Distanz im Flugzeug gibt es meist nur gegen Aufpreis
An Bord geht es trotz Corona oft schon wieder eng zu. Wie unterschiedlich Airlines mit dem Abstand umgehen: Ein Überblick.
Nur ganz am Anfang der Krise hielten Europas Fluggesellschaften die Mittelsitze kostenlos frei, um Abstand zu wahren. Inzwischen verkaufen die meisten wieder sämtliche Sitze – wenn möglich bis auf den letzten Platz. Trotzdem bleiben manche Plätze frei; denn die Fluglinien haben die Sorge der Passagiere als neue Einnahmequelle für sich erkannt und bieten den Fluggästen an, den Sitz neben sich dazu zu buchen – zu unterschiedlichen Konditionen. Ein Überblick:
- Air France/KLM ermöglicht Passagieren, den Sitzplatz neben sich zu buchen – für 75 Prozent des ersten Ticketpreises. Weil die Webseiten noch nicht nachgerüstet sind, funktioniert das bislang nur über das Callcenter: 069/2999 3772.
- Alaska Airlines blockt seit Beginn der Pandemie die Mittelsitze auf dem gesamten Streckennetz ohne Aufpreis und hat gerade angekündigt, diese Politik bis mindestens 6. Januar 2021 beizubehalten. Vergleichbares gilt für die US-Fluggesellschaften JetBlue und Hawaiian: Auch diese beiden halten im gesamten Streckennetz ohne Aufpreis die Mittelsitze frei. Auch Delta blockiert im gesamten Streckennetz und in allen Flugzeugen ohne Aufpreis sämtliche Mittelsitze. Das Versprechen gilt auch für die Flüge ab Deutschland und bis mindestens Januar 2021.
- Condor-Gäste erhalten momentan in der Business Class automatisch einen freien Nebensitz. In der Economy ist der Service auf Kurz- und Mittelstreckenflügen gegen einen Aufpreis von 39,99 Euro pro Person und Strecke zu haben. Pferdefuß: Die Leistung kann erst 24 Stunden vor Abflug im Rahmen des Online-Check-ins oder noch später am Flughafen gebucht werden. Pech allerdings, wenn der Flieger zu diesem Zeitpunkt schon voll ausgebucht ist.
- Corendon Airlines offeriert auf allen Strecken ab Deutschland eine „Double Seat“-Option für 39,99 Euro pro Person und Strecke. Im Gegensatz zu Condor kann der Double Seat bei der türkischen Airline bei der Sitzplatzreservierung einfach mitgebucht werden.
- Easyjet macht keine Extrafaxen mit freien Nebensitzen. Wer will, kann aber bei dem britischen Billigflieger zum Normaltarif den Nachbarsitz buchen. Das funktioniert auf der Webseite über „Buchungen verwalten“, dann „zusätzlicher Sitzplatz“ hinzufügen. Nur so ist sicher, dass der zweite gebuchte Platz nicht ganz woanders im Flugzeug liegt.
- Lufthansa bietet aktuell keine offizielle Zubuchungsmöglichkeit. Bei gering ausgelasteten Maschinen bleibt nach Airline-Angaben „wo immer möglich“ der Mittelsitz frei, Statuskunden werden bevorzugt. Wer auf Kurz- und Mittelstreckenflügen einen garantiert freien Nebensitz haben will, der muss die Business Class buchen, dort ist diese Leistung obligatorisch.
- Eurowings bietet in der Corona-Krise einen freien Mittelplatz gegen Bezahlung. Das funktioniert bei der Lufthansa-Tochter schon länger nach der eigentlichen Buchung über Tel. 0180/6320 320 und soll im Lauf des Septembers auch auf der Webseite möglich werden. Beworben wird ein Preis von 18 Euro; der kann sich allerdings auch erhöhen.
- Ryanair wirft immer mal wieder eine Million Fünf-Euro-Tickets auf den Markt, aber der freie Nebensitz kostet dasselbe wie der erste. Um ihn sicher zu bekommen, bucht man auf der Webseite während des Buchungsvorgangs beim zweiten Sitz ein Ticket für eine Person mit Vornamen „Zusätzlicher“ und Nachnamen „Komfortsitzplatz“.
- Southwest, die bekannteste US-amerikanische Billigfluglinie, kennt keine Sitzplatzreservierung – man setzt sich, wo Platz ist. Zumindest für das gesamte Jahr 2020 werden aber entsprechend weniger Plätze verkauft, sodass in allen Maschinen und auf allen Strecken die Mittelsitze frei bleiben können.
- TUIfly macht den freien Nachbarsitz zubuchbar, allerdings nur telefonisch über Tel. 0511/2200 4321, per Mail über servicecenter@tuifly.com oder über ein Reisebüro. Der Preis variiert ähnlich wie bei Eurowings mit der Auslastung.
Wer Distanz wünscht, muss zahlen. Für die Airlines ist der Verkauf freier Nachbarsitze übrigens doppelt lukrativ. Anders als bei normalen Tickets fallen für einen verkauften leeren Sitzplatz keine Steuern und Gebühren an. Außerdem kann die Fluggesellschaft denselben Platz straflos zweimal verkaufen: einmal an den Passagier auf dem Gangplatz und einmal an den am Fenster.
Wie sich ein Flug in Coronazeiten anfühlt, lesen Sie hier
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Für Privatleute gibt es eigentlichen keinen Grund in der jetzigen Zeit zu fliegen. Auch Geschäftsleute können ihr Flugpensum sicherlich um 80%-90% reduzieren.