Am Ende trennen die Neue und die Etablierte ganze sieben Stimmen. Hier Daniela Schmitt, im Hauptberuf Wirtschaftsministerin in Rheinland-Pfalz - dort Susanne Seehofer, im Hauptberuf bei BMW angestellt, erst seit vier Jahren in der FDP und seit diesem Wochenende Mitglied im Parteipräsidium. Sie ist jetzt nicht nur Teil einer neuen Parteispitze, die die Liberalen durch die außerparlamentarische Opposition führen soll, sondern auch die Frau mit dem bekanntesten Namen dort. Vater Horst war CSU-Chef, Bundesminister in drei Ministerien und bayerischer Ministerpräsident. Für sie selbst aber hat Tochter Susanne gesagt, als sie in die Politik ging, sei die CSU nie eine Option gewesen. „Die ist mir zu rückwärtsgewandt, zu sehr im Gestern verhaftet.“
In der FDP zählt der bayerische Landesvorsitzende Martin Hagen die 34-Jährige, verheiratet und Mutter einer vierjährigen Tochter, zu den größten Talenten der Partei. Sie hat bereits für den Landtag kandidiert und bei der Bundestagswahl. Im Stimmkreis München-Mitte holte sie beachtliche 7,8 Prozent. „Und der ist alles andere als eine liberale Hochburg“, sagt sie bei ihrer Vorstellungsrede. Dass sie eine erfahrene Liberale ausgestochen hat, die noch dazu bald eine Landtagswahl zu bestehen hat, empfindet sie nicht als unbotmäßig. Eine Partei wie die FDP, sagt Susanne Seehofer, solle den Wettbewerb nicht nur fordern, sondern ihn auch ganz selbstbewusst leben. Und überhaupt: „Wir sollten stolz sein, dass es für ein Parteiamt mehr als eine geeignete Kandidatin gibt.“
Auch die neue Generalsekretärin kommt aus der Wirtschaft
Angetreten ist sie ohne größere Absprachen mit anderen Landesverbänden, ohne Netz und doppelten Boden, aber mit dem Segen des neuen Parteivorsitzenden Christian Dürr. Zeitweise kursierte ihr Name im Flurfunk der Partei sogar für das Amt der Generalsekretärin. Dazu aber wurde in Berlin die 40-jährige Nicole Büttner gewählt – auch sie eine Seiteneinsteigerin aus der Wirtschaft. Das Präsidium komplettieren der Silberrücken Wolfgang Kubicki, der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende Henning Höne und die Europaabgeordnete Svenja Hahn als stellvertretende Vorsitzende, Schatzmeister Michael Link sowie Florian Toncar aus Baden-Württemberg und die Landesvorsitzende aus Sachsen-Anhalt, Lydia Hüskens.
„Es sind vor allem die jungen Menschen, die wir wieder von uns überzeugen müssen“, sagt Susanne Seehofer, die in Ingolstadt Betriebswirtschaft studiert und für BMW auch schon im Silicon Valley und in China gearbeitet hat. Wo die Partei ihres Vaters für das Bewahrende steht, fordert sie mehr Mut zu Reformen, auch einschneidende. In Berlin zitiert sie dazu unter dem Jubel der Delegierten Albert Einstein: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
FDP will mit frischen und erfahrenen Kräften den Neuanfang schaffen
Zunächst habe sie gedacht, dass es nicht klappe, erzählt sie später im Gespräch mit unserer Redaktion. Während ihrer Rede habe sie dann allerdings schon gespürt, dass es durchaus eine Wechselstimmung im Saal gebe. Kein Wunder: Für den so häufig beschworenen Neuanfang, da ist sie sich mit vielen Liberalen einig, „brauchen wir erfahrene Leute, aber eben auch neue Gesichter.“ Wie sie Beruf und Politik künftig unter einen Hut bekomme, werde sich noch zeigen, sagt Susanne Seehofer. Ihr erstes großes Ziel als FDP-Präsidin: Die Stimmung bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und der Kommunalwahl in Bayern im kommenden Jahr wieder zugunsten der Liberalen zu drehen. Dazu, findet sie, „müssen wir wieder mehr Klartext reden. Wirtschaftliche Vernunft ist nicht der Feind des Sozialstaates, sondern die Grundlage.“
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