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Machtwechsel in der SPD: Lars Klingbeil strahlt im Sonnenlicht, während Saskia Esken in die Röhre schaut

Regierungsbildung

Die Sonne scheint für Lars Klingbeil

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    Lars Klingbeil steht in der Sonne, der Rest der SPD-Führungsriege im Schatten.
    Lars Klingbeil steht in der Sonne, der Rest der SPD-Führungsriege im Schatten. Foto: Michael Kappeler/dpa

     „Klingbeil steht in der Sonne“, ruft einer der Reporter, als die Ministermannschaft der SPD herbeischreitet. Die Riege nimmt Aufstellung im Schatten eines alten Gasometers im Berliner Stadtteil Schöneberg. Parteichef Lars Klingbeil steht außen und auf ihn fallen noch Sonnenstrahlen, seine Co-Vorsitzende Saskia Esken steht im Halbschatten. Die Kameras klicken. Wenige Minuten später soll der Koalitionsvertrag mit CDU und CSU unterzeichnet werden. Es ist ein symbolischer Akt an diesem Montag, weshalb seiner Inszenierung eine hohe Bedeutung beikommt.

    Unterschrieben wird der Vertrag in einem alten Gaskraftwerk, rote Backsteinmauern treffen auf Glas und Beton. Alt und neu, Tradition mit Zukunft. Früher wohnte das sozialdemokratische Ausnahmetalent Kevin Kühnert ganz in der Nähe. Kühnert hat sich im Herbst letzten Jahres aus der Politik zurückgezogen. Mit Lars Klingbeil ist er befreundet. Kühnert war es einst, der Esken den Weg an die Spitze der SPD geebnet hat. Klingbeil hat nun diese Karriere beendet. Für die 63-Jährige ist kein Platz mehr in der neuen Aufstellung der SPD. Während ihr Co-Chef Vize-Kanzler und Finanzminister wird, bleibt Esken nur ihr Parteiamt. Und das wohl auch nur bis zum nächsten Parteitag im Sommer.

    Klingbeil: Freundlich, aber knallhart

    Ein künftiger Staatssekretär der CDU wundert sich, wie robust Klingbeil bei den Genossen die Personalentscheidungen durchgedrückt hat. „Die sind da knallhart.“ Bevor die Unterschriften unter den Vertrag gesetzt werden, halten die vier Parteivorsitzenden kurze Reden. Friedrich Merz und Klingbeil geben sich staatstragend, Söder kaspert dazwischen und Esken blickt auch zurück. Sie dankt dem scheidenden SPD-Kanzler Olaf Scholz für seine Arbeit als Regierungschef. Wer darf den Blick nach vorne richten? Wer schaut zurück? Auch das ist an einem solchen Tag von Bedeutung.

    Esken hatte bis zuletzt gehofft, Teil dieser Regierung zu werden. Vergeblich. In der Partei wurde sie ständig angezählt, ihr eigener Landesverband Baden-Württemberg versagte ihr die Unterstützung. Noch am Wochenende sprang ihr Klingbeil rhetorisch bei. „Ich finde es beschämend, wie Diskussionen in den letzten Wochen gelaufen sind“, beklagte der 47-Jährige. Dabei wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, Esken ein Trostpflaster zu verpassen. Entwicklungshilfe oder Umweltschutz sind Ministerien, die seit Jahr und Tag für diese Kategorie infrage kommen.

    Doch der Niedersachse hatte anderes im Sinn. Am Wahlsonntag Ende Februar, der gleichzeitig sein Geburtstag war, hat er sich in der Stunde der Niederlage ein Geschenk an sich selbst gemacht. Er griff für die Übergangszeit nach dem Fraktionsvorsitz. Während der Koalitionsverhandlungen mit der Union fand er einen guten Draht zu Friedrich Merz. Den Konservativen handelte er sieben Ministerien ab, obwohl die Sozialdemokraten nur 16,4 Prozent der Stimmen geholt hatten.

    Ein Kabinett nach Klinikbeils Geschmack

    Machtpolitisch ist auch die neue Ministerriege eine Demonstration von Klingbeil. Selbst verlässliche SPD-Kritiker unter den Hauptstadtjournalisten zollen ihm öffentlich Respekt. „Und für die SPD kann ich nur sagen: Es ist das Beste in einer Demokratie, was man leisten kann, wenn aus Gegensätzen Lösungen gemacht werden, wenn Brücken gebaut werden“, sagt Klingbeil in seiner Rede. Und er bestimmt auch, wer nicht mehr drüber gehen kann. Saskia Esken gehört dazu, aber auch Langzeit-Arbeitsminister Hubertus Heil. Er muss sich von seinem Amt verabschieden. Dahin auch die Hoffnung, dass er wenigstens neuer Fraktionschef wird. An seiner statt hat Matthias Miersch den Zuschlag bekommen. Der bisherige Generalsekretär kann einfach besser mit Klingbeil. 

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    1 Kommentar
    Wolfgang Boeldt

    Klingbeil sollte mal den Götz von Berlichingen von Goethe lesen, oder besser noch anschauen => "Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten". Der Stellvertreter des Bundeskanzlers wirds schneller merken als ihm vielleicht lieb ist.

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