Welche Länder besitzen aktuell Atomwaffen?
Die meisten Atomsprengköpfe besitzt inzwischen Russland, laut Friedensforschungsinstitut Sipri knapp 5900. Dahinter kommen die USA mit gut 5200 der weltweit 12.500 Atomwaffen. Großbritannien (225) und Frankreich (290) verfügen zusammen gerade mal über ein Zehntel davon. Als Atommächte gelten außerdem China, Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea. Die Ukraine hingegen hat ihre Atomwaffen Mitte der 90er Jahre an Russland abgegeben, Grundlage dafür ist das „Budapester Memorandum“.
Könnte auch Deutschland zur Atommacht werden?
Eine deutsche Atombombe wäre ein gewaltiges politisches wie militärisches Zeichen. Denn Deutschland hat sich im nuklearen Nichtverbreitungsvertrag (Atomwaffensperrvertrag) verpflichtet, auf Kernwaffen zu verzichten. Der nukleare Nichtverbreitungsvertrag gilt als eines der wichtigsten Regelwerke der Nachkriegszeit und soll einen Atomkrieg verhindern. Auch der 2+4-Vertrag verbietet Deutschland den Besitz eigener Atomwaffen. Sollte die Bundesregierung aus den Verträgen aussteigen, würde sie sich damit nicht nur gegen die von ihr propagierte regelbasierte Weltordnung stellen, sie könnte auch anderen Ländern wie dem Iran einen Vorwand bieten, eigene Nuklearwaffen anzuschaffen. Der Startschuss für ein weltweites atomares Wettrüsten könnte damit fallen. Wahrscheinlicher ist deshalb eine so genannte „nukleare Teilhabe“, also dass Deutschland Sicherheitsgarantien von den europäischen Atommächten Frankreich und Großbritannien erhält.
Wie sieht die Regierung diese Option?
Bislang hat Berlin das abgelehnt, da der Schutz durch die USA ausreichend erschien. Hinzu kommt, dass in Frankreich ausschließlich der Präsident über den Einsatz von Atomwaffen entscheidet – offenbar ist sich die deutsche Politik nicht sicher, ob die französische und die deutsche Einschätzung im Ernstfall deckungsgleich wären. Eine wichtige Debatte, die geführt werden müsste, wäre daher die über die Vergemeinschaftung der Kontrolle. Grundsätzlich gibt es auch im EU-Vertrag eine Beistandsverpflichtung. So heißt es in Artikel 42.7: „Im Falle eines bewaffneten Angriffs auf das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats schulden die anderen Mitgliedstaaten ihm alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung.“ Teil des nuklearen Schutzschirms der USA für Deutschland ist zudem, dass amerikanische Atomwaffen auf deutschem Gebiet gelagert sind. Eine andere Möglichkeit wäre die Entwicklung einer eigenen Atombombe durch die Europäische Union – was allerdings unwahrscheinlich ist.
Warum sind Atomwaffen so gefährlich?
Die Wirkung von Atomwaffen ist gewaltig – deshalb haben sie so ein großes Abschreckungspotenzial. Seit Amerika Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abwarf, wurden Nuklearwaffen nur noch zu Testzwecken gezündet. Sollte eine Atomwaffe zum Einsatz kommen, würde eine große Anzahl an Zivilisten das Leben verlieren, es handelt sich um eine Massenvernichtungswaffe. Tödlich sind nicht nur die starke Hitze und die radioaktive Strahlung, sondern auch die Druckwelle. Die Umweltorganisation Greenpeace hat eine Studie über die Folgen erarbeitet, die eine Explosion einer eher kleinen Atombombe auf der Wiese vor dem Reichstagsgelände in Berlin hätte. Das Ergebnis: „In einem Radius des Feuerballs von 260 Metern würde alles verdampfen. Innerhalb eines Radius von 590 Metern käme es zu schweren Explosionsschäden, und bis in eine Entfernung von 1,41 Kilometer würden Menschen im Freien eine hohe radioaktive Sofortstrahlung erhalten, die meist tödlich ist. Der Radius für mittlere Zerstörungen würde 1,24 Kilometer betragen, der Radius mit Brandverletzungen dritten Grades 1,91 Kilometer. Glas würde bis in eine Entfernung von mehr als 6 Kilometer zerbrechen. Der radioaktive Niederschlag einer Atombombe in dieser Simulation könnte sehr weit getragen werden und könnte rund 120.000 Tote bedeuten.“
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