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Raffaella Petrini: Vom Aufstieg einer Frau im Vatikan

Kirche

Raffaella Petrini ist die Frau der Stunde im Vatikan

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    Ordensschwester Raffaella Petrini mit ihrem Vorgänger, Kardinal Fernando Vérgez Alzaga. Nun leitet sie das sogenannte Governatorat.
    Ordensschwester Raffaella Petrini mit ihrem Vorgänger, Kardinal Fernando Vérgez Alzaga. Nun leitet sie das sogenannte Governatorat. Foto: Imago/Independent Photo Agency Int.

    Im Vatikan ist von ihr nur als „die Schwester“ die Rede, „la suora“. Alle kennen Raffaella Petrini. Und das nicht, weil die 56-jährige Römerin ein unübersehbares und exzentrisches Naturell hätte. Im Gegenteil, die Ordensschwester gilt als extrem diskret. Petrini, die öffentlich stets in braunem Rock und mit schwarzem Schleier auftritt, ist die Frau der Stunde im Kirchenstaat. Bis vor Kurzem noch war die Leitung der katholischen Kirche mit ihren 1,4 Milliarden Mitgliedern reine Männersache. Das ist spätestens seit der Nominierung von Suor Petrini anders: Seit Samstag verantwortet sie die einflussreiche Vatikanverwaltung, das sogenannte Governatorat.

    Eine symbolische Entscheidung von Papst Franziskus – oder mehr?

    Papst Franziskus hat sie persönlich dafür nominiert, vom Krankenbett in der Gemelli-Klinik aus. Ihre Berufung, die seit einigen Wochen feststeht, wurde somit offiziell. Ihr Vorgänger, Kardinal Fernando Vérgez Alzaga, wird am 1. März 80 Jahre alt und erreicht damit die Altersgrenze für Leitungsaufgaben im Vatikan. Petrini als seine bisherige Stellvertreterin rückt nach.

    Doch fragt man sich bei dieser Personalie: Ist sie eine symbolische Maßnahme oder soll sie gar sein Vermächtnis darstellen? Immer wieder spricht der 88 Jahre alte Franziskus von der „Entmännlichung“ der Kirche. Und so ist Petrini nicht die erste Frau in Führungsfunktion. Erst im Januar hatte er die italienische Ordensschwester Simona Brambilla zur Leiterin eines der 16 päpstlichen Ministerien gemacht, sie ist für die religiösen Orden zuständig. Die Weihe von Frauen, etwa zu Priesterinnen, schließt Franziskus jedoch unverändert kategorisch aus.

    Petrini gehört einem Orden mit nur etwa 80 Nonnen weltweit an

    Petrini wird im Governatorat für Bauwesen, Telekommunikation, darunter die Vatikan-Post, Buchhaltung, Sicherheit, Gesundheit, die Vatikan-Museen oder die Verwaltung der päpstlichen Gärten zuständig sein. Ihr Führungsstil wird als effizient beschrieben. Die Italienerin promovierte in Soziologie, studierte in Rom und in den USA, wo sie sich 2007 den „Franziskanischen Schwestern der Eucharistie“ anschloss. Das ist ein erst 1973 gegründeter konservativer Orden mit lediglich etwa 80 Nonnen weltweit. Dessen Repräsentantinnen nehmen regelmäßig an Anti-Abtreibungs-Märschen in den USA teil.

    Man würde Petrini gleichwohl unrecht tun, sie als reaktionär einzuordnen. Intensiv beschäftigte sich die 56-Jährige als Forscherin mit den Themen Gerechtigkeit und Solidarität. Eine ihrer Schriften trägt den Titel „Bereicherung“. Darin geht es um die Frage: „Was nützt die Anhäufung von Gütern und Geld, wenn wir nicht in der Lage sind, solidarisch zu sein und zu teilen?“

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