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Kommentar: US-Militärpläne im „Signal“-Gruppenchat: Die Lage ist zu ernst zum Lachen

Kommentar

US-Militärpläne im „Signal“-Gruppenchat: Die Lage ist zu ernst zum Lachen

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    Sowohl US-Präsident Donald Trump (links) als auch sein Verteidigungsminister Pete Hegseth machten keine gute Figur bei dem peinlichen Gruppenchat auf „Signal“.
    Sowohl US-Präsident Donald Trump (links) als auch sein Verteidigungsminister Pete Hegseth machten keine gute Figur bei dem peinlichen Gruppenchat auf „Signal“. Foto: AP, dpa

    Der Chat-Leak der Trump-Regierung könnte als Realsatire vom Feinsten durchgehen. Da kommuniziert das gesamte für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten zuständige Team des Präsidenten über einen ungesicherten Kanal Kriegspläne in Echtzeit und niemand fragt sich, wer der Teilnehmer mit dem Kürzel „JG“ ist. Dieser entpuppt sich dann als Jeffrey Goldberg, Chefredakteur des renommierten Magazins The Atlantic, den Sicherheitsberater Michael Waltz vermutlich aus Versehen dem Zirkel hinzugefügt hat.

    Goldberg erhielt so Einblick in das Teenager-Verhalten von Leuten, die – nochmal zur Wiederholung – eigentlich für Amerikas Sicherheit zuständig sein sollen. Ein Trupp, der mehr von Testosteron als Verstand angetrieben wird. Allen voran der Moderator des Chats, Verteidigungsminister Pete Hegseth.

    Verteidigungsminister Hegseth bestätigt alle Befürchtungen, die es bei seiner Nominierung durch Donald Trump gab

    Der ehemalige Moderator beim rechten Fernsehsender Fox News ist schon zuvor in den sozialen Medien wegen seiner offenkundig mangelnden Eignung als „DEI-Einstellung“ des Pentagon verspottet worden. Eine Anspielung auf die Besessenheit des Mannes bei seinem Feldzug gegen Inklusions-Programme, die nach seinem Befinden nicht die Besten, sondern Minderheiten anheuern.

    Hegseth bestätigt nun alle Befürchtungen, die es bei seiner Nominierung durch Donald Trump schon gab. Wie sonst hätte er so achtlos das Leben amerikanischer Soldatinnen und Soldaten mit dem Herausposaunen detaillierter Militärpläne im Jemen auf einem ungesicherten Gruppenchat riskieren können?

    Aber auch CIA-Direktor John Ratcliffe und die nationale Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard müssten kraft ihres Amtes wissen, dass hier nicht die App „Signal“ das Problem ist, sondern dass dies die ungesicherten Geräte sind, auf denen sie installiert ist. Amateure allesamt. Fast lachhaft wirkt auch die Scheinheiligkeit mit Blick darauf, wie Donald Trump im Jahr 2016 noch „Sperrt Sie ein“-Sprechchöre gegen Hillary Clinton wegen des Gebrauchs eines privaten E-Mail-Servers angefeuert hatte. Jetzt tut der Präsident so, als ob nichts geschehen sei. Und er selbst habe sowieso nichts mit dem Fall zu tun.

    Weit von einer Realsatire entfernt ist dagegen der Eindruck, den die Runde in Sachen Europa-Feindlichkeit der neuen US-Regierung vermittelt. Einmal mehr profilierte sich Vizepräsident J.D. Vance als Scharfmacher gegen die Verbündeten. Er riet von einem Schlag gegen die Huthis im Jemen ab, weil der Miliz-Beschuss der Handelsrouten durch den Suezkanal vor allem der Europäischen Union helfen würde.

    Diese Chat-Panne ist ein Grund mehr für Europa, um schleunigst die eigene Sicherheit in die Hand zu nehmen

    Erhellend ist dann der Rest des Austauschs. Man werde Europa für den Militärschlag zur Kasse bitten, versicherte Sicherheitsberater Michael Waltz. Eigentlich kurios, aber vor allem bedenklich, weil das für den Nato-Gipfel im Sommer Schlimmes befürchten lässt.

    Schließlich gerät die Rolle von Steve Witkoff in den Blick, der wie Tech-Milliardär Elon Musk von niemandem gewählt im innersten Zirkel der Regierung mitmischt. Der Golffreund und Ukraine-Vermittler Trumps entpuppte sich in einem Interview nach Rückkehr aus Moskau als großer Putin-Versteher.

    So peinlich der Chat-Leak auch sein mag: Aus europäischer Sicht ist die Lage zu ernst, um sich über das Amateur-Team auf dem Zirkuswagen des Präsidenten bloß zu amüsieren. Ein Grund mehr, schleunigst die eigene Sicherheit in die Hand zu nehmen.

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    1 Kommentar
    Wolfgang Boeldt

    OK - eindeutig eine Panne. Nothing is perfect. Erinnern sich noch einige an die Taurus-Abhöraffäre von vor einem oder anderthalb Jahren?

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