Ab November wird's teuer: Gebühren-Schock beim Tierarzt
Ab Ende November wird die Behandlung von Haustieren und Vieh deutlich teurer. Für die Untersuchung von Katzen zum Beispiel um 160 Prozent. Die Bauern sind sauer.
Die Deutschen lieben Haustiere. Im ersten Corona-Jahr zogen eine Million Hunde, Katzen, Wellensittiche und Kaninchen bei ihren Herrchen und Frauchen ein, wie der Fachverband der Zoohändler schätzt. Insgesamt gibt es rund 35 Millionen tierische Familienmitglieder in Deutschland. Werden sie einmal krank, wird es ab dem 22. November richtig teuer. Denn dann gilt die neue Gebührenordnung bei den Tierärzten.
Sie erlaubt Preissprünge wie zuletzt bei Gas, Sprit und Strom. Einige Beispiele: Die Untersuchung einer kranken Katze kostet dann 23,62 Euro statt wie bisher 8,98 Euro. Die Steigerung beträgt 160 Prozent. Schaut sich der Veterinär einen Hund an, werden dafür derzeit noch 13,47 Euro fällig, künftig sind es ebenfalls 23,62. Die Kosten für Impfungen bei Hund und Katze verdoppeln sich beinahe von 5,77 Euro auf 11,50 Euro. Leiden die gefiederten Freunde, kann die Praxis bald 11,26 Euro verlangen und damit mehr als vier Euro mehr als bisher. Bei aufwendigeren Therapien wie Operationen kommen samt Medikamenten rasch einige hundert Euro zusammen.
"Anpassung war überfällig", sagen die Veterinäre
„Die Anpassung der Gebührenordnung war längst überfällig, um sicherzustellen, dass eine Tierarztpraxis wirtschaftlich geführt werden kann“, sagt der Präsident der Bundestierärztekammer Uwe Tiedemann. Nur so könne eine flächendeckende Versorgung gewährleistet werden. Das letzte Mal war der Gebührenkatalog 1999 grundlegend angefasst worden, dazwischen gab es nur pauschale Anpassungen.
In den vergangenen Monaten ist das Halten eines Tieres schon kostspieliger geworden, weil das Futter deutlich teurer ist. Der Deutsche Tierschutzbund bewertet den steilen Anstieg der Gebühren zwiespältig. Einerseits müssten die Veterinäre mehr Geld bekommen, weil es schon heute in einigen Regionen Deutschlands zu wenige gebe. Andererseits kann das aus Sicht der Tierschützer dazu führen, dass Tiere leiden, weil sich ihre Besitzer Behandlungen nicht leisten können oder wollen. Der Tierschutzbund befürchtet, dass die ohnehin angespannte Situation in den Tierheimen noch schlimmer wird, weil noch mehr Tiere dort abgegeben werden.
Unverständnis für die neuen Preise ernten Tierärzte und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), dessen Haus die Gebührenordnung überarbeitet hat, von den Landwirten. „Die erneute, deutliche Anhebung der Gebühren ist nicht akzeptabel und wird dazu führen, dass einige Bauern sich eine tierärztliche Versorgung kaum mehr leisten können“, sagte der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Udo Hemmerling, unserer Redaktion. In vielen Betrieben sei die wirtschaftliche Situation wegen des Preisauftriebs bei Futter, Energie und Diesel sehr angespannt.
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Beim Tierarzt kosten vier von fünf Behandlungen mehr
Der Bauernverband hat sich die künftigen Kosten für Nutztiere genauer angesehen. Demnach werden 84 Prozent der ärztlichen Leistungen teurer, nur 14 Prozent werden günstiger. Einzelne Behandlungen für Schweine, Rinder und Pferde kosten ab Ende November 60 Prozent mehr. Die Untersuchung eines Pferdes wird demnächst 30,78 Euro kosten und damit über 10 Euro mehr als bisher. Bei Mastschweinen sind es 15,39 Euro statt 9,62 Euro und bei Rindern 20,54 Euro statt 12,84 Euro.
Für die Bauern wird es wegen der Preiserhöhungen in der Gebührenordnung attraktiver, mit einem Tierarzt Verträge über die ärztliche Betreuung ihres Bestandes zu schließen, die von den Preisvorgaben abweichen können. Schutz vor einem Kostenschock kann bei Haustieren eine Tierschutzversicherung bieten. Die monatlichen Kosten richten sich danach, ob die Police nur Operationen abdeckt oder ein breites Spektrum an Behandlungen. Als Faustregel gilt, dass beispielsweise eine OP-Versicherung für Hunde ohne Selbstbeteiligung um die 20 Euro monatlich kostet, der Vollschutz um die 40 Euro.
Grundlage für die Neufassung der Gebührenordnung war eine wissenschaftliche Analyse der Kosten für die Veterinärmedizin, die das Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hatte.
Die Diskussion ist geschlossen.
Natürlich sollen auch Tierärzte angemessen verdienen. Vergleicht man sie mit Kassenärzten stehen sie aber gewiss auch mit den derzeitigen Tarifen (die, wie es im Artikel heißt, seit 1999 lediglich pauschal angepasst wurden - nicht grundsätzlich überarbeitet) nicht schlecht da. Eine Unterversorgung mit Tierärzten kann ich nicht feststellen. Die den Doktoren gehörenden Fahrzeuge lassen darauf schließen, dass sie durchaus gut verdienen, was sie auch sollen. Kommt halt auch darauf an, wie man das mit der Praxisführung gestaltet. Von der Variante Tierarzt und eine Helferin bis zur Praxis mit mehreren Tierarzthelfern + ausgelagerter Abrechnung habe ich da schon alles gesehen.
Ich habe in den letzten zwei Monaten 2.000 Euro für mein Tier ausgegeben. Das wären dann ggf. nach den neuen Tarifen 3.200 Euro?
Ich würde sagen happig. Aber ich will ja nicht klagen, hätte ich halt keines aus dem Tierheim geholt.
Warum Herr Günter S. jammern Sie eigentlich beinahe täglich über die Qualität des Journalismus in der AA? Nehmen Sie doch zur Kenntnis, dass das die im Jahr 2022 gängige Art der Berichterstattung ist. Keine Wirklichkeitsverweigerung, bitte, wie von Herrn Schütz gefordert.
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Erlauben Sie sich ein bißchen Weiterdenken (zum letzten
Absatz), Frau Maja S. …….
Gegen Preiserhöhungen hilft kein Klagen und Jammern.
Wenn ich eine Maß Bier auf dem Plärrer trinken will, be-
komme ich diese (selbst bei großem Wehklagen : - ((
nicht für 5 Euro. - und Teuerungen sind auch diejenigen
ausgesetzt, die ihre Preise erhöhen.
Die Qualität des Lokaljournalismus der AA hingegen könnte.
so meine ich, von den Menschen dort verbessert werden -
wenn man denn Wert darauf legte ………
Und die Klage über die potentiellen 3.200 Euro sagt nur aus,
dass diese Ihnen zu hoch erscheinen, belegt aber nicht, dass
diese (für heutzutage) nicht angemessen wären …………
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Und ein Pferd (?) aus dem Tierheim verursacht
(möglicherweise unvorhersehbare) tierärztliche
Kosten ……
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……. für die der Tierarzt - weil aus dem
Tierheim - ermäßigte Tarife abrechnen soll?
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Was sind heute 8 ,98 Euro (für die Untersuchung einer
Katze durch einen ausgebildeten Tierarzt) ??
Lächerlich ….
Der Tierarzt hat ja keine Kosten für die Vorhaltung der
Praxis, nicht wahr - und nötig hat es der schon gar nicht?
Und alle Beschäftigten haben jegliche Erhöhung ihres
Arbeitsentgelts seit 1999 zurückgewiesen ……
Da erinnere ich wieder (wie vor kurzem) eines Kommentars
von Wolfgang Schütz vom 20.11.2020:
„Wer jammert, leidet an infantiler Wirklichkeitsverweigerung“
(Dank an Herrn Schütz - aus dem Haus der AA - für diese
auch weiterhin gültige „Vorlage“)
Übeigens: Was kostete die AA im Jahr 1999 ?
( Jan. 2010 = 27,50, wenn ich ich nicht irre)
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Und da streicht der „Bericht aus Berlin“ so genußvoll
(wie ich empfinde) die prozentualen Erhöhungen bei
doch wohl längst aus der Zeit gefallenen Vergütungen
heraus ….
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"Das letzte Mal war der Gebührenkatalog 1999 grundlegend angefasst worden, dazwischen gab es nur pauschale Anpassungen."
Auch Tierärzte sind von Kosten Steigerungen und Inflation betroffen. Während andere jedes Jahr mit ihrer Gewerkschaft eine Gehaltserhöhung einstreichen, soll der Veterinär auf dem Stand von letzten Jahrhundert bleiben? Dann gibt es bald niemanden mehr, der die Tätigkeit ausübt. Ist wie in der Pflege. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Wer sich ein Luxustier wie eine Katze leistet, der wird ein paar Euro im Jahr schon übrig haben. Das sind jetzt wirklich keine außerordentlich hohen Kosten, sofern man einmal im Jahr dort ist.
Anders für den Landwirt, für den die Kosten aber zumindest steuerlich zu berücksichtigen sind und damit teilweise kompensiert werden.
Wenn man das jammern der beiden Berufsgruppen hört meint man, die müssten noch Geld mitbringen um ihren Betrieb / Praxis betreiben zu können.
Übertrieben halt wie immer.