Der neue Weg zum Gipfelglück in St. Anton
Am Arlberg eröffnet die moderne Schindlergratbahn ganz neue Möglichkeiten – nicht nur für Könner. Wer will, trifft dort auch Legenden des Skirennlaufs.
Plötzlich sind wir umringt von Stars des Skisports: Alberto Tomba, Mario Matt und Karl Schranz. Die legendären Rennläufer sind sehr präsent, als wir in St. Anton am Arlberg einchecken. Und nicht nur sie. Es sind die klangvollen Namen von Siegern, die im Hotel Valluga an den Türen der Skischränke zu lesen sind. Man hat gleich ein gutes Gefühl, die eigene Ausrüstung bei „Mario Matt“ einzustellen. Bald werden wir den bekannten Slalom-Spezialisten persönlich kennenlernen. Aber erst ist Skifahren satt angesagt. Es gilt, einen ganz neuen Weg zu einem spektakulären Gipfel zu testen.
Das Wetter in Tirol passt. Große Föhnwolken ziehen am Himmel über dem Arlberg, Österreichs größtem zusammenhängenden Skigebiet, vorbei. Die Sonne sorgt für leichte Plusgrade und griffigen Schnee. Optimale Bedingungen, um eine Neuerung auszuprobieren, die es in sich hat. Im Dezember ist die neue und moderne Gondelbahn zum Schindlergrat in Betrieb gegangen. Sie ersetzt nach 40 Jahren den alten, oft zugigen Sessellift, in dem man auf den Gipfel zuckelte. Und schon bei der ersten Fahrt in der neuen Gondel steht fest: Nach diesem neuen Highlight kann man süchtig werden.
In der Station ein kurzes Zögern. Sollen wir den Eingang für „Familien“ nehmen? Oder lieber denjenigen für „Experten“? Der Clou an den neuen 10er-Gondeln ist, dass es – je nach Einstieg – oben am Schindlergrat zwei verschiedene Varianten gibt. An der bisherigen Bergstation steigen die guten Skifahrer aus, die sich das zutrauen. Die anderen Passagiere fahren einfach 420 Meter weiter zur neuen Endstation, die etwas tiefer liegt. Auf diese Weise können auch Komfort-Skiläufer durch sichere Fensterscheiben in luftiger Höhe die grandiose Aussicht auf weiße Berggipfel, schroffe Felsflanken und steile Rinnen rundherum genießen – ohne dass es ihnen oben am Schindlerkar schwindlig wird. Ein paar Rheinländer in der Gondel holen schwer beeindruckt ihre Smartphones heraus, um schnell ein paar Bilder per WhatsApp zu verschicken. „Wir müssen es daheim ja nicht erzählen, dass wir nicht ganz oben waren“, sprechen sie sich ab.
Die blaue Piste führt übers Valfagehr
Wir sagen nichts und steigen bei „Experten“ aus, um jeden Höhenmeter Abfahrt mitzunehmen. Es lohnt sich. Denn ganz oben lässt die Auswahl an Pisten und Gelände-Varianten auch für Könner kaum etwas zu wünschen übrig. Über Skirouten geht es wahlweise durchs Schindlerkar oder durchs Mattunjoch hinunter. Die andere Alternative ist eine wunderbare rote, später blaue Piste. Sie führt übers Valfagehr rund 1000 Höhenmeter hinunter bis zur Alpe Rauz. Auch hier ist Kondition gefragt, wenn man es sportlich angehen will. Mit nur zwei Zwischenstopps kommt Alexander auf seinem Snowboard ins Schwitzen, obwohl er ein durchtrainierter Fußballer ist. Alexander ist zum ersten Mal hier im Urlaub. Kein Zufall. Für den jungen Bayern und viele andere Urlauber aus Europa, USA, Asien und rund 50 Nationen in aller Welt ist der Arlberg ein Sehnsuchtsort. Hier ist die Wiege des alpinen Skilaufs. Und die Legende lebt, auch wenn die Zeiten der Pioniere lange zurückliegen. 1895 ließ sich Pfarrer Johann Müller seine ersten Skier aus Skandinavien schicken und entdeckte sie als praktisches Fortbewegungsmittel. Im 20. Jahrhundert revolutionierte Hannes Schneider mit seinem Arlbergstil das Skilaufen und machte bis in die USA und Japan von sich reden. Viele erfolgreiche Rennläufer sind am Arlberg zu Hause, etwa Olympiasieger und Weltmeister Mario Matt. Er ist heute in ganz anderen Bereichen sehr erfolgreich. Zu ihm kommen wir später.
Noch locken strahlender Sonnenschein und perfekter Schnee. Welche Abfahrt ist die schönste? Lieber Gelände oder Piste? Wir wollen nicht auf Abwege geraten und folgen Ski-Guide Frank Widmann. Er kennt sich aus. Frank ist einer der Chefs der Skischule Arlberg in St. Anton und den ganzen Winter als Skilehrer unterwegs – auf rund 300 Kilometern markierten Abfahrten genauso wie in den vielen Hängen zum Freeriden. „Der Einstieg ins Gelände ist hier besonders einfach, weil man es vom Lift aus erreicht“, sagt er. Und er beschreibt auch einen Trend: Wintersportler sollen sich nicht mehr zwischen Piste und Gelände entscheiden müssen. „Es ist die ganze Vielfalt, die wir unseren Gästen näherbringen wollen.“ Deshalb stehen in der Saison rund 300 Skilehrer und Guides auf Abruf bereit. Glaubt man Frank, leisten sich immer mehr Urlauber in St. Anton einen eigenen Guide, obwohl ein normaler Skikurs wesentlich preisgünstiger wäre. Viele investieren in einen ortskundigen Führer auch wegen der potenziellen Lawinengefahr im Gelände. „Wir wissen normalerweise, was möglich ist, auch wenn es eine hundertprozentige Sicherheit nicht gibt“, sagt Frank, der übrigens zusammen mit seiner Frau eine eigene Alm mit Schafherde betreibt und als gelernter Kfz-Mechaniker Autos reparieren kann.
In St. Christoph in den Weinkeller
Irgendwann fahren wir an einer der vielen Hütten vorbei. Von dort weht der würzige Geruch von Kaspressknödeln herüber. Der Magen meldet: Hunger! Also schnell weiter, diesmal den Berg hinunter nach St. Christoph. Unser Ziel ist nicht irgendeine Brotzeit-Station, sondern eine Hütte, in der man Appetit mit Kulinarik verbinden kann. Da ist die Hospiz Alm die richtige Adresse. Tagsüber kehren Skifahrer in der rustikalen Bauernstube mit offenem Kamin ein, um auf gepflegte Art mit östereichischen Schmankerln satt zu werden. Abends verwandelt sich die Alm in ein Feinschmecker-Restaurant, das von Gault Millau mit 15 Punkten und zwei Hauben bewertet wird. Überraschend sind dort nicht nur Gerichte wie Rübengewächse mit Schafsjoghurt, Olivenöl und Mohn oder Jakobsmuschel auf Erbse, Merengue und Limette. Den größten Wow-Effekt bietet der Weinkeller, der seinesgleichen sucht.
Robin Höffernig vom Service-Team nimmt Gäste gerne mit zu einer kleinen Tour in die Unterwelt der Hospiz Alm. Früher war es der Atombunker eines Wirtshauses. Heute lagern in den Katakomben rund 2500 Flaschen im XXXL-Format, gefüllt mit Bordeaux-Weinen vom Feinsten. An allen Wänden und selbst an der Decke – überall wo man hinschaut, ist Wein. Höffernig sagt nicht ohne Stolz: „Wir haben den weltweit größen privaten Großflaschenkeller.“ Den Wert der edlen Tropfen beziffert er mit insgesamt sechs Millionen Euro. Eine der teuersten Flaschen ist ein Cheval Blanc, zwölf Liter für 45 000 Euro. Selbst der legendäre „Petrus“ ist für Gäste zu haben, bei denen Geld keine Rolle spielt. Die anderen können edlen Bordeaux auch glasweise ordern, was sich geschmacklich auszahlt und bezahlbar ist. Nicht nur hier, auch sonst entwickelt sich der Arlberg zu einem Gipfel für Feinschmecker. In St. Anton gibt es neun Restaurants, die mit insgesamt 135 Punkten und 16 Hauben im Gault-Millau-Führer bewertet sind. Neu gelistet ist das Hotel Gletscherblick im Ortsteil St. Jakob. Dort kann man ein vergleichsweise günstiges Schnuppermenü ausprobieren und danach einen hauseigenen Heu-Gin. Nach unserem Mittagsausflug in die Welt der Gourmets haben wir am Abend mehr Lust auf etwas Bodenständiges – auf ein leckeres Käsefondue in der Fahrner Stub’n. Auch sonst gibt es im Ort eine Menge modern gestylter Bars oder gemütliche Kneipen.
St. Anton ruht nicht auf altem Ruhm aus.
In St. Anton ruht man sich nicht auf altem Ruhm aus. Der Wandel im Dorf ist überall sichtbar. Seit der Bahnhof vom Zentrum an den Ortsrand verlegt wurde, ist viel Platz für Neues entstanden. Das Museum in der schönen alten Villa Tier gibt es nach wie vor. Dort begegnet man dem Bergdorf, wie es früher war. Rennläufer vom Arlberg kann man in älteren oder neueren Filmaufnahmen bewundern. Einer meiner Favoriten ist Karl Schranz, der sehr elegant durch die Tore tanzt. Aber noch ist nicht Abend. Zeit für Après-Ski-Spaß und Musik. Natürlich ist auch hier Legendäres geboten. Fast schon unten im Tal, in Richtung Galzigbahn, geht es von der Piste ab ins Krazy Kanguruh. Dort treffen wir eine andere Berühmtheit am Arlberg, Ex-Rennläufer Mario Matt. Er ist Slalom-Olympiasieger von 2014, zweimaliger Weltmeister und hat zahlreiche Weltcup-Siege errungen. „Mir war es schon während meiner Karriere wichtig, ein zweites Standbein aufzubauen“, erzählt der 40-Jährige. Deshalb kaufte er das Après-Skilokal, das laut Matt das erste dieser Art in den Alpen war.
Im Krazy Kanguruh kann man Matt fast täglich treffen. Wenn er nicht da sein sollte, ist er entweder beim Skifahren oder er kümmert sich um seine zweite große Passion – die Zucht edler Araber-Pferde. Matt sagt, er sei international viel herumgekommen. Aber Skifahren am Arlberg sei schon sehr schön. „Ich glaube, wir zählen zu den besten Skigebieten der Welt.“ Der Mann hat recht.
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Der Aufenthalt wurde unterstützt von St. Anton-Tourismus.
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Der neue Weg in die Fortführung schmutziger Freizeitveranstaltungen.....
War da was mit Nachhaltig? Nee......