Frauen in der Bundeswehr sind normal – gleichberechtigt sind sie noch nicht
Frauen sind in der Bundeswehr längst normal. Doch wirklich gleichberechtigt sind sie bis heute noch nicht. Das muss sich ändern - die Verteidigungsministerin ist gefragt.
Wer kennt Tanja Kreil? Man sollte sie kennen, wenn man über Frauen bei der Bundeswehr spricht. Mitte der 90er Jahre – also noch vor der Aussetzung der Wehrpflicht – klagte sich die junge Frau durch alle Instanzen, um als Soldatin bei der Bundeswehr zugelassen zu werden. Im Jahr 2000 bekam sie vor dem Europäischen Gerichtshof recht. Mit Folgen. Heute sind Frauen längst in der kämpfenden Truppe präsent.
Frauen in der Bundeswehr: Israel kann als Beispiel dienen
Und siehe da, die Bundeswehr gibt es immer noch. Zuvor hatten Soldaten und konservative Politiker den Untergang des Abendlandes an die Wand gemalt, wenn die Bundeswehr sich in allen Truppenteilen für Frauen öffnet.
Überfällig sind jedoch weitere Schritte hin zu einer umfangreichen Gleichberechtigung bei den Streitkräften. Die neue Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat angekündigt, die Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen bei der Bundeswehr endlich zu verbessern .
Ein Blick nach Israel zeigt, dass in Deutschland noch viel passieren muss. Frauen als Befehlshaberinnen sind dort alles andere als exotisch. Israels Armee hat das nicht geschadet. Fachleute halten sie für eine der kampfstärksten der Welt.
Die Diskussion ist geschlossen.
"Doch wirklich gleichberechtigt sind sie bis heute noch nicht."
"Überfällig sind jedoch weitere Schritte hin zu einer umfangreichen Gleichberechtigung."
Nanu, Herr Kaminski, sind Sie jetzt auch Bundeswehrinsider, oder auf welche Fakten und Gegebenheiten stützen sich diese Aussagen?
Wo genau sehen Sie (oder die Ministerin) Gleichberechtigungsmängel?
Lediglich daran, daß es bisher erst 5 Frauen in die Dienstgradgruppe der Generäle geschafft haben?
Könnte das nicht etwa schlicht am Anteil der Frauen liegen (Insgesamt z. Zt. Rund 12%)? Von den etwa 6000 weiblichen Offizieren wäre hier für eine faire Betrachtung auch deren Anteil an den Stabsoffizieren interessant, welche eine eigene Dienstgrad- und Karrieregruppe bilden (nicht jede(r) will überhaupt in diese Dienstgradgruppe), und von denen auch von den Männern längst nicht jeder General wird (rund 180 Dienstposten).
Quoten gibts bisher bei der Bundeswehr nicht, und das finden sowohl Männer als auch Frauen dort gut so.
In der Israelischen Armee gab es erstmalig 2011 eine Generalin (im Personalamt) und 2 Oberste, weitere Zahlen fand ich nicht.
Laut Wikipedia beträgt der Frauenanteil in der israelischen Armee 40%, wobei der Offiziersanteil 57% beträgt, während ihr Anteil in den Kampfeinheiten bei 5% liegt.
Bei der Bundeswehr wird ihr Anteil insgesamt mit Rund 13%, im Heer mit 7,3% angegeben.
Was nun an der Israelischen Armee als Beispielgebend für Gleichbereichtigung sein soll, erschließt sich mir nicht, zumal auch in der Bundeswehr, entgegen Ihrer Aussage, Frauen in Kommandeurspositionen zwar ungewöhnlich, aber beileibe nichts exotisches mehr sind.
Was ansonsten die Rolle der "Kriegerinnen" in der Israelischen Armee angeht, scheinen Sie sich Ihre Aussagen auch nur auf Klischees zu stützen. Ein nicht ganz aktueller, aber anscheinend etwas besser recherchierter Artikel Ihrer Kollegen von der Welt zeichnet ein ganz anderes Bild:
https://www.welt.de/politik/article2207152/Von-wegen-hart-Israel-und-seine-Soldatinnen.html
Gleichberechtigung bedeutet aber auch gleich verpflichtet. Wollen wir das wirklich, Frauen in aktiven Kampf Verbänden? Die verstorbenen deutschen Soldaten in Afghanistan sind allesamt männlich. Sollten wir wirklich auch Frauen gleichberechtigt und gleich verpflichtet in solche Situationen und potentiell auf Sterbelisten bringen? Ich habe da Bedenken.
Man kann schon Gleichberechtigung fordern, solange es um positive Aspekte geht. Nur darf man dann eben nicht die negativen Seiten aussparen. Es würden sich wohl auch nicht wenige Soldatinnen finden, die in aktiven Kampf Verbänden tätig werden wollen. Aber ob das wirklich sein muss? Eine schwierige Sache finde ich. Denn auch in der Praxis kann dies im Einsatz zu Problemen führen. Und damit meine ich nicht die Qualifikation und Fähigkeiten der Soldatinnen.
Ob wir Frauen in aktiven Kampfverbänden wollen, diese Frage ist lange diskutiert worden, sie stellt sich jedoch seit dem Beschluss des Europäischen Gerichtshofs im Jahr 2000 nicht mehr. Sie sind schon lagen dort, und nicht wenige.
Es ist ihre Entscheidung und, wenn diese Feststeht, nur eine Frage ihrer Eignung und Leistungsfähigkeit.