So recht mag sich der Name nicht erschließen. Nimbus - das bedeutet eigentlich so viel wie: Heiligenschein, Ruhm, Prestige. Nichts davon passt zu dem Virus, das die Welt in einen jahrelangen, zermürbenden Ausnahmezustand versetzt hatte und dessen neuester Abkömmling mit ebendiesem Namen sich jetzt ausbreitet.
Es ist das erste Mal seit Langem, dass Corona überhaupt wieder ein Thema ist. Selbst im Winter gab es in Deutschland keine nennenswerte Infektionswelle. Jetzt taucht das Virus plötzlich in der öffentlichen Wahrnehmung wieder auf. Nimbus, auch als NB. 1.8.1 bezeichnet, zirkuliert derzeit besonders stark in Asien, etwa in Hongkong, China und Thailand. Längst ist das Virus aber freilich auch in Europa angekommen. In Deutschland lag der Anteil von Nimbus - ein Subtyp der seit Langem dominierenden Omikron-Variante - dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge zuletzt bei 37,5 Prozent.
In Bayern wurde Nimbus erstmals im April nachgewiesen
Im bayerischen Abwassermonitoring wurde die Variante NB. 1.8.1 das erste Mal Mitte April 2025 in einer Probe aus Aschaffenburg nachgewiesen, wie das bayerische Gesundheitsministerium auf Nachfrage mitteilt. Seither verbreitet sie sich immer mehr. Innerhalb einer Kalenderwoche gab es nach Angaben von Bay-Voc, dem molekulargenetischen SARS-CoV-2 Überwachungsnetzwerk in Bayern, zuletzt eine Zunahme des Anteils dieser Variante um 30 Prozent.
Wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickeln wird, ist indes schwer vorhersehbar. „Es lässt sich derzeit keine belastbare Vorhersage über eine mögliche ,Sommerwelle‘ in diesem Jahr treffen“, sagt Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) gegenüber unserer Redaktion. „Grundsätzlich ist das Infektionsgeschehen dynamisch. Sowohl das RKI als auch das LGL analysieren und bewerten das aktuelle SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen sowie das Infektionsgeschehen akuter respiratorischer Erkrankungen im Allgemeinen daher kontinuierlich anhand der zur Verfügung stehenden Daten.“
Covid folgt keinem vorhersehbaren saisonalen Muster
Das Virus bleibt also, wie schon in der Vergangenheit, unberechenbar. Auch, wenn saisonale Aspekte eine Rolle spielen könnten, folge Covid-19 bislang keinem vorhersehbaren saisonalen Muster, wie das bei den meisten anderen akuten Atemwegserkrankungen der Fall sei, sagt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.
Wie viele Menschen gerade tatsächlich eine Corona-Infektion haben, ist nur sehr schwer zu beziffern, denn getestet wird kaum mehr. Dennoch gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass sich das Virus derzeit wieder verstärkt ausbreitet, das zeigt dem RKI zufolge auch eine leicht steigende Viruslast im Abwasser. „Es gibt nur noch wenig Überwachung in Echtzeit für SARS-CoV2, aber es scheint sich eine neue Infektionswelle, wahrscheinlich mit der Variante NB. 1.8.1 abzuzeichnen“, erklärt Isabella Eckerle, Leiterin des Zentrums für Neuartige Viruserkrankungen in Genf, auf der Plattform X. „Nach relativ langer Zeit ohne viel Aktivität wäre dies erneut eine Sommerwelle.“ Bei der Mehrheit der Bevölkerung werde die neue Variante Eckerle zufolge wahrscheinlich keine schwere Erkrankung hervorrufen, dennoch gebe es weiterhin Risikogruppen, die stärker gefährdet seien.
WHO: Bisherige Impfstoffe schützen weiterhin
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft NB. 1.8.1 als „Variante unter Beobachtung“ ein. Hinweise, dass Nimbus gefährlicher als seine Vorgänger sein könnte, gebe es bisher nicht. Trotz einer Zunahme der Fälle und demzufolge der Krankenhauseinlieferungen in Ländern, in denen die neue Variante besonders verbreitet ist, gebe es bislang keine Anzeichen dafür, dass sie schwerere Erkrankungen auslöse als andere Varianten, heißt es bei der WHO. Zudem sei zu erwarten, dass die derzeit zugelassenen Impfstoffe auch bei einer Infektion mit Nimbus vor schweren Verläufen schützen.
Künftig soll es außerdem einen Impfstoff geben, der sowohl vor Corona als auch vor der Grippe schützt - wann genau das der Fall sein wird, ist aber noch unklar. „Aktuell befinden sich zwei Kombinationsimpfstoffe COVID-19/Influenza in Phase III der klinischen Prüfung“, erklärt ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums. „Die diesbezüglichen Zulassungsverfahren sind also noch nicht abgeschlossen. Ob und wann die Zulassungen von den Zulassungsbehörden erteilt werden und wann die Kombinationsimpfstoffe dann von den pharmazeutischen Unternehmern auf dem Markt zur Verfügung gestellt werden, ist nicht bekannt.“
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