Wenige Wochen vor den Beratungen der Mindestlohnkommission herrscht in der Koalition und unter Volkswirten Streit über die von der SPD geforderte Erhöhung der Stundenvergütung auf 15 Euro. Nach Berechnungen des DGB würden rund sechs Millionen Beschäftigte, die derzeit zwischen der bisherigen Lohnuntergrenze von 12,82 Euro und 15 Euro arbeiten, von einer Anhebung profitieren. Damit würde sich die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse zusammen mit den bisherigen Mindestlohnempfängern auf gut zwölf Millionen verdoppeln. Rechnerisch würde damit jeder vierte Deutsche künftig zum Mindestlohn arbeiten, vor allem in Branchen wie im Einzelhandel und Gastgewerbe.
Mindestlohn: Ifo-Chef hält 15 Euro „schwer zu rechtfertigen“
Kritiker warnen vor Verwerfungen durch die starke Anhebung. „Dass der Mindestlohn doppelt so schnell steigt wie die Durchschnittslöhne, ist schwer zu rechtfertigen“, sagt der Präsident des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest. Im Vergleich zu 2023 würde der Mindestlohn um 25 Prozent steigen, während die Tariflöhne nur um 13 Prozent zulegten. „Wir sollten den Mindestlohn in der Regel im Einklang mit den Tariflöhnen erhöhen und das Thema aus Parteipolitik oder Wahlkampf heraushalten“, mahnt der Ökonom.
Dagegen stellt sich der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, hinter die von der Koalition vereinbarte neue Berechnungsgrundlage, die zu einer stärkeren Anhebung des Mindestlohns durch die unabhängige Kommission führen soll. „Die Erfahrung mit dem Mindestlohn in den letzten 15 Jahren zeigt, dass auch eine deutliche Erhöhung insgesamt positive Effekte auf die deutsche Wirtschaft haben wird“, sagt Fratzscher. „Ein Mindestlohn von 15 Euro würde nicht nur den direkt betroffenen Beschäftigten ein deutlich höheres Einkommen bringen, sondern auch Lohngruppen, die über dem Mindestlohn liegen, würden profitieren.“
DIW-Chef Fratzscher erwartet bei 15-Euro-Mindestlohn positive Jobverlagerungen
Allerdings erwartet auch er, dass die Anhebung zum Wegfall bisheriger Niedriglohnjobs führen und Betrieben Probleme bereiten könnte. „In Zeiten eines akuten Arbeitskräftemangels wird ein Mindestlohn von 15 Euro mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Arbeitslosigkeit erhöhen, sondern zu einer Verschiebung der Beschäftigung hin zu produktiven und solchen Unternehmen führen, die den höheren Mindestlohn zahlen können“, sagt der Ökonom. „Für einzelne Unternehmen, die diesen Mindestlohn nicht zahlen können, mag das hart sein, für die Wirtschaft als Ganzes wäre es jedoch gut“, fügt er hinzu.

15 Euro Mindestlohn: Werden Lehrstellen unattraktiver?
Das Handwerk befürchtet neben Preiserhöhungen noch größere Probleme, künftig Auszubildende zu finden. Da der Mindestlohn in Vollzeitjobs auf 2700 Euro brutto im Monat steigen würde, vergrößert sich der Abstand zur Ausbildungsvergütung erheblich und mehr Schulabgänger könnten sich direkt für ungelernte Berufe entscheiden. „Diese Gefahr besteht sicherlich“, sagt der schwäbische Handwerkskammer-Präsident Hans-Peter Rauch. „Für manche junge Menschen ist das ein Anreiz in die falsche Richtung“, warnt er. Bereits heute fällt es schwer, Auszubildende für den Verkauf im Lebensmittelhandwerk oder den Bau zu gewinnen. Eine gute berufliche Qualifikation sei jedoch auf lange Sicht immer der richtige Weg, um erfolgreich zu sein. „Schließlich verdienen ausgebildete Fachkräfte nach ihrer Ausbildung deutlich mehr als den Mindestlohn und haben darüber hinaus hervorragende Karrierechancen“, betont Rauch.
Die Mindestlohnkommission verhandelt im Juni über die Werte für 2026 und 2027 . Falls sie unter 15 Euro bleibt, droht die SPD mit einer Anhebung per Gesetz. Die Union beharrt dagegen auf der Unabhängigkeit der Kommission und der Tarifautonomie, wonach Löhne nicht von der Politik festgelegt werden.
siehe: https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/was-steckt-hinter-dem-streit-um-den-mindestlohn-109072625?comments=open Ergänzung: daß hier falsche Anreize gesetzt würden sehe ich en gros nicht. Die überwiegende Mehrzahl hat ewrkannt, daß sie eine Ausbildung, auch in einem einfachen Beruf einfach benötigt. Wer dies als Anreiz asieht ist für den Arbeitsmarkt eh verloren und, aufgrund seiner Einstellung, ein künftiger Sozialfall.
Ein höherer Mindestlohn hätte den Effekt, die Innennachfrage und damit die Wirtschaft anzukurbeln, da diejenigen, die von der Erhöhung profitieren, das Geld in den Konsum stecken. Dass Außenminister Wadepul 5 % -Wehretat fordert, zeigt, dass er sich Trump anbiedert, aber offenbar nicht weiß, welches Loch dies in den Bundeshaushalt werfen würde. Es gibt jetzt schon so viele Dissonanzen in der Regierung Merz wie von Frau Bas und Herrn Söder wie dies beim Start der Ampel nicht der Fall war. Hat Kanzler Merz die genannten Kontrahenten nicht im Griff und begnügt er sich nur noch mit sichtbaren Reise-Initiativen ?
Das ist ein immer wieder, gerne von den Linken und SPD genannte Behauptung, die Volkswirtschaftlich absoluter Unsinn ist. Ein Mehr an Geld, dass nicht auch mit einem Mehr an Produktionsgewinn erwirtschaftet ist, hat einen gigantisches Ratenschwanz an negativen Folgen. Unter anderem steigen beispielsweise alle Preise, da die Produktion von Waren und Dienstleistung mehr Personalaufwand bedeutet. Da mit dem höheren Lohn aber überproportional höhere Zahlungen (Sozialabgaben, Krankenversicherung, Steuern, Kapitalverbindlichkeiten, etc.) einhergehen, steigen die Preise stärker, als der Netto-Zugewinn für Arbeitnehmer. Wenn alles so einfach wäre, dann könnten wir ja einfach den Mindestlohn auf 100€ setzen und wir hätten paradiesische Zustände, oder? Der Mindestlohn ist einfach eine Planbare Erhöhung der Steuer- und Sozialabgaben. Der große Gewinner ist der Staat.
Na das ist doch prima. Der Staat sind nämlich wir alle. :-)
Ey, wir haben 171 Milliardäre in Deutschland und der von Konservativen hoch gehuldigte trickel down Effekt muss das doch machbar machen. Oh warte, die Milliardäre geben ihr Geld gar nicht freiwillig ab? Mhm. Müssen wir wohl zum wohl aller die 171 Menschen mal besteuern.
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