Das Lungern gehört zum Geschäft der Korrespondenten im Weißen Haus. Man weiß nie, wie sich der Tag entwickelt. Für den Fall, dass Donald Trump oder einer seiner Mitarbeiter plötzlich Redebedarf hat und aus der Tür des West Wings tritt, stehen deshalb immer ein paar Kameras bereit.
Seit Freitagmorgen aber ist mindestens ein Aufnahmegerät stets vom Präsidialgebäude weg auf den stählernen Zaun gerichtet. Hinter dem Gitter liegt die ebenfalls gut gesicherte West Executive Avenue, auf der ausgewählte Regierungsmitglieder parken können. Doch im Visier der Journalisten ist nicht irgendein Fahrzeug, sondern der wohl berühmteste Gebrauchtwagen der Welt - ein leuchtendroter Tesla Modell S., dessen Nummernschild mit „DJ“ beginnt.
Im März hatte Donald Trump das Auto als Unterstützung für Elon Musk gekauft
„DJ“ - das sind nicht zufällig die Initialen der Vornamen von Trump. Erst im März hatte der Präsident das Elektroauto erworben. Nicht in einem Autohaus, sondern bei einer eigens für ihn veranstalteten Verkaufsschau im Garten des Weißen Hauses. Und zwar vom Tesla-Eigentümer höchstpersönlich. „“Beautiful“, hatte Trump ausgerufen, als er das Modell sah: „Das möchte ich in genau dieser Farbe!“

Nun steht die Karosse wenige hundert Meter vom Oval Office entfernt und gefällt dem Eigner gar nicht mehr. Der Tesla-Boss heißt nämlich Elon Musk, und die einstigen politischen Verbündeten befinden sich in einem bitteren Scheidungskrieg. Musk hat sogar gedroht, Material über angebliche Verbindungen des Präsidenten zu dem inzwischen verstorbenen Mädchenhändler Jeffrey Epstein öffentlich zu machen. Am Donnerstag war der Streit gewaltig eskaliert. Seither herrscht Funkstille.
Trump-Mitarbeiter berichten, der US-Präsident will seinen Tesla loswerden
Am Freitagmorgen gab Trump dem Sender ABC ein kurzes Interview. Ob er denn demnächst einmal mit Musk reden wolle, wurde er da gefragt. „Meinen Sie den Mann, der den Verstand verloren hat?“, konterte er. Die implizierte Antwort lautete: Nein. Im weiteren Verlauf des Tages vermied es der Präsident bewusst, irgendwelchen lungernden Reportern zu nahe zu kommen. Er wollte sich ganz offenbar zu dem Thema nicht mehr äußern.
Die Freude an dem „wunderbaren“ Tesla soll ihm der Streit jedenfalls gründlich verdorben haben. Hochrangige Mitarbeiter des Weißen Hauses berichteten amerikanischen Medien, ihr Chef wolle die Karosse loswerden. Der Listenpreis für den Neuwagen betrug je nach Ausstattung zwischen 70.000 und 80.000 Dollar. Trump selber darf aus Sicherheitsgründen nicht fahren. Wie viele Meilen seine Freunde oder Mitarbeiter mit dem Fahrzeug zugebracht haben, ist ebenso wenig bekannt wie der Preis, den der Dealmaker nun erzielen will. Offiziell mag der sich nicht einmal zur Verkaufsabsicht äußern. „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, behauptete Trump am Freitagabend. Berater haben ihm geraten, den Mega-Streit dringend auf kleinerer Flamme zu kochen.
Bislang scheint sich auch noch kein Interessent für den Tesla gefunden zu haben. Der leuchtend-rote Flitzer steht weiter regungslos neben dem Westflügel des Weißen Hauses. Und Trump konzentriert sich nun mehr auf olivgrüne Panzer: Die rollten am Samstagmorgen in Washington für die bevorstehende große Militärparade am Geburtstag des Präsidenten an.

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