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Temperaturen über 30 Grad: Deutschland hat Nachholbedarf beim Hitzeschutz

Klimawandel

Deutschland hat Nachholbedarf beim Hitzeschutz

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    Wo hohe Temperaturen, viel Beton und wenig Grün zusammenkommen, ist es an Hitzetagen erst in den Abendstunden angenehm.
    Wo hohe Temperaturen, viel Beton und wenig Grün zusammenkommen, ist es an Hitzetagen erst in den Abendstunden angenehm. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild)

    Angesichts zunehmender Hitzeperioden in Deutschland fordern Expertinnen und Experten einen besseren Schutz vor den hohen Temperaturen und warnen davor, deren Auswirkungen zu unterschätzen. „Hitze ist möglicherweise das größte durch die Klimakrise bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland. Die Auswirkungen reichen von akuten Hitzeschäden wie Hitzeerschöpfung, Hitzeödem oder Hitzekollaps bis hin zur Verschlechterung chronischer Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen“, sagte Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, unserer Redaktion. Besonders betroffen seien vulnerable Gruppen, wie chronisch Erkrankte, Schwangere, Menschen, die im Freien arbeiten, aber auch Kinder und Jugendliche. „Bei diesen besteht ein bis neunfach höheres Risiko für bestimmte Hitzeerkrankungen als bei Erwachsenen.“

    Man müsse nun handeln, macht Quitterer deutlich. „Wir sind erst dann auf Hitzeschutz genügend vorbereitet, wenn die dafür erforderlichen Maßnahmen noch wirksamer und konsequenter umgesetzt sind. Mehr Grün und Wasser in den Städten könnte beispielsweise hitzebedingte Todesfälle reduzieren.“

    Hitze ist ein Gesundheitsrisiko in Deutschland

    Dass sich Deutschland immer mehr aufheizt, belegen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die zehn wärmsten Jahre seit 1881 sind in den vergangenen 25 Jahren aufgetreten. 2023 und 2024 erlebte Deutschland jeweils einen Allzeitrekord in der Jahresmitteltemperatur.

    Wie gut die Städte auf die hohen Temperaturen vorbereitet sind, hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) untersucht und erfasst, wo hohe Temperaturen, viel Beton und wenig Grün zusammenkommen. In Bayern ist diesem „Hitzebetroffenheitsindex“ zufolge in Aschaffenburg, Nürnberg und Fürth die Belastung durch Hitze besonders hoch. Im roten und damit im besonders belasteten Bereich stehen auch noch die Städte Bamberg, Augsburg, Schweinfurt und Neu-Ulm.

    Wassersprüher helfen dabei, sich an Hitzetagen in der Stadt abzukühlen.
    Wassersprüher helfen dabei, sich an Hitzetagen in der Stadt abzukühlen. Foto: Andy Brownbill, dpa (Symbilbild)

    Man arbeite mit den Kommunen beim Thema Hitzeschutz eng zusammen, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) unserer Redaktion. „Der Freistaat bietet den Kommunen zum Beispiel individuelle Beratungsgespräche für eine optimale Hitzeanpassung an. Dabei können auch Maßnahmen für einen maßgeschneiderten Hitzeaktionsplan besprochen werden.“ Es sei erfreulich, so die Ministerin weiter, dass seit Herbst 2024 bereits rund 60 Kommunen dieses Angebot angenommen haben.

     Mehr Grün und Wasser in den Städten könnte beispielsweise hitzebedingte Todesfälle reduzieren.

    Gerald Quitterer, Landesärztekammer-Präsident

    Europa ist der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge die Gegend, die sich weltweit am schnellsten erwärmt. Ein Drittel aller globalen Hitze-Todesfälle entfällt demnach auf diesen Kontinent. Dass besonders Europa betroffen ist, bestätigt auch Klimaforscher Harald Kunstmann. Es gebe hier „mit die stärksten Erwärmungstrends.“ Das führe dazu, dass sich die Umwelt weiter rasant verändern werde, „die Extreme werden weiter zunehmen und noch stärker werden, es wird häufigere Dürren und zugleich häufigere starke Niederschläge geben.“ Zudem werde es schleichende Veränderungen geben, etwa, dass die Grundwasserstände zurückgehen, wie es in Bayern bereits großflächig der Fall sei.

    Seit 2023 gibt es in Deutschland einen Nationalen Hitzeschutzplan. Ärztekammer-Präsident Quitterer zufolge war dieser ein erster Schritt zur besseren Vorbereitung auf Hitzerisiken, etwa durch Empfehlungen für Pflegeeinrichtungen. „Dennoch bleiben zentrale Probleme ungelöst: zahlreiche Maßnahmen beruhen auf freiwilliger Umsetzung, eine gesicherte Finanzierung auf Ebene der Kommunen ist vielerorts nicht gewährleistet, und die Rollenverteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen ist bislang nicht eindeutig geregelt.“

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