Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

USA und Großbritannien schließen Handelsdeal: Was bedeutet das für die Wirtschaft?

Handelspolitik

USA vereinbaren Handelsdeal mit Großbritannien

    • |
    • |
    • |
    US-Präsident Donald Trump und der britische Premierminister Keir Starmer bei einem Treffen im Februar dieses Jahres.
    US-Präsident Donald Trump und der britische Premierminister Keir Starmer bei einem Treffen im Februar dieses Jahres. Foto: Carl Court, dpa

    Als US-Präsident Donald Trump in der Nacht zum Donnerstag eine „große Pressekonferenz“ im Oval Office ankündigte, spitzte sich die Aufmerksamkeit auf einen Satz zu: Ein bedeutendes Handelsabkommen mit einem „großen und hochgeachteten Land“ stehe unmittelbar bevor – das erste von vielen, wie der frühere US-Präsident vollmundig verkündete. Wenig später wurde bekannt: Gemeint ist das Vereinigte Königreich. Es folgten viele Spekulationen auf der Insel: Was genau umfasst der Deal? Werden die Zölle auf bestimmte Exporte in die USA nur gesenkt oder vielleicht gleich ganz gestrichen? Wird er ein politischer oder auch ein echter wirtschaftlicher Erfolg?

    Als Trump am Nachmittag mit 40 Minuten Verspätung vor die versammelte Presse in Washington trat, lobte er die enge Zusammenarbeit mit dem Vereinigten Königreich und bezeichnete es als „einen der größten“ Verbündeten der USA – mit dem man nun als Erstes ein Abkommen geschlossen habe. „Historisch“ sei das.

    Vor allem die Autoindustrie soll profitieren

    Mit dem neuen Handelsabkommen sichert sich das Vereinigte Königreich wirtschaftliche Vorteile. Die USA reduzierten die Zölle auf bis britische Autos – von zuvor 27,5 Prozent auf nun 10 Prozent – für bis zu 100.000 Fahrzeuge pro Jahr. Auch die britische Stahl- und Aluminiumindustrie profitiert: Laut Starmer heben die USA zuvor geltende 25-Prozent-Zölle vollständig auf. Im Gegenzug hat Großbritannien bestimmte Zugeständnisse gemacht: Trump zufolge umfasse das Abkommen Marktzugang für amerikanische Exporte, insbesondere in der Landwirtschaft. Als Beispiel nannte er etwa amerikanisches Rindfleisch. Der Export von Triebwerken und Teilen des Konzern Rolls Royce für Flugzeuge ist den Angaben zufolge sogar zollfrei. Im Gegenzug soll eine britische Fluglinie Flugzeuge des US-Herstellers Boeing für einen Milliardenbetrag kaufen.

    Britische Medien reagierten positiv auf den Deal. Die BBC betonte das symbolische Gewicht eines solchen Abkommens nach Monaten zäher Verhandlungen und sprach von einem „beachtlichen Erfolg des Premierministers“. Experten sprachen von einem „Reset“ – einer Rückkehr zum Zustand vor Trumps Amtszeit, die Großbritannien in eine bessere Situation als viele Länder bringt. 

    Gutes Verhältnis zwischen Donald Trump und Keir Starmer

    Tatsächlich hatte London in den vergangenen Monaten intensiv an der Pflege seiner Beziehungen zu Washington gearbeitet. Beim Besuch von Keir Starmer in der US-Hauptstadt im Februar überreichte dieser dem US-Präsidenten ein persönliches Schreiben von König Charles III., in dem Trump zu einem zweiten Staatsbesuch ins Vereinigte Königreich eingeladen wurde. Während andere Länder nach Trumps Rückkehr ins Weiße Haus auf Distanz gingen oder gar auf Konfrontation setzten, wählte Starmer bewusst einen anderen Kurs: Er schmeichelte dem Präsidenten, statt ihn zu kritisieren. Eine Strategie, die in Großbritannien umstritten war, sich nun jedoch offenbar ausgezahlt hat.

    Dabei betonte Starmer auch immer wieder die „special relationship“, die „besonderen Beziehungen“ zwischen den beiden Nationen. Denn trotz der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten seit dem 18. Jahrhundert blieben die beiden Länder durch Sprache, Kultur und Handelsbeziehungen eng verbunden. Im 20. Jahrhundert, insbesondere während der beiden Weltkriege und des Kalten Krieges, entwickelte sich eine enge strategische Partnerschaft, die sich auf die Zusammenarbeit der Geheimdienste, aber auch auf gemeinsame militärische Einsätze erstreckte. 

    EU bereitet sich auf Scheitern der Handelsgespräche vor

    Möglich wurden die Verhandlungen über einen Deal auch deshalb, weil Großbritannien nicht mehr Teil der EU ist. Zwar hat der Brexit erhebliche ökonomische Schäden verursacht – insbesondere durch die deutlich erschwerten Handelsbeziehungen mit der EU, dem wichtigsten Wirtschaftspartner Großbritanniens - doch das Land kann derzeit „seine eigene Handelspolitik im eigenen Interesse gestalten“, wie Labour-Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds schon vor einigen Wochen betonte. 

    Unterdessen wappnet sich die EU für ein mögliches Scheitern von Handelsgesprächen mit den USA. Die Europäische Kommission bereitet weitere Sonderzölle auf US-Exporte im Wert von bis zu 95 Milliarden Euro vor. Diese Zusatzabgaben könnten auf Industrie- und Agrarprodukte wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey erhoben werden, sollten Verhandlungen mit Washington nicht zu einer Lösung führen, wie aus einer Mitteilung der Brüsseler Behörde hervorgeht.

    Als Frist dafür gilt derzeit der Monat Juli. In ihm läuft eine 90-Tage-Frist ab, die US-Präsident Donald Trump für Angebote der EU gesetzt hat. Wenn diese ihm nicht ausreichen, will er umfangreiche neue Sonderzölle auf Einfuhren aus der EU erheben lassen. Sie würden zu bereits geltenden Sonderzöllen von ihm hinzukommen.

    Diskutieren Sie mit
    1 Kommentar
    Wolfgang Boeldt

    Nur so scheint es zu gehen. Heute sagt man Deal(Handel) dazu - der kommt zustande wenn handelseins. Das sit übrigens keine Erfindung der USA. Handelseins mußte man sich auch in der Vor-Geld-Zeit, also der Tausch-Zeit sein. Wir erleben z.ZHt. nur eine neue Variante eines uralten zwischenmenschlichen Verfahrens.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden