Noch nie nahmen so viele Kardinäle an einem Konklave teil. An diesem Mittwoch werden 133 der katholischen Würdenträger unter Herbeirufung des Heiligen Geistes in die Sixtinische Kapelle ziehen. Sie sollen dann von der Welt und sämtlichen Kommunikationsmöglichkeiten abgeschlossen den Nachfolger von Papst Franziskus wählen. Untergebracht sind die Kardinäle im Vatikan-Gästehaus Santa Marta, wo der verstorbene Papst die vergangenen zwölf Jahre im nun versiegelten Apartment Nummer 201 im zweiten Stock lebte.

In unmittelbarer Nachbarschaft der versiegelten Papst-Wohnung
Das Gästehaus „Domus Sanctae Marthae“ verfügt über 105 Miniapartments und 26 Einzelzimmer. Zieht man die Papst-Suite ab, stehen 130 Zimmer für 133 Kardinäle zur Verfügung. Stockbetten oder Doppelzimmer gibt es im Vatikan nicht. Wohin also mit den übrigen drei Prälaten? Im Vatikan macht man sich derzeit auch um derart praktische Fragen Gedanken.
Schon am vergangenen Mittwoch verließen die letzten auswärtigen Gäste Santa Marta, das Gästehaus wurde geräumt. Wie es heißt, sollen die überschüssigen Papstwähler in einem neben Santa Marta befindlichen alten Gebäudekomplex untergebracht werden. Die Plätze werden ausgelost.
Vier Wahlgänge täglich erwartet
Am Mittwoch beginnt das Konklave nach einer Messe am Vormittag. Danach ziehen die Papstwähler am Nachmittag zunächst zum Gebet in die Paolinische Kapelle im Vatikan, dann nebenan in die Sixtinische Kapelle zum ersten Wahlgang. Nach dem Verschluss der Türe und den Worten „Extra omnes!“ beginnt die Wahl.
An den folgenden Tagen sind je zwei Wahlgänge vormittags und nachmittags, also vier Durchgänge täglich, geplant. Weil der Kardinaldekan Giovanni Battista Re (91) und sein Stellvertreter Leonardo Sandri (81) die Altersgrenze überschritten haben, leitet der nächste ranghöchste Kardinal das Konklave, es ist der bisherige Kardinalstaatssekretär und Favorit Pietro Parolin.
Bei schwerem Regelverstoß droht Kardinälen Exkommunikation
Die Kardinäle sind zur Verschwiegenheit während und nach dem Konklave verpflichtet, bei Zuwiderhandlung droht die Exkommunikation. Der Wahlsieger muss Zweidrittel, also derzeit 89 Stimmen, auf sich vereinigen. Solange das Quorum nicht erreicht ist, werden die Stimmzettel unter Beigabe dunklen Farbstoffes in einem Ofen in der Sixtina verbrannt, aus dem Dachkamin der Kapelle steigt dann schwarzer Rauch. Erreicht einer der Kandidaten Zweidrittel der Stimmen, ist der neue Papst gewählt. Dann wird den Zetteln bei der Verbrennung eine Patrone mit weißem Farbstoff beigegeben. Also steigt weißer Rauch aus dem Kamin und die Welt weiß: Die katholische Kirche hat einen neuen Papst.
Ursprünglich sind, weil zum Zeitpunkt der Sedisvakanz noch nicht 80 Jahre alt, 135 Kardinäle im Konklave wahlberechtigt. Allerdings gibt es zwei Absagen aus gesundheitlichen Gründen. Kardinal Antonio Cañizares Llovera aus Valencia hat sich abgemeldet, ebenso wie John Njue aus Nairobi. Zunächst wollte auch Vinko Puljić aus Sarajevo wegen medizinischer Probleme nicht nach Rom kommen, er hat es sich nun aber anders überlegt. Zwei Wahlgänge am Tag sind in der Sistina geplant, für Puljić ist das zu anstrengend. Deshalb soll ein dreiköpfiges Kardinalskomitee bei jedem Wahlgang den Stimmzettel des Bosniaken in Santa Marta abholen und in die Sixtinische Kapelle bringen. Das dürfte zu Verzögerungen führen.
Skandal um peruanischen Papstwähler Kardinal
Neben der Frage, wer ein guter Kandidat für die Nachfolge von Franziskus sein könnte, beschäftigen zwei unbequeme Personalien die Papstwähler. So nimmt auch der Peruaner Juan Luis Cipriani Thorne an den täglichen Beratungen teil. Der emeritierte Erzbischof von Lima wird beschuldigt, in den achtziger Jahren einen Jugendlichen sexuell missbraucht zu haben. Obwohl Franziskus dem Peruaner unter anderem das Tragen der Kardinalsinsignien verboten hat, nimmt er an den Beratungen im Vatikan teil. Die anderen Kardinäle dulden Ciprianis Präsenz stillschweigend.
Ins Konklave zieht der 81-Jährige aus Altersgründen nicht ein. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte, die Einladungen zu den Beratungen seien an alle Kardinäle verschickt worden, auch wenn der Fall Ciprianis bekannt gewesen sei. Dass ein Mann wie Cipriani am Vorkonklave teilnehmen durfte, zeigt, wie schwer sich die katholische Kirche immer noch mit der Missbrauchsthematik tut.
Aufregung gab es auch um den italienischen Kardinal Angelo Becciu, dem Franziskus 2020 die Amtsrechte wegen des Vorwurfs der Korruption und Vetternwirtschaft entzog. Zunächst bestand der 76-Jährige auf seiner Teilnahme am Konklave, zog dann aber zurück., Kardinalstaatssekretär Parolin, soll Becciu zuvor zwei Briefe gezeigt haben, in dem der Papst dem Kardinal die Teilnahme am Konklave höchstpersönlich verboten hat.
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