Was James-Bond-Fans seit den 1990er-Jahren aus dem Kino kennen, wird nun Wirklichkeit. Der britische Geheimdienst MI6 bekommt erstmals eine Chefin: Blaise Metreweli, eine Top-Agentin mit Expertise in Technologie und Nahost, übernimmt im Herbst 2025 das Kommando von Richard Moore, der nach fünf Jahren im Amt zurücktritt. In einer Welt voller Cyber-Bedrohungen und geopolitischer Spannungen soll Metreweli den Dienst fit für die Zukunft machen.
Während die britische Schauspielerin Judi Dench als „M“ auf der Leinwand bereits vor fast 30 Jahren die Leitung des MI6 innehatte, ist Metreweli nun die erste Frau, die diesen Posten in der Realität übernimmt – mehr als ein Jahrhundert nach der Gründung des britischen Auslandsgeheimdienstes. Derzeit leitet die 47-Jährige die Technologieabteilung des Secret Intelligence Service. Eine Position, die an den legendären Gadget-Experten „Q“ aus den Bond-Filmen erinnert.
Metreweli träumte schon als Kind, Spionin zu werden
Ihr Interesse an der geheimen Agentenwelt begann früh und wurde schließlich Realität. Metreweli träumte schon als Kind davon, Spionin zu werden, wie sie einmal in einem Interview verriet, damals noch anonym als „Ada“. Sie studierte Anthropologie an der University of Cambridge und bewarb sich dann zunächst für den diplomatischen Dienst, bevor sie im Rekrutierungsprozess des MI6 landete.
Ihre ersten Aufgaben im Bereich der Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen beschrieb sie voller Leidenschaft und Begeisterung als eine Gelegenheit, sich mit der „wirklich tiefgehenden Wissenschaft“ der Nukleartechnologie auseinanderzusetzen. Gleichzeitig habe sie Beziehungen zu Agenten im Ausland aufgebaut, „die ihr Leben riskierten, um Geheimnisse mit uns zu teilen“.
Die neue Chefin kann auf eine 26-jährige Geheimdienstkarriere verweisen
Metreweli gilt als hoch qualifiziert für den Job: In ihrer 26-jährigen Geheimdienstkarriere war sie zeitweise auch beim britischen Inlandsgeheimdienst MI5 tätig, wo sie als Leiterin der Direktion „K“ für die Überwachung von Bedrohungen durch Staaten wie Russland, China und den Iran verantwortlich war. Ihre Expertise im Nahen Osten dürfte vor dem Hintergrund aktueller Konflikte in der Region besonders gefragt sein.
Die britischen Geheimdienste stehen zugleich vor einer Vielzahl weiterer Bedrohungen. In einer Rede vor einigen Monaten sagte der scheidende MI6-Chef Richard Moore, er habe die Welt in fast vier Jahrzehnten „noch nie in einem gefährlicheren Zustand erlebt“ – und verwies auf das Wiedererstarken des IS, ein zunehmend selbstbewusstes China und die Instabilität durch Russlands Krieg in der Ukraine.
Frauen haben oft ein Gespür dafür, Vertrauen aufzubauen
In heiklen Einsatzlagen, sagte Metreweli einmal, könne es ein Vorteil sein, eine Frau zu sein – etwa bei der Anwerbung von Informanten. Als Agent müsse man oft Tausende risikobasierte Entscheidungen treffen. Es gebe keine Etikette, es sei „eine Art Niemandsland“. Dann hätten Frauen häufig ein Gespür dafür, Vertrauen aufzubauen und eine gemeinsame Ebene zu finden.
Trotzdem hinkte der MI6 im Hinblick auf Gleichstellung lange der Realität – und der Hollywood-Fiktion – hinterher. Während beim Inlandsgeheimdienst bereits zwei Frauen an der Spitze standen, blieb der MI6 bis heute eine Männerdomäne. Erst unter dem scheidenden Chef Richard Moore kam Bewegung in die Personalpolitik: Er setzte sich aktiv für eine weibliche Nachfolge ein. Mit der Ernennung von Metreweli wird dieses Versprechen nun eingelöst.
In der Realität trägt der MI6-Chef übrigens nicht den Codenamen „M“, sondern wird als „C“ bezeichnet – eine Tradition, die auf den ersten Leiter des Dienstes, Mansfield Cumming, zurückgeht.
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