Alla Pugatschowa: Ein Superstar steht gegen Putin auf
Alla Pugatschowa ist in Russland eine Ikone. Nun stellt sich die Sängerin gegen den Krieg. Die Kreml-Propaganda tobt. Aus Deutschland meldet sich ein alter Freund.
1985 kommt Michail Gorbatschow an die Macht, und im Moskauer Gorki-Park singt Udo Lindenberg. Mitten im Kalten Krieg setzt der Rockstar ein Zeichen für den Frieden. Tausende bejubeln den Deutschen – und mit ihm die russische Sängerin Alla Pugatschowa. Gemeinsam singen sie, auf dem Boden der Bühne sitzend, den Titel „Wozu sind Kriege da?“, in zwei Sprachen, mit einer Stimme. „Sie steh’n sich gegenüber und könnten Freunde sein. Doch bevor sie sich kennenlernen, schießen sie sich tot“, heißt es in dem Lied.
Der Fall des Eisernen Vorhangs ist fern. In Europa stehen sich Soldaten und Raketen gegenüber. Doch die beiden Künstler schwelgen in der Utopie eines friedlichen Zusammenlebens, und ihr Publikum will ihnen so gerne glauben.
37 Jahre später lässt der Kreml wieder Panzer rollen – und die Lebenswege von Pugatschowa und Lindenberg kreuzen sich erneut.
Mit 73 ist Alla Pugatschowa eine Art Nationalheilige in Russland
Die Sängerin, die Russland beim Eurovision Song Contest vertrat, mit Abba auf der Bühne stand und von Kritikern einst als Mischung aus Tina Turner und Édith Piaf beschrieben wurde, ist auch mit 73 ein Superstar in Russland – Vaterlandsorden inklusive. Lange hatte sie zum Angriff auf die Ukraine geschwiegen. Doch nun bezieht sie Position – gegen Wladimir Putin.
Weil das Moskauer Regime ihren fünften Ehemann, den Moderator Maxim Galkin, wegen dessen Kritik am Krieg zum „Auslandsagenten“ erklärt hatte, bittet Pugatschowa darum, auch auf diese schwarze Liste aufgenommen zu werden. „Denn ich bin solidarisch mit meinem Mann, einem wirklichen und unkäuflichen Patrioten Russlands, der seiner Heimat Wohlstand wünscht, ein friedliches Leben, Redefreiheit und ein Ende des Sterbens unserer Jungs für illusorische Ziele, die unser Land zum Paria machen und das Leben unserer Bürger erschweren“, schreibt sie auf Instagram – und löst damit ein Beben aus.
Udo Lindenberg meldet sich aus Deutschland zu Wort
Oppositionelle feiern Pugatschowa und träumen bereits von einer aufziehenden Putin-Dämmerung. Die Kreml-Propaganda tobt, Staatsmedien versuchen, die Sache irgendwie unter dem Deckel zu halten.
Und aus Deutschland meldet sie sich ein alter Freund zu Wort. Udo Lindenberg postet auf Facebook Bilder und Videos von den gemeinsamen Auftritten mit Pugatschowa in den 80er Jahren. Damals, als der Frieden noch eine Utopie war.
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Superstar? Wer, außerhalb von Russland, kannte die denn bis heute? Wohl nicht sehr viele.
"Superstar" ist man in der bei uns derzeit üblichen Lesart dann, wenn man sich gegen Putin positioniert!
Na ja, Wolfgang, kennen Sie denn überhaupt "Stars", die in Russland bekannt sind? Oder Stars, die in China jeder kennt? Da muss wohl jeder von uns passen, aber Alla Pugatschowa ist in Russland ganz offensichtlich sehr bekannt, von daher hat ihr Wort durchaus Gewicht in der Bevölkerung.
Tja - ich gehe halt davon aus, daß ein Superstar auch über die nationalen Grenzen hinaus ein Begriff sein sollte.
In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion ist sie durchaus ein Superstar. Somit auch über die nationalen Grenzen Russlands hinaus. In Finnland wurde sie auch zur Frau des Jahres gekürt. Aber Finnland war ja bis 1917 auch Teil Russlands ... dann zählt das ja sicherlich nicht.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Alla_Borissowna_Pugatschowa
Pugatschowa ist in Russland nicht so bedeutungslos. Sonst hätte sich Putin sich nicht gerne mit ihr gezeigt und "Verdienstorden fürs Vaterland" hätte sie sicher auch nicht bekommen. Geburtstagsgrüße hat sie auch immer wieder aus dem Kreml erhalten.
Ob man sie hier in Deutschland bisher gross kannte ist unerheblich. Es geht darum wie sie in Russland bekannt ist. Ihr Statement war ja schließlich an Russen und nicht an Deutsche gerichtet.
"Damals, als der Frieden noch eine Utopie war."
Damals, als der Frieden genau so eine Utopie war.