Pressestimmen zum Krieg in der Ukraine: "Putin hat freie Bahn"
Der Angriff Russlands auf die Ukraine sorgt weltweit für Entsetzen. Die Pressestimmen zum Konflikt – und zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Russland hat einen Krieg in der Ukraine gestartet. Das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin sorgt international für Bestürzung. Die Pressestimmen:
"Er (Wladimir Putin) hat eine Fortsetzung des Kalten Krieges begonnen, eine möglicherweise gefährlichere, weil seine Behauptungen und Forderungen keinen Boden für Verhandlungen bieten und weil Russland mit seinem nuklearen Arsenal in der Lage ist, einen massiv zerstörerischen Cyberkrieg zu beginnen." New York Times (USA)
Pressestimmen zum Russland-Ukraine-Krieg: "China ist Gewinner dieses Konflikts"
"Europa und vor allem auch Deutschland sind nun endgültig aus ihrem immer schon etwas naiven Traum erwacht, es sich unter dem Schutzschirm der Vereinigten Staaten bequem zu machen. Die Europäische Union wird ihre Verteidigungsfähigkeit auf einen modernen Stand bringen müssen – und das wird teuer. Die USA, die ihre gesamte Aufmerksamkeit spätestens seit der Präsidentschaft Barack Obamas gen Pazifik ausrichteten, werden den alten Kontinent wieder verstärkt in ihrer Strategie berücksichtigen. Die transatlantische Wertegemeinschaft war nie so wichtig wie heute. Und auch China wird sich fragen müssen, ob es einen veritablen Angriffskrieg auf einen souveränen Staat unterstützen – und sich damit zum Komplizen für eine Politik machen will, die langfristig auch den Interessen Pekings widerspricht." Handelsblatt (Deutschland)
"Auch die baltischen Republiken und Polen stehen auf der Liste von Putin. Sein ideales Ziel ist es, die Nato-Erweiterung rückgängig zu machen, die 1990 mit der deutschen Wiedervereinigung begann. Um jemanden zu finden, der bei der Herausforderung des internationalen Rechts und der Weltordnung so weit gegangen ist, muss man bis in die 1930er Jahre zurückgehen. Dank der Wiederherstellung der militärischen Fähigkeiten missbraucht Putin die Regierung der Russischen Föderation als Instrument der Erpressung seiner Nachbarn und der internationalen Gemeinschaft. Putins zweigleisiger Krieg verdient eine sofortige und abschreckende Antwort." El País (Spanien)
"Wladimir Putin versucht, die Sowjetmacht wiederherzustellen. Die größte Bedrohung für die Sowjetunion waren niemals die Waffen des Westens, sondern der westliche Lebensstil, die Populärkultur, gefüllte Ladenregale und Freiheit. Und die größte Bedrohung für Putin ist die Sehnsucht des russischen Volkes nach einem Leben in einem normalen, reichen und respektierten Land statt in einem Armenhaus." Aftonbladet (Schweden)
Von Russland ausgelöster Krieg "attackiert die staatliche Ordnung in Europa"
"Es kommt jetzt auf die Einigkeit des Westens an. Russland verfügt über Devisenreserven und profitiert von den hohen Energiepreisen, während der Westen entscheiden muss, wie weit er inmitten einer Krise der Lebenshaltungskosten gehen will. Die Aussetzung der Zertifizierung für die Nord Stream 2-Pipeline durch Deutschland war ebenso bemerkenswert wie willkommen. Doch die erste Nord Stream-Pipeline deckt bereits zwei Drittel des deutschen Energiebedarfs. Und der italienische Ministerpräsident Mario Draghi hat erklärt, dass die EU-Sanktionen nicht den Energiesektor treffen sollten." The Guardian (Großbritannien)
"Putin hat freie Bahn. Die westliche Welt hat außer Worten und Sanktionen nichts dagegenzuhalten. Die Abschreckung des Westens hat nicht funktioniert. (...) Psychologisierungen sind meistens ein wenig hilfreiches politisches Analysemittel. Doch in diesem Fall drängt sich die Frage geradezu auf, ob Putin unter verzerrter Wahrnehmung und an einem Cäsarenwahn in fortgeschrittenem Stadium leidet." Presse (Österreich)
"Der Kreml attackiert mit seinen Panzern die gesamte staatliche Ordnung in Europa, das Völkerrecht, die Vernunft. Europäer und Amerikaner haben daher keine andere Wahl, als zu den auch für sie selbst schmerzhaften Sanktionen zu greifen, die Putin für den Ernstfall angedroht worden waren. Die Hauptaufgabe der deutschen wie der westlichen Politik aber ist es, Putin in seinem Machtrausch klarzumachen, dass die NATO tatsächlich jeden Zentimeter des Bündnisgebiets verteidigen würde – mit allem, was sie dazu hat.". Frankfurter Allgemeine Zeitung (Deutschland)
Krieg in der Ukraine: "Diese Krise erscheint anders, schlimmer und potenziell zerstörerisch"
"Man sagt: 'Europa wird in Krisen gemacht.' So war es oft, vom Kalten Krieg bis Covid: Große internationale Notfälle haben oft die gegenseitige Solidarität gestärkt und neu belebt. Wir werden bald, beginnend mit dem außerordentlichen Gipfel der Staats- und Regierungschefs heute Abend, verstehen, ob dies auch dieses Mal der Fall sein wird, und wir hoffen es. Aber diese Krise erscheint bereits anders, schlimmer und potenziell zerstörerisch für das politische und ideelle Projekt der Union." Corriere della Sera (Italien)
"In gewisser Weise ist China der Gewinner dieses Konflikts, weil Putin abhängiger von (Chinas Präsident) Xi wird. China wird Russlands wirtschaftliche Lebensader sein, wenn (und falls) Sanktionen greifen und eine langfristige Besetzung der Ukraine Russland ausblutet. Genau wie Nordkorea hat Peking jetzt einen zweiten umherirrenden "kleinen Bruder", der ständig im Geheimen schreckliche Bosheiten plant. Aber China will die Weltordnung besitzen und sie nicht wie Putin zerstören. Die widersprüchlichen Weltanschauungen der beiden Länder werden für sie dem anderen gegenüber nervös machen." The Australian (Australien)
(axhe)
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