Selbst Markus Lanz reagierte mit großem Bedauern darauf, dass er künftig keine Leitartikel von Stefan Kornelius in der Süddeutschen Zeitung mehr lesen kann. „Ich bin völlig fassungslos und auch entsetzt und auch traurig“, sagte er augenzwinkernd in seiner Talkshow. „Ich weiß nicht mehr, wen ich dann dort so lesen soll, weil das ist ein brillanter Schreiber.“
Stefan Kornelius: Merz holt sich einen Merkel-Kenner als engsten Vertrauten
Nicht nur Lanz, auch die Medienbranche überraschte der Wechsel des SZ-Politikchefs von München nach Berlin als designierter Regierungssprecher des künftigen CDU-Kanzlers Friedrich Merz gleich in mehrfacher Hinsicht. Nicht nur, dass Merz sich für einen der wichtigsten Jobs und engsten Begleiter im Tagesgeschäft bei der linksliberalen, CSU-kritischen SZ bedient, erscheint ungewöhnlich. Und das auch auf den zweiten Blick. Denn Kornelius war mit Merz’ langjähriger Widersacherin Angela Merkel journalistisch engstens vertraut.
Schon als junger freier SZ-Mitarbeiter hatte Kornelius kurz nach dem Mauerfall mit der späteren Kanzlerin zu tun, als Merkel Sprecherin des „Demokratischen Aufbruchs“ wurde. Und als der Journalist ein Vierteljahrhundert später als langjähriger Außenpolitikchef der Zeitung die erste außenpolitische Merkel-Biografie schrieb, präsentierte nicht nur die Kanzlerin höchstselbst das Buch, sondern brachte den damaligen (und heutigen) polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk zur Vorstellung mit.
Warum Stefan Kornelius eine große Hilfe für Merz sein könnte
Kornelius zählt bis heute zu den angesehensten Außenpolitikjournalisten der Republik. Außerhalb seiner Zeitungsleserschaft dürfte er den meisten aber ein Unbekannter sein. Denn der feinsinnige 59-jährige gebürtige Kurpfälzer aus Weinheim gehörte nie zum TV-Talkshow-Wanderzirkus eitler Hauptstadtreporter.
Als Regierungssprecher wird ihm sein Talent helfen, höchst komplizierte weltpolitische Zusammenhänge geschliffen, aber klar und einfach verständlich zu Papier zu bringen. Vor allem aber sollte der bestens vernetzte Transatlantiker und Ex-Washington-Korrespondent eine große Hilfe für Merz, sein. Kornelius hat alle Krisen der vergangenen Jahrzehnte in der Tiefe analysiert. Er weiß, mit welch hohen Erwartungen Auslandsjournalisten auf Deutschland blicken.
Wie Lanz werden sich nun viele bisherige Leser hart umgewöhnen müssen, kluge Analysen ihres Leitartiklers nun per Sprechzettel solo aus dem Mund eines Kanzlers Merz zu hören.
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