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Nach „Drecksarbeit“-Aussage: Kanzler Merz erntet harte Kritik

Krieg in Nahost

Merz polarisiert mit „Drecksarbeit“-Aussage

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    Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) beim G7-Gipfel in Kanada.
    Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) beim G7-Gipfel in Kanada. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Vor der spektakulären Kulisse der kanadischen Rocky Mountains sitzt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zurückgelehnt in einem Sessel. Es ist der zweite Tag des G7-Gipfels in Kananaskis, das Wetter ist gut. Ihm gegenüber sitzt eine Journalistin, die ihn bereits in den ersten Minuten ihres Live-Interviews auf den Angriff Israels auf das iranische Regime anspricht. Und dann sagt Merz etwas, wofür er im Anschluss scharfe Kritik ernten wird.

    Was ist passiert?

    Ob es nicht verlockend sei, dass Israel die „Drecksarbeit“ macht, fragte die ZDF-Journalistin den Bundeskanzler. Merz nahm den Begriff dankend auf und bekräftigte: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle. Wir sind von diesem Regime auch betroffen.“ Der israelischen Armee und der israelischen Staatsführung zollte er sodann „größten Respekt“, dass sie „den Mut dazu gehabt haben, das zu machen“. Es hagelt Reaktionen aus dem In- und Ausland, die sich besonders an einem Begriff stören.

    Beim Koalitionspartner habe die Wortwahl des Kanzlers für Irritation gesorgt, sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Adis Ahmetovic: „Das oberste Ziel in dieser hochsensiblen Situation lautet Deeskalation. Die Tonalität des Bundeskanzlers ist an dieser Stelle wenig zielführend.“ Ralf Stegner, der ebenfalls für die SPD im Bundestag sitzt, erklärte dem Spiegel ergänzend: „Wenn der Bundeskanzler sagt, Israel mache im Iran die Drecksarbeit für uns, ist das mehr als befremdlich.“ Das sahen die Oppositionsparteien ähnlich.

    Was sagt die Opposition?

    Bundestagsabgeordneter Anton Hofreiter (Grüne) meinte: „Ich halte die Wortwahl für ungeschickt.“ Zwar seien 80 bis 90 Prozent der Menschen im Iran gegen das islamistische Terrorregime. Durch Israels Angriffe würden aber auch Zivilistinnen und Zivilisten sterben – „unter Umständen auch Menschen, die in starker Opposition zum Mullah-Regime stehen“, betonte er. Grundsätzlich sei es jedoch wünschenswert für die Menschen in Iran und Israel, wenn das Regime fallen würde.

    Sichtlich empört reagierte der Co-Vorsitzende der Linken, Jan van Aken. „Merz sollte mal ein Klo putzen. Dann wüsste er, was Drecksarbeit bedeutet“, sagte er am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung. „Wenn Menschen getötet werden, nennt Merz das Drecksarbeit. Damit verhöhnt er die Opfer von Krieg und Gewalt.“ Ähnlich harsche Worte wählte die deutsch-iranische Journalistin Gilda Sahebi. Auf Instagram schrieb sie: „Nicht die israelische Regierung macht die ‚Drecksarbeit‘, sondern die vielen Menschen, die sich den islamistischen Machthabern widersetzen. Auf diese Menschen hagelt es im Übrigen gerade Bomben.“

    Wie reagiert Israel?

    Während die iranische Regierung Merz' Äußerung als „schändlich“ bezeichnete und den deutschen Botschafter in Teheran einbestellte, nahm der israelische Botschafter den Bundeskanzler in Schutz. Er begrüße die von Merz geäußerte Unterstützung für Israels Angriff auf die iranischen Atomanlagen, sagte er der Nachrichtenagentur dpa: „Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Realitäten im Nahen Osten mit seiner Wortwahl klar beschrieben.“

    An die Seite des deutschen Bundeskanzlers stellte sich auch Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU). Er verteidigte seine Aussage und wagte einen Einordnungsversuch: „Das, was der Bundeskanzler ausgedrückt hat mit seinen Worten war, dass es auch in unser aller Interesse nicht sein kann, dass ein Terror-Regime wie das iranische Mullah-Regime in Besitz der Atomwaffe ist.“ Zudem könnten iranische Mittelstreckenraketen auch sehr weitreichende Ziele in Europa erreichen, sagte Frei in einem Interview: „Und deshalb können wir nicht so tun, als ginge uns das alles nichts an.“

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    15 Kommentare
    Aurel von Naso

    „Kleider machen Leute“ sagte man einst, ist das noch richtig? _ oder machen das heutzutage digitale Logarithmen? Ich finde es stillos wie verflacht teilweise politische Protagonisten die Sprache des wissenswerten Dialoges missachten und auf primitive Floskeln zurückgreifen, welche die Verrohung der Sprachform ebendieser Amtsträger aufzeigt. Wo steuert die stillose Zeit der populistischen Willkür derjenigen hin, welche normativ einerseits Anerkennung wünschen, aber andererseits von verflachter Rhetorik profitieren möchten und durch soziale Medien vereinfachtes Spiel haben?? Zu einer populistischen Form der Sprache, welche sich in normativen Pitches wiederfindet und diese als das allumfassende anprangert. Ist das nicht eine Entschuldigung für Unwissenheit, wenn man internationale Beziehungen als zu bewahren anklagt, aber dadurch vereinfacht den realen Fakten widerspricht und diesen nicht auf den Grund geht. Vielleicht um sich aus „Sujets“ möglichst bequem raushalten zu können.

    Aurel von Naso

    Die Spaltung der islamischen Welt vom Westen findet sicherlich auch ursächliche Begründungen in den Golfkriegen es wurden damals im Irak Ölfelder in Brand gesetzt ein Schlag gegen ein angebliches Nuklearprogramm Saddam Husseins. Die Beweise, die damals von Bush angebracht wurden, räumte George W. Bush nach Veröffentlichungen von Whistleblowern als falsch ein. Barack Obama hat sich sehr bemüht das Nuklearprogramm mit Iran an multilaterale Verträge zu knüpfen, was gut war und fortgeführt werden sollte, Trump trat 2018 von diesem Abkommen ab. Aus einem Kalkül heraus, um später am längeren Hebel für die Beteiligung der U. S. A. zur Vernichtung des Atomprogramms zu stehen? Minister der israelischen Regierung sprechen Erdogan die Moralraison ab, weil er in Nordsyrien einmarschiere und Nordzypern ungerechtfertigt besetzt halte. Aber was tut den Israel in Gaza? Oder in Syrien? Das ist Doppelmoral.

    Matthias Kitirk

    März knüpft nahtlos an der für Diplomaten unwürdigen Ausdrucksweise unserer ehemaligen "feministischen" Außenministerin an. Was soll das? Und: Wie kann es sein, dass sich Merz international hinter Israel stellt, während innenpolitisch Juden wieder so unsicher sind, wie seit 1945 nicht mehr.

    Wolfgang Schwank

    An einem Begriff, der vielleicht für einen Staatsmann von Format im internationalen Umgang unangemessen ist, hängst sich nun alles auf. Israel, resp. die Regierung Netanjahu samt Militärs, macht aktuell (und nicht nur jetzt) nicht anderes als eine dreckige Politik. D.h. völkerrechtswidrige Rakentenangriffe, Völkermord in Gaza, etc. Wenn jetzt Herr Merz meint, dass diese tatsächliche Drecksarbeit für den freien Westen gemacht wird, ja dann fällen diese Verbrechen eben auch auf jenen Westen zurück. Diese politische Haltung ist erbärmlich und kostet tagtäglich Menschenleben.

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    Gerold Rainer

    Das Massaker vom 7. Oktober 2023 war wohl keine dreckige Politik? Ich möchte wissen, wie Sie sich fühlen würden, wenn Sie als Geisel in den Gazastreifen verschleppt werden und jede Minute Angst um Ihr Leben haben müssen? Mit einer einseitigen Schuldzuweisung funktioniert Deeskalation bestimmt nicht.

    Willi Dietrich

    Kanzler Merz verkörpert mit dem Begriff "Drecksarbeit" einen, der sich einfach nicht im Griff hat. Gut, es gibt Schlimmeres. Was einem mehr Sorgen bereiten muss, ist, wie Bürgergeld- empfänger ( oft alleinstehende Mütter ) und die Grünen-Partei zu Sündenböcken gemacht werden für alles, was schiefgelaufen ist in Deutschland. Nicht nur die USA sind ein gespaltenes Land, nein, auch Deutschland, weil immer mehr Wähler sich nach rechts orientieren und nicht nur aus der AfD kommen, sondern aus Teilen der Union wie Söder, Spahn, Weimer.

    Willi Dietrich

    Anstatt sich an dem Begiff "Drecksarbeit" abzuarbeiten, sollte man aufhorchen, wenn Kanzler Merz jetzt den Soli für oberen 10 % der Einkommen, der von der Ampel beschlossen wurde, auch noch abschaffen will. Dies würde ein riesiges Loch in den Haushalt reißen. Diese "Bestverdiener" jetzt zu honorieren und zu entlasten, zeigt, auf welcher Seite Merz steht, nämlich nicht auf der Seite der Kleinverdiener und Kleinrentner und Normal- verbraucher.

    Gerold Rainer

    Israel und die Ukraine halten uns üble Regime vom Hals, die mit Krieg und Gewalt expandieren wollen. Wenn immer noch in einer dekadenten Diskussionskultur über Definitionen gestritten wird, haben wohl viele noch nicht den Ernst der Lage verstanden. Die beiden oben genannten Länder zerstören überwiegend militärische Ziele, während ihre Feinde gezielt Zivilisten töten.

    Rainer Kraus

    Zur Verteidigung von Friedrich Merz hinsichtlich der „Drecksarbeit“-Aussage muss man bemerken, dass diese nicht von ihm erfunden wurden sondern vorgegeben und er beauftragt diesen Spruch loszulassen. Vergleichbar mit anderen Sprüchen wie vom damaligen Verteidigungsminister Dr. Peter Struck: „Die Zukunft Deutschland wird am Hindukusch verteidigt“. Solche Sprüche sollen kriminelles Handeln verdecken und signalisieren, dass man das Richtige macht und Ablenken, dass deutschen Politiker nur Handlanger sind.

    Franz Xanter

    Die Wahrheit scheint man nicht gerne zu hören, ansonsten würden zur Aussage von Herrn Merz nicht so viele "fachkundige" Meinungen zum besten gegeben. Jedoch Tatsache bleibt Tatsache, egal in welche Worthülse man sie packt. Und was sich linksseitig als Argument hervortut, ist doch eh`nur der verlängerte Arm aus Russland.

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    Robert Miehle-Huang

    Sagen Sie mal, Hewrr Xanter, wie weit rechts muß man eigentlich stehen, um den völkerrechtswidrigen Angriff auf den Iran und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die Israels Armee im Gaza-Streifen begeht, auch noch gut zu finden?

    Franz Xanter

    Betrachtet man die Tatsachen, bewertet man die Realität, wird von vielen sofort wieder die rechte Keule herausgeholt. Ignoranz der Gegebenheiten und somit der gegebenen Situation ist auch eine weitverbreitete gewünschte Ansicht bestimmter Gruppen. Nur ändert dies nichts an der Realität.

    Maria Reichenauer

    Sie meinen also, wenn man weder Ihre Meinung teilt noch die des oft sehr unbeherrscht formulierenden Bundeskanzlers, dann ist man der verlängerte Arm Russlands? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Ich mag russische Schriftsteller und die russische Sprache sehr, heißt aber nicht, dass ich ein Parteigänger Putins bin. Was Sie verbreiten, sind fadenscheinige Fehlinterpretationen und Worthülsen, die zu füllen Sie allerdings nicht bereit sind.

    Jürgen Anwander

    Man muss keineswegs "rechts" sein um das richtig zu finden. Diese Abstempelei nach dem Motto, alles was nicht meiner Meinung is isr rechts, ist schlicht sch... und inzwischen unerträglich.

    Wolfgang Boeldt

    Ob Drecksarbeit oder nicht (von der Begrifflichkeit her). Israel "liebt" solche Arbeiten seit über 70 Jahren. Die "echten" Verteidigungsschläge nehme ich mals aus - aber nur bis zur Verhältnismäßigkeitsgrenze.

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