
Angeklagte gestehen im Pumpgun-Prozess

Im so genannten Pumpgun-Prozess um eine der längsten Bankraubserien in Deutschland haben die drei Angeklagten am Donnerstag zum Auftakt umfassende Geständnisse abgelegt. Die Männer gaben vor dem Landgericht Ansbach zu, bei 20 Banküberfällen, darunter in Langenneufnach (Landkreis Augsburg) und Aindling (Landkreis Aichach-Friedberg), innerhalb von acht Jahren knapp 1,2 Millionen Euro erbeutet zu haben. Als Motiv nannten sie ständige Geldnot.
Ansbach (lb). Im so genannten Pumpgun-Prozess um eine der längsten Bankraubserien in Deutschland haben die drei Angeklagten am Donnerstag zum Auftakt umfassende Geständnisse abgelegt. Die aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg stammenden Männer gaben vor dem Landgericht Ansbach zu, bei 20 Banküberfällen, darunter in Langenneufnach (Landkreis Augsburg) und Aindling (Landkreis Aichach-Friedberg), innerhalb von acht Jahren knapp 1,2 Millionen Euro erbeutet zu haben. Als Motiv nannten sie ständige Geldnot. Für ihre Überfälle hatten sie sich gezielt Bank- und Sparkassen-Filialen in Orten ausgesucht, die weit entfernt von der nächsten Polizeistation lagen.
Ihren Geständnissen zufolge hatten sie 13 Mal in Bayern, sechs Mal in Hessen und ein Mal in Niedersachsen zugeschlagen - das erste Mal im Januar 1996 in einer Sparkassenfiliale im osthessischen Wildeck- Reichelsdorf bei Bad Hersfeld, das letzte Mal im Mai 2004 im nordhessischen Ottrau. Dabei hatten sie Bankmitarbeiter und Kunden stets mit einer Vorderschaft-Repetierwaffe, einer so genannten Pumpgun, sowie einer Bombenattrappe bedroht. Die Männer waren im November vergangenen Jahres nach Hinweisen aus der Bevölkerung festgenommen worden.
Bei ihren Überfällen waren sie immer nach dem gleichen Muster vorgegangen: Der Jüngere der beiden fuhr das Tatauto, das mit einem gestohlenen Kennzeichen versehen war. Der anfangs mit einer Sturmhaube, später mit einer Gummimaske getarnte Haupttäter drang mit einer ungeladenen Pumpgun und einer Bombenattrappe in die Banken ein, hielt damit Kunden in Schach und erpresste die Herausgabe möglichst hoher Geldbeträge. Der dritte mutmaßliche Täter half bei einigen der Überfälle, indem er Tatwaffe und die Maske in einem zweiten Wagen zum Tatort brachte.
Nach Worten von Rechtsanwalt Jürgen Lubojanski, der den Hauptverdächtigen vertritt, waren die Überfälle bis ins Detail geplant. "Jede Tat wurde wochenlang vorbereitet. Sie haben vor Ort exakt die Fahrtzeit vom nächsten Polizeirevier zum Tatort gestoppt und wussten daher genau, wie viel Zeit sie nach dem Auslösen des Alarms für ihre Flucht hatten", berichtete der Verteidiger. Zudem hätten sie Tage für ihre Beutezüge ausgewählt, an denen die Polizei durch örtliche Großveranstaltungen gebunden war, berichtete Lubojanski.
Nicht zufällig habe das Trio westliche Banken- und Sparkassen- Filialen ins Visier genommen: "Die drei wussten genau: Nur wenige Banken im Westen hatten zu dieser Zeit automatische Bargeldauszahlungssysteme. In neu eingerichteten ostdeutschen Bankfilialen war diese Technik damals längst selbverständlich", berichtete der Anwalt.
Als Motiv gaben die Mitglieder der so genannten Pumpgun-Bande an, Reisen, teure Hobbys, aber auch die Verluste ihrer im Osten Berlins betriebenen Autowerkstatt hätten so viel Geld verschlungen, dass sie ständig in Geldnot gewesen seien. "Zufällig ist das Geld allen immer gleichzeitig ausgegangen", berichtete der heute 32 Jahre alte Restaurantfachmann, der als Komplize des vier Jahre älteren Haupttäters angeklagt ist. Zusammen mit einem der Beihilfe angeklagten 30 Jahre alten Auto-Mechaniker hatte er zuletzt in Neuenhagen bei Berlin gelebt.
Der aus Greifswald stammende mutmaßliche Haupttäter, der zuletzt in Delmenhorst gelebt hatte, und sein Komplize hatten sich nach ihren Angaben Mitte der 90er Jahre bei Jobs auf der Insel Borkum kennen gelernt. Ihre kriminelle Karriere habe aber erst in Berlin begonnen. Von dort aus seien sie zu kleineren Überfällen gestartet, die aber nicht Gegenstand des aktuellen Prozesses sind. Für eine der Taten war der Restaurantfachmann zu einer dreiwöchigen Jugendstrafe verurteilt worden. Vor Gericht räumte er ein: "Vielleicht wäre damals eine härtere Strafe besser gewesen. Die drei Wochen waren schnell vergessen." Für den Prozess sind sieben Verhandlungstage angesetzt.
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