Social-Media-Plattformen müsste man ähnlich behandeln wie Alkohol und Zigaretten. So in etwa lautet das Argument, das zuletzt viele prominente Politiker geäußert haben – darunter der französische Staatspräsident Emmanuel Macron oder die deutsche Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD). Konkret heißt das: Die Plattformen sind eine Gefahr für Kinder und Jugendliche. Deshalb braucht es Altersbeschränkungen.
Am ersten Teil gibt es keinen Zweifel. Die Gefahren auf den Plattformen sind vielfältig, gerade für junge Menschen. Auf TikTok finden sich Kommentare von älteren Männern, die unter Videos eindeutig minderjährige Mädchen belästigen. Rechtsextreme nutzen die Plattformen, um gezielt junge Männer mit Hass und Falschbehauptungen zu ködern. Und auf dem Messengerdienst Telegram gibt es Gruppen, über die Drogen verkauft werden. Der Staat müsste die Plattformen schon lange viel stärker regulieren. Ein Verbot in Form einer Altersgrenze ist aber der falsche Weg.
Es droht die Abschaffung der Anonymität im Netz
Erst einmal stellt sich die Frage, wie das umgesetzt werden soll. Schon heute gibt es bei einigen Plattformen Altersgrenzen, für TikTok etwa ab 13 Jahren. Kontrolliert wird das so gut wie nicht. Technisch ist das auch kaum möglich. Die EU-Kommission arbeitet deshalb an einer App – einer Art digitalem Ausweis, mit dem man sein Alter beim Öffnen der Plattformen nachweist. Wie gut sich das tatsächlich umsetzen lässt, muss sich aber erst noch zeigen. Und das dauert. Der Dachverband europäischer Organisationen für digitale Freiheitsrechte rechnet damit, dass das nicht vor 2030 möglich sein wird. Wenn überhaupt, ist das allenfalls eine langfristige Lösung.
Das nächste Problem: der Datenschutz. Der Dachverband für digitale Freiheitsrechte spricht von „invasiver Verarbeitung der Daten junger Menschen“, die den eigentlichen Datenschutz-Richtlinien der EU zuwiderlaufen. Der Verband fürchtet Überwachung, Zensur und die Abschaffung der Anonymität im Netz. Keine unberechtigte Sorge. Der Staat könnte seine Bürger ungehindert im Netz überwachen. Eine beängstigende Vorstellung.
Aber selbst, wenn man diese technischen Aspekte beiseitelässt: Dann stellt sich immer noch die Frage, warum eigentlich die Freiheit junger Menschen eingeschränkt werden soll, und nicht das ungezügelte Vorgehen der Plattformbetreiber. Über Jahre hinweg haben diese Maschinen entwickelt und perfektioniert, die mit ihren Algorithmen Hass fördern, unsere Gesellschaft spalten, falsche Schönheitsideale propagieren und junge Menschen Kriminellen in die Arme treiben. Und sie sind damit unvorstellbar reich geworden. Es wäre ihre Verantwortung, einen Teil dieses Reichtums darauf zu verwenden, die Plattformen zu sicheren Orten zu machen – insbesondere für Kinder und Jugendliche. Dass die Politik lieber bei den Jugendlichen ansetzt als bei den mächtigen Plattformen, ist feige.
Nicht die Plattformen sind das Problem, sondern die unkontrollierte Art, mit der sie geführt werden
Und nicht zuletzt verkennt der Vorschlag eine veränderte Realität. Ein gewichtiger Teil unseres sozialen Miteinanders hat sich in die digitale Welt verlagert. Das lässt sich nicht zurückdrehen. Pauschale Verbote sind eine simple, selten aber eine kluge Lösung.
Das zeigt sich am Beispiel Australien, wo die Altersbegrenzung bereits beschlossen wurde: Messengerdienste wie Telegram sind davon ausgeschlossen, ebenso wie die Videoplattform YouTube. Dort seien auch Lerninhalte zu finden, so die Begründung.
Allein diese Argumentation zeigt: Die Plattformen sind – anders als Zigaretten – nicht per se eine Gefahr für Kinder und Jugendliche. Es gibt dort wertvolle Inhalte, sie sind ein wichtiger Teil des Lebens junger Menschen. Gefährlich ist die unkontrollierte Art, mit der sie geführt werden. Das einzudämmen wäre Aufgabe des Staates.
Tja, Herr Martin Goller, das tut mir wirklich leid für Sie! Ihre Replik lässt leider erahnen, wie Ihre Sozialisierung in der Kindheit und Jugendzeit verlaufen sein muss. Honni soit qui mal y pense...
Sehr geehrter Herr Betz, vielen Dank für den persönlichen Angriff, ohne auf die Argumentation einzugehen - ad hominem - falls sie verstehen. Sie schreiben von "zunehmender Verrohung der Jugend durch Social Media" -dann bringen Sie bitte Beweise für diese steile These. Welche Sozialen Medien haben denn Ihrer Meinung nach zur Hexenverbrennung geführt? Oder zu den vielen Morde Anfang der 90er Jahre in Deutschland? Aber scheinbar ist es bei Leuten die so sozialisiert sind wie sie, wohl auch intelektuell etwas einfacher gestrickt - nur mit Beleidigungen beizukommen. Also sollten Sie sich schämen! Si tacuisses, philosophus mansisses!
Ein Verbot der sog. sozialen Netzwerke für junge Menschen unter 15 Jahren, das der französische Präsident Macron jüngst gefordert hat, ist angesichts der vielen furchtbaren Vorkommnisse längst überfällig! Die Verantwortung für die auf die Social-Media-Plattformen zurückführbare Verrohung bei jungen Menschen liegt in erster Linie bei diesen Plattformen und bei der staatlichen Kontrolle derselben, in zweiter Linie bei den Eltern, in dritter Linie bei den Jugendlichen selbst und schließlich bei den Schulen. Kinder und Jugendliche sollten dabei nicht "in einen Topf geworfen" werden. Für die online-Aktivitäten der Kinder (unter 14) sind zuallererst die Eltern zuständig: Diese sollten als "Erziehungsberechtigte" eben auch von ihrer "Berechtigung" Gebrauch machen müssen; widrigenfalls darf Gesetzgebung Eltern künftig offiziell "Erziehungspflichtige" nennen und bei Pflichtverstößen ebenso sanktionieren wie die sog. Sozialen Netzwerke, die sich leider eher als asozial erwiesen haben!
Zum Glück war die Jugend früher noch nicht verroht, also zu den Zeiten als es normal war Katzen anzuzünden und den Nachbar ins KZ zu bringen 😀
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