
Neues Zahlungsverfahren
Kremlchef Putin hatte das neue Zahlungssystem als Reaktion auf die Sanktionen des Westens im Zuge von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine eingeführt. Das Verfahren sieht vor, dass Kunden bei der russischen Gazprombank ein Konto eröffnen. Dort können sie wie bisher ihre Rechnungen in Euro oder Dollar begleichen, die Bank konvertiert das Geld und überweist es an Gazprom. Nach Angaben der russischen Führung folgt bisher etwa die Hälfte der Gaskunden in der EU dem neuen System, demnach auch in Deutschland.
Zwischen Russland und Finnland sind die Beziehungen auch deshalb gespannt, weil der Nachbar zum Ärger Moskaus nun der Nato beitreten will. Russland sieht sich durch die Norderweiterung des Bündnisses in seiner Sicherheit bedroht und hat eine Reaktion darauf angekündigt, sollte der Westen etwa militärische Infrastruktur in Grenznähe aufbauen. Finnland hingegen sucht nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine nun - wie auch Schweden - den Schutz der Nato.
(dpa)
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@Peter P.: „Es gibt keine Not in Finnland ...“
Finnland ist schon zu beglückwünschen: Es hat sehr gute natürliche Voraussetzungen für die Nutzung von Wasserkraft (22,5 % Anteil bei der Stromerzeugung gegenüber 3,4 Prozent in Deutschland). Was aber für die Zukunft des Landes noch wichtiger erscheint, ist die vergleichswiese junge Bevölkerung (Durchschnittsalter 42,8 Jahre, in Deutschland 47,8 Jahre); dabei steht dort auch die jüngere Generation der Atomenergie positiv gegenüber.
Dennoch ist Finnland in manchen Punkten nicht mit Deutschland zu vergleichen. Ich denke, es sind auch die folgenden Unterschiede, die es wohl den Finnen leichter macht, Atommeilern und Endlager zuzustimmen:
Finnland hat eine Gesamtfläche von 338.450 km² und eine Küstenlänge von insgesamt 1.250 km. Diese Landmasse entspricht ungefähr 95 % der Größe Deutschlands. Finnland ist damit eines der größten Länder in Europa. Zwar hat Finnland pro Kopf einen weit höheren Stromverbrauch als wir (14.969 kWh zu 6.445 kWh), der finnische Gesamtverbrauch von 82,79 Milliarden kWh ist trotzdem nur ein Bruchteil des deutschen von 536,50 Milliarden kWh.
(Daten entstammen https://www.laenderdaten.info/)
Und bei der Heizenergie spielt in Finnland Torf eine große Rolle.
Finnland hat sich ohne Not in die jetzige Lage gebracht; bis vor Kurzem stand die Neutralität des Landes überhaupt nicht zur Disposition. Nun plötzlicher Meinungsumschwung und die Regierung springt sofort über das von der Nato hingehaltene Stöckchen. Schon vorher hat Finnland den Bahnverkehr mit RU eingestellt und sich vorbildlich den EU Sanktionen angeschlossen. Mit Gas ist eben nun Schluß mit lustig; andere europ Länder haben sich dem Rubel Bezahl Kurs Moskaus angepasst. Nur besonders linientreue Länder wie Polen, Bulgarien und jetzt Finnland verweigern die Zwischenfinanzierung Dollar/Rubel und müssen eben nun auch mit den Nachteilen leben. Gott sei Dank muss in diesem Fall DEU nicht auch noch Hilfe leisten.
Es gibt keine Not in Finnland...
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/182182/umfrage/struktur-der-bruttostromerzeugung-in-finnland/
Im Gegensatz zu Dumm-Deutschland ist man ja auch vorbereitet.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/russland-finnland-gaslieferung-stopp-101.html
>> In den kommenden Monaten soll der Gasimport über eine Pipeline aus Estland gesichert werden. Längerfristig will Finnland wie Deutschland russisches Gas großteils durch Flüssigerdgas ersetzen. Ein Terminal für den Transport wird schon gebaut und soll im Oktober 2022 fertiggestellt sein. <<
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/finnland-gruene-atomenergie-101.html
>> Grün und für Atomkraft: In Finnland ist das kein Widerspruch, auch nicht im Jugendverband der Partei. Dort lobt man Atomstrom als klimaneutral - und wundert sich über die deutsche Haltung zu den fossilen Brennstoffen. <<