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Medien und Schule: Ruf nach Medienbildung in Schulen: „Auf einer Ebene wie Lesen und Schreiben“

Medien und Schule

Ruf nach Medienbildung in Schulen: „Auf einer Ebene wie Lesen und Schreiben“

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    Die Informationsflut ist gerade auf sozialen Medien enorm.
    Die Informationsflut ist gerade auf sozialen Medien enorm. Foto: Zacharie Scheurer, dpa (Symbolbild)

    Es ist laut im Museum für Kommunikation. Radiobeiträge schallen aus Lautsprecherboxen. Videoaufnahmen wie die des bald- wieder-Präsidenten Donald Trump oder Außenministerin Annalena Baerbock flackern über große Bildschirme und ziehen die Aufmerksamkeit einer Gruppe Jugendlicher auf sich. Collagen mit Pressefotos in schwarz-weiß geben historische Eindrücke. Die interaktive Sonderausstellung „Nachrichten“ stellt die Nachrichtenagentur Deutsche Presse Agentur (DPA) und die Entwicklung der Informationsverbreitung vor. Gerade bei Schulklassen kommt das Thema an. Medienwissenschaftlerin Sabine Schiffer findet, das Thema müsse im Unterricht verankert werden.

    2024 war das Jahr der Nachricht. Die Initiative „Use the News“, die unter anderem von der DPA initiiert wurde, wollte mit dem Jahr auf die Bedeutung von vertrauenswürdigen Informationen aufmerksam machen. Denn Nachrichten sind überall, unbegrenzt und jederzeit abrufbar. Und sie werden immer mehr. Die Ausstellung im Museum für Kommunikation zeigt die rasante Entwicklung anschaulich. Wurden vor hunderten Jahren noch Nachrichtenblätter mit der Postkutsche ausgeteilt, ist heute die Nachrichtenflut des digitalen Zeitalters kaum mehr zu überblicken.

    Somit sind Nachrichten zwar einerseits einfacher abzurufen, andererseits führt die schiere Masse dazu, dass viele Menschen den Nachrichten überdrüssig werden. Der Digital News Report der Nachrichtenagentur Reuters macht zudem deutlich: Nicht nur der Konsum von Nachrichten geht zurück, auch das Vertrauen in die Medien ist in den vergangenen zehn Jahren gesunken.

    Thema Medienkompetenz kommt besonders bei Schulklassen an

    Die Ausstellung im Berliner Museum für Kommunikation erklärt, wie Nachrichtenredaktionen arbeiten und wie Journalistinnen und Journalisten recherchieren. Gleichzeitig steht dabei der eigene Nachrichtenkonsum der Besucherinnen und Besucher im Fokus. „Mit der Ausstellung wollen wir ein kritisches Bewusstsein schaffen“, erklärt Kuratorin Hannah Fiedler. Das Interesse für die Ausstellung sei hoch, gerade weil das Thema aktuell sei. Insbesondere Lehrerinnen und Lehrer buchten gerne Lernangebote zum Thema Medienkompetenz, sagt Fiedler: „Bei Lehrkräften ist die Nachfrage sehr hoch, die haben das Thema voll auf dem Schirm.“

    Für Medienwissenschaftlerin Sabine Schiffer ist eine Ausstellung im Museum allerdings nicht genug. Sie fordert ein Fach für Medienbildung in den Schulen: „Das halte ich für zentral in einer Demokratie, das ist für mich auf einer Ebene wie Lesen und Schreiben.“ Schiffer ist Leiterin des Instituts für Medienverantwortung in Berlin und Professorin für Journalismus und Kommunikation in Frankfurt am Main. Die Entwicklung des Nachrichtenüberdrusses in der Gesellschaft bereite ihr Sorgen, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wenn sich die Menschen abwenden, findet Politik auf einer nichtbeteiligten Ebene statt“, sagt die Professorin. Das sei für eine demokratische Gesellschaft nicht gesund, eine „Katastrophe“, wie sie sagt.

    Medienwissenschaftlerin fordert mehr „Mut und Unterscheidung“ im Journalismus

    Auch deshalb sei eine erlernte Medienkompetenz notwendig. Zudem kritisiert Schiffer die Medien, weil ihrer Meinung nach die Qualität zurückgehe, damit sinke auch das Vertrauen. „Journalistinnen und Journalisten können dagegenwirken, indem sie zum Beispiel ihre Arbeitsweise und Recherchewege transparent machen“, sagt die Medienwissenschaftlerin. Sie wünsche sich mehr „Mut und Unterscheidung“ innerhalb der Medien, und dass diese populistische Strategien früher durchschauen.

    Ein dystopischer Blick in die Zukunft, eine Gesellschaft, die immer weiter auseinanderdriftet, komplexe Probleme, die schwierig zu lösen sind – ist das alles, was bleibt? Nein. Es gibt sie nämlich bereits, die konstruktiven Nachrichteninhalte, die zu einer demokratischen Gesellschaft beitragen. Zumindest laut der DPA-Kampagne „Use the news“, die am Ende der Ausstellung im Museum für Kommunikation persönliche Vorzeigebeispiele junger Menschen hervorheben. Dabei auffällig: Überwiegend werden Podcasts genannt, die sowohl politisch aufklären als auch unterhaltsam berichten.

    Was Kuratorin Hannah Fiedler ebenso Hoffnung macht: Die „Use the News“- Initiative hat bei einer bundesweiten Aktion Jugendliche in ihrer Medienkompetenz gefördert und mit Workshops und Vorträgen Einblicke in die Welt der Nachrichten gegeben. Eines dieser sogenannten „Newscamps“ fand im Museum für Kommunikation in Berlin statt. „Das war supergut besucht, das war ein lebendiger Tag. Und sowas stimmt einen zuversichtlich“, sagt Fiedler.

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    3 Kommentare
    Martin Goller

    "Sie fordert ein Fach für Medienbildung in den Schulen", Klare Mehrheit der Deutschen fordert Schulfach "Klimaschutz", "DIHK fordert Wirtschaftsethik-Unterricht in Schulen", "Neues Schulfach „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“ in Bayern geplant", Verfassungsviertelstunde,... Bei jedem gesellschaftlichen Problem fordert man die Schule. Meiner Meinung nach eigentlich eine gute Sache - wenn die Schule die Zeit, Ausstattung und Expertise hätte. Man hat an der weiterführenden Schule eine volle Stundentafel bei der man in vielen Bereichen mit den derzeit geforderten Inhalten schon kaum fertig wird. Dann soll das ganze auch noch möglichst in verschiedensten Sozialformen und Kreativ sein. Dann will man noch möglichst viele praktische Erfahrungen einbauen, also Betriebserkundungen, Praktika, Planspiel, etc. Ein Schultag hat in der Regel 6 Stunden. Man kann das sicher einbauen, muss dann aber so ehrlich sein und alles sagen was wegfallen soll! Oder konsequent Ganztagsschule einführen.

    Marianne Böhm

    Was man bis heute beobachten konnte, nach dem man Jugendliche versucht hat politisch aufzurütteln, dass es nichts nützt wenn Bildung im allgemeinen fehlt. Sehen sie ins Ausland in Länder die politisch, religiös geprägt sind, das sind Diktaturen, korrupte Länder. Die Jungen heute haben keine richtigen Vorbilder, es wird nur nach laut, frech oder radikal orientiert. Auch sind sie völlig Empathielos und ohne Erziehung. In Irland haben Lehrkräfte sich dagegen gewehrt Schulkinder bis zu 10 Jahren noch die Windeln zu wechseln, sauber zu machen. Bei uns müssen Kindergärtner/Innen den Kinder bis zum Schulbeginn die Windel wechseln. Früher mussten die Kinder mit drei Jahren sauber sein, heute das einfordern, schadet dem Kind. Mein Erwachsenen Leben darf nicht von einem unmündigen, Kind, Jugendlichen abhängig sein. Das sie politische Richtlinien wissen sollten, wer Bundeskanzler ist, wie er gewählt, oder Bundestag, Gesetze gemacht werden usw.. aber keine Wahlentscheidungen mittreffen.

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    Martin Müller

    O tempora, o mores! Aber machen Sie sich keine Sorgen um Ihr Erwachsenenleben, Frau Böhm. Die weisen Alten sind bei den Wahlen auch die nächsten beiden Dekaden noch klar im Vorteil. Die Frage ist nur, ob die ungezogenen Kinder und Jugendlichen von heute wirklich die Suppe auslöffeln, wenn sich die Alten selbst ins Abseits wählen. Aber dann sind diese ungebildeten Kretins eben daran schuld, richtig?

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