Die Büros, in denen Deutschland auf Kurs gehalten wird, liegen nicht im Kanzleramt oder in einem der Bundesministerien, sondern in einem grauen Zweckbau am Stadtrand von Frankfurt. 300 Mitarbeiter der bundeseigenen Finanzagentur sorgen dort dafür, dass der Staat liquide bleibt und seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann - vom Auszahlen der Renten über den Bau von Straßen bis zum Tilgen alter und der Aufnahme neuer Schulden.
Weil die Steuereinnahmen nie ausreichen und der Staat keinen Dispokredit hat wie ein normaler Bankkunde, muss jeden Tag genug Geld auf seinem Konto mit der Nummer 1000 bei der Bundesbank sein, um alle anfallenden Ausgaben auch bezahlen zu können. Dazu versteigert die Finanzagentur dreimal in der Woche Bundesanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Zinssätzen. Dem sogenannten Bieterkonsortium gehören gegenwärtig 32 Finanzinstitute aus aller Welt an - vom japanischen Bankhaus Nomura über die Bank of America und die Deutsche Bank bis zur bayerischen Landesbank. Diese Banken, Vermögensverwalter und Fondsgesellschaften verkaufen die Anleihen anschließend weiter an Investoren. Da Deutschland als besonders kreditwürdig gilt, gelten Bundesanleihen auch als besonders sicher und dürfen zur Absicherung in keinem größeren Portfolio fehlen. Investoren nehmen dafür auch niedrigere Zinsen als bei Anleihen aus weniger prosperierenden Ländern in Kauf.
Der Bund ist mit 1,7 Billionen Euro verschuldet
Ende Januar war der Bund mit mehr als 1,7 Billionen Euro verschuldet, das sind 1700 Milliarden Euro - entsprechend viele Staatsanleihen und ähnliche Papiere waren zu diesem Zeitpunkt in Umlauf. Da aber ständig alte Anleihen auslaufen und zurückgezahlt werden müssen, muss der Bund regelmäßig neue Papiere ausgeben, um die so entstehenden Lücken zu schließen. In dieser Woche hat die Finanzagentur dazu unter anderem eine Anleihe mit 30-jähriger Laufzeit und einem Zinskupon von 2,9 Prozent am Markt platziert. Gesamtvolumen: sechs Milliarden Euro. Eine weitere Auktion brachte dem Bund mit einer Fünf-Jahres-Anleihe und Zinsen von 2,4 Prozent etwa 4,5 Milliarden ein. Dabei wird allerdings nicht das komplette Volumen versteigert, einen kleinen Teil hält die Finanzagentur in der Regel zurück und verkauft ihn selbst am Markt. Den Steuerzahler kostet das rund 40 Milliarden Euro an Zinsen im Jahr.
Wie viele Schulden die Finanzagentur aufnehmen darf, entscheidet nicht sie selbst, sondern der Bundestag, wenn er den Bundeshaushalt beschließt. Anschließend erarbeitet die Finanzagentur einen Emissionsplan, in dem sie grob festlegt, welche Papiere mit welchen Laufzeiten und zu welchen Zinssätzen sie über das Jahr verteilt ausgeben will. Dieser Plan wird einmal im Quartal überprüft und je nach Bedarf korrigiert - zum Beispiel, wenn die von Union und SPD geplanten Mega-Schulden tatsächlich Gesetz werden.
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