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Angriff mit einer Atombombe: Diese Tipps gibt ein Experte für den Notfall

Atomkrieg

Die fast vergessene atomare Gefahr: Was im Notfall helfen kann

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    Fanal eines Zivilisationsbruches in der Menschheitsgeschichte, aber für die Wissenschaft noch viel mehr: der Atompilz.
    Fanal eines Zivilisationsbruches in der Menschheitsgeschichte, aber für die Wissenschaft noch viel mehr: der Atompilz. Foto: dpa

    Angriffe russischer Truppen auf das Atomkraftwerk in Saporischschja, dem größten der Ukraine, tauchen zwar nicht mehr so oft in den Schlagzeilen auf. Aber es gibt sie weiterhin. Vergangene Woche schlug eine Drohne auf dem Dach des nahegelegenen Schulungszentrums ein. Es war der dritte Vorfall allein in diesem Jahr. Menschen kamen nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nicht zu Schaden, deutlich wurde jedoch, wie groß die Gefahr für die Bevölkerung in der Ukraine und den umliegenden Staaten ist. Das Risiko eines Austritts radioaktiver Strahlung ist das eine. Mit zunehmender Kriegsdauer und der steigenden Bereitschaft zur Nutzung weitreichender Waffen ist aber auch die Bedrohung durch einen Einsatz von Kernwaffen wieder eine Herausforderung.

    „Nachdem der Einsatz von Atomwaffen lange Zeit in den Hintergrund der politischen Debatte gerückt ist, ist das Thema durch die geopolitischen Machtverschiebungen und den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zurück auf der Agenda“, heißt es beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Die Behörde ist für etwaige Strahlungsunfälle zuständig und wertet dafür beispielsweise die Daten von bundesweit rund 1.700 Messsonden aus. Radioaktivität kann man nicht riechen, schmecken oder hören. Sollte ein Land wie Russland auf seine Nuklearwaffen zurückgreifen, dürfte das aber ohnehin keine Rolle mehr spielen. Die Gefahr wäre auch ohne sensible Messgeräte seh- und spürbar. Was ist dann zu tun?

    Beim Atomblitz schnell Schutz suchen

    „Man kann sich vor allem durch den Aufenthalt in geschützten Räumen ziemlich gut vor der Strahlung schützen“, sagt Florian Gering, er leitet die Abteilung Radiologischer Notfallschutz beim BfS. Kellerräume seien ausreichend, es müsse keine Bunker mit dicken Türen und eigenen Lüftungsanlagen sein. Innenliegende Räume ohne Fenster, beispielsweise Tiefgaragen oder U-Bahnstationen, könnten schon einen sehr hohen Schutz liefern. Nach BfS-Informationen läuft in Deutschland gleichwohl eine Bestandsaufnahme der Schutzräume. Demnach werden zum einen die alten Bunker aus Zeiten des Kalten Krieges auf ihre Tauglichkeit hin überprüft. Außerdem geht es um die Identifizierung anderer geeigneter Räumlichkeiten.

    Wichtig ist dabei, dass möglichst viele Menschen in möglichst kurzer Zeit Deckung finden. Schnell muss es vor allem gehen, weil die Zündung einer Atomrakete üblicherweise ohne ausreichende Vorwarnzeit erfolgt. Für eine organisierte Evakuierung ist da keine Zeit, wenn es zum Knall kommt, gilt die Devise: So schnell wie möglich weg aus dem Freien. Selbst im Auto wäre der Schutz nur minimal, erklärt der Experte.

    Waschen gegen die Strahlung

    Immerhin: Nach einer Kernwaffenexplosion nimmt die Strahlung schnell ab. „Innerhalb von ein, zwei Tagen geht das Strahlungslevel sehr stark zurück, nach zwei Tagen typischerweise auf ein Hundertstel oder weniger der ursprünglichen Strahlung“, erklärt Gering. Ein oder zwei Tage sollte man deshalb im geschützten Raum verweilen. „Wenn danach in hochbelasteten Gebieten, die zum Beispiel vom Fallout betroffen wurden, die Strahlung trotz dieser schnellen Abnahme immer noch so hoch ist, dass Gesundheitsrisiken bestehen, dann kann die Bevölkerung immer noch nachträglich evakuiert werden.“

    Jodtabletten hingegen helfen dem Experten zufolge zwar nach Kraftwerksunglücken, nicht aber bei einer Atombombe. „Das ist eine Maßnahme, die ist bei Kernwaffenexplosionen absolut nachrangig und wird nicht empfohlen“, so Gering. Der Grund: „Der Anteil der Strahlung, die auf die Schilddrüse wirkt, ist bei einer Kernwaffenexplosion so verhältnismäßig klein, dass dieser Schutz der Schilddrüse im Gesamtschutz keine Rolle spielt“. Das BfS rate „explizit von der Einnahme von Jodtabletten ab.“

    Salat aus dem Garten

    Hilfreich hingegen ist eine Maßnahme, die viele Menschen in Deutschland noch aus der Zeit nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl im April 1986 kennen:  Nahrungsmittel, die zum Beispiel selbst im Garten angebaut wurden, sollen nicht verzehrt werden, „weil hier ein hohes Risiko zur Aufnahme von radioaktiven Stoffen herrscht“. Simpel, aber hilfreich, ist der Tipp, nach einem Fallout die Kleidung abzulegen und den Körper zu reinigen, bevor man ein Gebäude betritt. Und zwar in dieser Reihenfolge: „Zuerst die unbedeckten Hautflächen und Haare, danach von oben nach unten duschen, um die aktiven Stoffe abzuspülen.“

    Das BfS und andere Stellen in Deutschland sind auf solche Fälle vorbereitet. Es gebe aber durchaus noch Verbesserungsbedarf, auch was die Information der Bevölkerung angehe, räumt Gering ein. Dem aber werde man sich „in naher Zukunft verstärkt widmen.“

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    10 Kommentare
    Josef Lang

    Ich rate dem Autor des Artikels im Keller den besten Tropfen zu trinken den er besitzt....

    Hildegard Fischer

    Für wie dumm halten Sie eigentlich Ihre Leser? Kleine Aufklärung für den Autor über die Folgen einer Atombomenexplosion: Thermische Strahlung schädigt das Augenlicht von Menschen und kann zur Erblindung führen. Unmittelbar anschließend entwickelt sich im Epizentrum ein gigantischer Feuerball mit Temperaturen von mehreren Millionen Grad Celsius. Die Druckwelle breitet sich mit Schallgeschwindigkeit nach allen Seiten aus. 63 Prozent aller Gebäude Hiroshimas wurden vollständig zerstört. Sofort Strahlung führt durch Verbrennungen und innere Blutungen zum schnellen Tod, radioaktiver Fallout verteilt sich in großem Umkreis und schädigt viele Organe jahrzehntelang, Generations übergreifend. Die enorme Rußentwicklung durch Brände blockiert den Einfall des Sonnenlichts auf die Erde. Die globale Temperatur fällt ab, der sogenannte nukleare Winter gefährdet den Nahrungsmittelanbau weltweit. Quelle: https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Shop/factsheet_a-z_atomwaffenexplosion_2024.pdf

    Josef Lang

    Ich wusste es schon immer, ein Atomkrieg ist harmlos. Zwei Tage im Keller reichen, die Strahlung ist dann ja schon wieder abgeklungen. Duschen und frische Kleidung anziehn, und dann auf Evakuierung warten....

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    Raimund Kamm

    Der Artikel verharmlost und übersieht. Er verharmlost, weil bei Atombombenexplosionen medizinische Versorgung und Zivilschutz wohl nicht mehr möglich sind. Er übersieht, dass in Bayerisch-Schwaben der Ort mit der größten Radioaktivitätslagerung ist. Wenn das Zwischenlager in Gundremmingen nur von einer Bombe oder einer Drohne aufgerissen würde und nur ein Tausendstel dieser Radioaktivität freikäme, wäre hier die Hölle los. Meines Wissens gibt es hierfür keine Zivilschutzplanungen. Raimund Kamm

    Josef Lang

    Der Kommentator hat sich wohl das Filmchen "duck and cover" angeschaut, und seitdem ein Wissen nicht erweitert.

    Thomas Keller

    Es wird nicht zum Einsatz dieser Waffen kommen. Hunderte russische Politiker-Gören gehen auf Privatschulen in der Schweiz und Frankreich oder anderswo..... Ausserdem leben sehr viele patriotische russische Wähler sehr gern ausserhalb ihres primitiven Sumpflandes mit drei Großstädten.

    Viktoria Reissler

    Die weitaus größere Gefahr sind Kriegstreiber wie diese Strack-Zimmermann oder der Kiesewetter! Die wollen allen Ernstes Krieg mit einem Land führen, welches 6500 Atombomben hat........

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    Martin Dünzl

    Nunja, Kriegstreiber ist hier eindeutig Putin - er hat den Krieg begonnen und stetig intensiviert... sollte man ein Land, nur weil es in Besitz von Atombomben ist, einfach gewähren lassen? Das liefert dann ein ausreichendes Argument für weitere Länder (wie Iran, Nordkorea etc.) möglichst schnell nach der A-Bombe zu streben!

    Maria Tkacuk

    Frau Reissler - Ihr schon inhaltlich haarsträubend falscher Kommentar ist auch "ideologisch" völlig und ebenso haarsträubend falsch: - Kriegstreiber sind nicht die genannten deutschen und westlichen Politiker, sondern allein der russische Diktator und seine Entourage (Lawrow, Peskow, usw). - Ihrer Argumentation nach könnte ja dann Rußland die Macht über die halbe Welt einfordern (die andere Hälfte bekommt dann die ähnlich atomar bestückte Diktatur China), den Sie sagen ja: "man darf sich gegen Rußland nicht zur Wehr setzen, denn es hat ja Atomwaffen - folgte man Ihrer sehr abwegigen Argumentation weiter, hätte sich die NATO, der Westen die Jahrzehnte von 1945- 1991 schon Rußland unterwerfen müssen statt die Sowjets zu konfrontieren. Richtig ist und war, der Ukraine alle militärischen Mittel in die Hand zu geben und wenn es sein muß, auch westliche Truppen zu entsenden ! Das hätte man schon im Februar 2022 machen sollen. Dann wäre Putin und seine Bande längst hinter Gittern !

    Martin Mederle

    Frau Maria Tkacuk, ich muss Ihnen leider in einem Punkt widersprechen: das hätte bereits 2014 und nicht erst erst 2022 passieren müssen!

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