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Porträt : Jens Stoltenberg: Der Mann, den alle haben wollen

Porträt

Jens Stoltenberg: Der Mann, den alle haben wollen

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    Was mache ich als Nächstes? Der frühere Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte in seiner Karriere oft mehrere Jobs zur Auswahl.
    Was mache ich als Nächstes? Der frühere Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte in seiner Karriere oft mehrere Jobs zur Auswahl. Foto:  Stephanie Scarbrough, AP, dpa

    „Ich kann mich gar nicht entscheiden. Ist alles so schön bunt hier“, sang die Punkrocklegende Nina Hagen einst. So geht es dem Norweger Jens Stoltenberg immer wieder. Er wird bekniet, gelobt, umschmeichelt – entweder, um einen Posten anzutreten oder länger auf ihm auszuharren als vereinbart. Doch da sich Wahl zurecht auf Qual reimt, führte und führt das Überangebot an Jobangeboten für den heute 65-Jährigen oft zu Überschneidungen und Gerangel.

    So wie jetzt gerade wieder. Der verheiratete Vater zweier Kinder sollte in dieser Woche eigentlich hochkarätige Politiker und Diplomaten aus aller Welt als Chef der Münchner Sicherheitskonferenz im Bayerischen Hof empfangen. Doch daraus wird nichts. Der Patriot folgt einem Ruf aus seiner Heimat und wird recht spontan norwegischer Finanzminister. Um die Sicherheitskonferenz kann er sich vorerst nur nebenbei kümmern.

    Jens Stoltenberg galt in Norwegen lange als Technokrat

    Stoltenberg wurde 1959 in Oslo als Spross einer sozialdemokratischen Politikerfamilie geboren. Dieser Tradition verpflichtet, pflügte der Volkswirtschaftler erst durch die Arbeiterpartei, dann durch hohe und höchste Regierungsämter. Dass er – wie er zugab – als Jugendlicher bei einem Protest gegen den Vietnamkrieg Steine auf eine US-Botschaft geworfen hat, konnte ihn nicht stoppen. Dennoch galt der Mann mit den etwas hölzern wirkenden Bewegungen in Norwegen lange als Technokrat. Das änderte sich erst durch seinen souveränen Umgang als norwegischer Ministerpräsident mit dem Massenmord, den der Neonazi Anders Breivik am 20. Juli 2011 verübte. Stoltenberg fand die richtigen Worte.

    In seiner Zeit als Nato-Generalsekretär von 2014 bis 2024 profitierte er von seiner Fähigkeit, umso abgeklärter zu werden, je höher sich Hektik und Erregung um ihn herum auftürmen. So kam er auch mit dem Nato-Kritiker Donald Trump während dessen erster Amtszeit bestens klar.

    Nach dem russischen Generalangriff auf die Ukraine war klar: Stoltenberg muss als Nato-Chef weitermachen

    Für Februar 2022 war er bereits fest eingeplant als Chef der Zentralbank seines Landes. Doch nach dem russischen Generalangriff auf die Ukraine galt schnell: Stoltenberg ist unverzichtbar als Nato-Chef. Pech für die Staatsbank, gut für die Verteidigungsallianz, die er umsichtig durch ihre größte Bewährungsprobe steuerte.

    Aktuell hat die Sicherheitskonferenz bis auf Weiteres das Nachsehen. Aber wer weiß, was noch alles „schön buntes“ auf Jens Stoltenberg wartet.

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