Ist Links das neue Rechts? Und wie gehen die da oben mit uns da unten um? Die Regierung definiert eine neue Zielgruppe und der politische Kompass propellert.
Die Bundesregierung will also etwas für die „breite Mitte“ tun. Als Mann jenseits der Vierzig denkt man da unwillkürlich an das kürzlich aussortierte enge Slim-Fit-Hemd, das rund um die breite Mitte nur noch mittelgut gepasst hat. Aber das ist natürlich nicht gemeint.
Neue Zielgruppe der Regierung: Ist die breite Mitte die neue neue Mitte?
Sondern eher so: Mitte immer gut, kann sich jeder gemeint fühlen. Und je breiter, desto besser, weil weniger Rand. Klar, kann man sich jetzt fragen, warum eigentlich nicht gleich alle. Oder ob die breite Mitte so etwas ist wie die neue neue Mitte. Sie wissen schon: Als Gerd Schröder noch Politiker war, hatte er einst diese neue Mitte umworben. Nur ist heute ja alles viel komplizierter als in den 90ern.
Gerade erst mussten wir schließlich mit dem Gedanken klarkommen, dass Links womöglich das neue Rechts ist. Aber das besprechen wir bei Gelegenheit wohl eher mal mit Sahra Wagenknecht.
Südis gegen Nordis statt Ossis gegen Wessis
Und dann gibt es ja noch die CSU, die ständig davor warnt, dass der Wohlstand in Deutschland von unten nach oben verteilt werden soll. Das wäre ja ein dickes Ding. Was denken die da oben eigentlich, wie sie mit uns da unten umgehen können? Oder wie der Bayer sagt: „Jetzt wird’s hinten höher wie vorn!“ Dabei meint die CSU das ja ganz anders, nämlich rein geografisch. Nord-Süd ist das neue Ost-West. Nordis und Südis statt Ossis und Wessis quasi.
Bei all diesem Links-rechts-oben-unten-Gedöns kann der politische Kompass schon mal ins Propellern geraten. Und so liegt der Finanzminister mit seiner Kreation der extrabreiten Mitte gar nicht so schlecht. Nur wie selbige den Gürtel enger schnallen soll, wenn das dicke Ende kommt, muss er noch erklären. Beim Slim-Fit-Hemd hat das schon mal nicht geklappt.
Die Diskussion ist geschlossen.