
Die Verhandlungen über ein neues Getreideabkommen sind fürs Erste gescheitert. Trotzdem muss der Kreml mit Erdogan im Gespräch bleiben.
Auf den Papst hört Wladimir Putin nicht, auf Olaf Scholz und Emmanuel Macron sowieso nicht – und auf Recep Tayyip Erdogan offenbar auch nicht mehr. Der türkische Präsident, selbst ein Autokrat reinsten Wassers, hat im vergangenen Jahr immerhin ein Ende der russischen Seeblockade mit ausgehandelt, nach dem die Ukraine wieder größere Mengen ihres Getreides exportieren konnte. Sein Versuch, dem im Juli ausgelaufene Abkommen ein neues folgen zu lassen, ist nun allerdings gescheitert – zumindest fürs Erste.
Getreideabkommen scheitert: Beziehung zwischen Erdogan und Putin abgekühlt
Erdogans Draht zu Putin ist demnach brüchiger als er selbst es behauptet und die wechselseitigen Wirtschaftsbeziehungen es vermuten lassen. So bauen russische Unternehmen an der türkischen Mittelmeerküste im Moment nicht nur das erste Atomkraftwerk des Landes. Außerdem will die Türkei auch eine wichtige Verteilstation für russisches Erdgas werden.
Dass Erdogan, dessen Land selbst Mitglied der Nato ist, nach anfänglicher Skepsis inzwischen offen für eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine wirbt, dürfte sein Ansehen im Kreml und seine Verhandlungsposition jedenfalls nicht gestärkt haben. Trotzdem wird Putin versuchen, mit ihm im Gespräch zu bleiben, für den Despoten aus Moskau ist die Türkei, wenn man so will, die letzte verbliebene Verbindung zum Westen. Erdogan wiederum verhandelt nicht nur aus Solidarität mit der Ukraine über ein neues Getreideabkommen, sondern auch aus sehr egoistischen Motiven. Er fürchtet, dass eine Eskalation des Krieges an der ukrainischen Schwarzmeerküste auf die gesamte Region übergreifen könnte. Unruhe von außen allerdings kann Erdogan im Moment nicht gebrauchen. Er hat in der Türkei selbst schon Probleme genug.
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