Warum Nordbayern besonders unter der Hitzewelle ächzt
Die Niederschlagsmenge liegt deutlich unter dem langjährigen Mittel, die Temperaturen sind besonders hoch. Das sind die Gründe für die Hitzewelle.
Die Felder sind braun, die Sonne brennt, das Thermometer steigt: Bayern ächzt unter der Hitzewelle, erlebte am Dienstag den bisher wärmsten Tag des Jahres mit Temperaturen über der 30 Grad-Marke. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sprach von einer „starken Wärmebelastung“. Auslöser für die Hitzewelle ist Hoch „Jürgen“, das seinen Schwerpunkt über Deutschland hinweg nach Osteuropa verlagert. Dadurch wird der Weg frei für heiße bis sehr heiße tropische Luft aus dem Norden Afrikas, die bereits jetzt West- und Südwesteuropa erreicht hat. „Wir befinden uns dann mitten im Hochdruckgebiet“, sagt Guido Wolz, Meteorologe beim DWD. Besonders angespannt ist die Lage im Norden des Freistaats. Viele Landwirte mussten bereits eine Noternte durchführen. Bei zahlreichen Feldern ist nichts mehr zu retten.
Unterfranken gilt als bayerischer Hitze-Hotspot. Immer wieder werden dort Temperatur-Rekorde gebrochen. Das hängt mit den geografischen Bedingungen zusammen. Die Mittelgebirge schotten die Region ab vor Winden, die Feuchtigkeit und Regen bringen könnten. Unterfranken liegt laut Landesamt für Umwelt im Regenschatten von Spessart und Odenwald. Die Wolken lösen sich auf, die Sonne hat freie Bahn. Einfluss auf die Temperatur hat auch die Höhenlage – je höher ein Ort liegt, umso geringer ist die Temperatur im Vergleich zum Rest des Landes. Der tiefste Ort Bayerns liegt in Kahl am Main mit 102 Metern über dem Meeresspiegel. Augsburg liegt auf 494 Metern, Kempten auf 674 Metern. In Alpennähe gibt es zudem häufiger Gewitter und Starkregen.
Hitze in Deutschland: Pegelstand in den Flüssen sinkt
In vielen Regionen Deutschlands sinken inzwischen die Pegelstände des Grundwassers, Flüsse und Seen trocknen aus. „Erste Meldungen über Fischsterben auf Grund trockenfallender Gewässerstrecken liegen vor“, schreibt das bayerische Landesamt für Umwelt in seinem Report. „Rund 71 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf.“ Zwischen dem 1. Mai und dem 17. Juli 2022 lag die Niederschlagssumme für Nordbayern (nördlich der Donau) bei 103 Liter pro Quadratmeter (51 Prozent des Mittelwerts der Jahre 1971 bis 2000) und in Südbayern bei 255 Liter pro Quadratmeter (85 Prozent vom Mittel).
Wegen der Hitze und der ausgetrockneten Böden besteht in Bayern aktuell großenteils höchste Waldbrandgefahr. Der fünfstufige Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes weise seit Dienstag für weite Teile Bayerns die höchste Stufe aus, teilte das Forstministerium in München mit.
So kann die Politik auf die Hitzewelle reagieren
Die Häufung von Hitzewellen, wie Deutschland sie gerade erlebt, führen Forscherinnen und Forscher auf den Klimawandel zurück. Harald Kunstmann, Klimaexperte an der Universität Augsburg, rät zu zwei Säulen im Ringen um mehr Klimaschutz. Zum einen müssten etwa Emissionen reduziert werden, um die globale Erwärmung nicht weiter ansteigen zu lassen. Doch Städte müssten sich auch anpassen an die höheren Temperaturen. „Wir können Hitzeaktionspläne erstellen und unsere Städte zum Beispiel baulich so verändern, dass sie zumindest lokal abkühlen“, sagt er. „Da fällt es vielen Entscheidungsträgern leichter, schneller voranzugehen als bei der Linderung. Weil wir den direkten Nutzen für die Region sehen.“
Nicht nur Deutschland, auch andere Teile Westeuropas ächzen unter der Hitze. In Großbritannien haben die Temperaturen erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen die Marke von 40 Grad überstiegen. In Frankreich und in der Toskana breiteten sich die Waldbrände weiter aus.
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