Der Staatsbesuch startete mit einer guten Nachricht. Edan Alexander wird freikommen, so versprach es die Hamas. Die Terrororganisation hatte den israelischen Soldaten am 7. Oktober 2023 als Geisel genommen. Seine Freilassung gab die Hamas am Sonntagabend bekannt, kurz bevor Israels Staatspräsident Izchak Herzog in Berlin landete.
Es gäbe also etwas zu feiern beim deutsch-israelischen Staatsbesuch. Allein der Anlass des Treffens ist ja Grund genug. Seit 60 Jahren unterhalten Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen. Nach einer schrittweisen Annäherung hatten der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard und der israelische Ministerpräsident Levi Eschkol am 12. Mai 1965 die Aufnahme dieser Beziehungen beschlossen – nur 20 Jahre, nachdem die Nazis sechs Millionen Jüdinnen und Juden grausam ermordet hatten. Es ist eine einzigartige Aussöhnung zwischen dem Land der Täter und dem Land der Opfer.
Steinmeier fordert Israel auf, den Transport von Hilfsgütern in den Gazastreifen zuzulassen
Steinmeier und Herzog würdigten das mit einem doppelten Staatsbesuch. Nach dem gemeinsamen Tag in Berlin, bei dem die beiden neben einer Aussprache im Schloss Bellevue auch das Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Berlin-Grunewald besuchten, fliegen sie am Dienstag gemeinsam nach Israel. Zwei Tage wird Steinmeier dort zu Gast sein und unter anderem ein Kibbuz besuchen, das am 7. Oktober von der Hamas überfallen worden war. Begleitet werden sie von ihren Frauen Michal Herzog und Elke Büdenbender. Diese Form des Doppelbesuchs sei einzigartig, wie das Bundespräsidialamt bereits im Vorfeld betonte.
Das machten auch die beiden Präsidenten im Garten des Schlosses Bellevue deutlich. Die Freundschaft Israels sei ein Geschenk, „das wir nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs und des Zivilisationsbruchs der Schoa nicht erwarten durften“, sagte Steinmeier. Der israelische Staatspräsident betonte seinerseits, mit Ausnahme der USA habe kein Land in den vergangenen Jahren so viel zur Unterstützung und Sicherheit Israels beigetragen wie Deutschland. Nichtsdestotrotz: Echte Feierstimmung wollte nicht aufkommen zwischen Herzog und Steinmeier.
Immer wieder zeigten beide ihre Irritation durch die Gegenseite. Steinmeier forderte Israel auf, den Transport von Hilfsgütern in den Gazastreifen zuzulassen. „Es gehört zu einer Freundschaft, sich auch Sorgen mitzuteilen“, sagte er. „Die Blockade für Hilfsgüter muss aufgehoben werden, humanitäre Hilfsgüter, medizinische Hilfsgüter – nicht irgendwann, sondern jetzt.“ Gleichzeitig ließ er keinen Zweifel an der Unterstützung Israels erkennen. „Israel führt in Gaza einen Krieg gegen eine terroristische Bedrohung“, betonte der Bundespräsident. Die Hamas verstecke sich dabei „feige hinter Zivilisten“.
Zumindest aber scheinen beide Staatschefs Hoffnung auf eine friedliche Zukunft zu haben
Herzog sagte, der Schlüssel zum Frieden im Nahen Osten sei die Befreiung der Geiseln. Er sprach von einer „heiligen Pflicht“ seines Landes. Gleichzeitig blicke er mit Sorge auf einen wachsenden Judenhass in Europa. Antisemiten „schließen sich mit neuen dunklen Mächten zusammen, die den jüdischen Staat zerstören wollen“, warnte Herzog. „Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass auch in künftigen Generationen die Schrecken des Holocausts allen bekannt sind.“
Zumindest aber scheinen beide Staatschefs Hoffnung auf eine friedliche Zukunft zu haben. Steinmeier machte deutlich, auf wen er da setzt: auf Staaten wie Saudi-Arabien. Die haben in der Vergangenheit Schritte unternommen, ihre Beziehungen mit Israel zu normalisieren. Zuversichtlich stimme ihn da auch die deutsch-israelische Geschichte, sagte das deutsche Staatsoberhaupt. Sie zeige: „Frieden ist möglich, Versöhnung ist möglich.“
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