Erst St. Martin, jetzt der Jakobsweg: Die Ballermannisierung greift um sich
Es ist wie ein Virus. Die Ballermannisierung greift um sich. Sie münzt Martinslieder um und steckt braven Pilger an. Wo soll das noch hinführen?
Neulich, es ist erst ein paar Tage her, da schallte eine bekannte Melodie durch Hilpoltstein. „Er hat ein Pferd und sein Name ist St. Martin. Er ist Soldat und jeder mag ihn. Mamama Martin, der heilige St. Martin“, trällerten eine Erzieherin und ihre kleine Tochter zum Sound des Partyhits „Layla“, in der Hand die leuchtende Laterne.
Irre, rief es sogleich aus allen Richtungen, vom kulturellen Niedergang und der musikalischen Verwahrlosung war schnell die Rede. Dabei ist das Lied mit dem alternativen Text doch eher ein Beleg für ein ganz anderes Symptom, ja für eine regelrechte Seuche: die Ballermannisierung der Welt.
Die Einheimischen in Santiago stöhnen über die Pilger auf dem Jakobsweg
Schneller als das Coronavirus breitet die sich aus, quasi als Killer-Variante „Bierkönig“, begleitet von heftigen Nebenwirkungen wie dem Verlust des Sprachzentrums, trockenem Hals und dem Wegfall der körpereigenen Lautstärke-Regelung. Eine Erfahrung, die inzwischen selbst brave Pilger machen müssen. Mit reinem Herzen laufen sie los in Wanne-Eickel, um dann in Santiago de Compostela als Abbild britischer Fußball-Fans aufzuschlagen.
In dem spanischen Städtchen herrscht inzwischen eine regelrechte Wut auf die Pilger, die ihre Ankunft und die Entbehrungen gar zu heftig feiern. Statt Andacht und Stille Lärm, vollurinierte Gassen und wachsende Kriminalität. Lokale Medien berichten, Pilger kämen oft mit Megafonen, Pauken oder Trompeten – und von Balkonen aus würden sie dafür mit Wassereimern begossen. Videos davon werden ins Netz gestellt.
Wie das Ballermann-Virus eingedämmt werden kann, dafür hat noch nicht einmal der umtriebige Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine Idee …
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