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Pro und Contra: Jetzt nach Rom reisen – trotz Papst-Andrang?

Frage der Woche

Pro und Contra: Jetzt nach Rom reisen?

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    Rom ist immer voller Touristen, nun aber noch etwas voller: Hier Touristen am Trevi-Brunnen.
    Rom ist immer voller Touristen, nun aber noch etwas voller: Hier Touristen am Trevi-Brunnen. Foto: Mauro Scrobogna/LaPresse/AP/dpa

    Pro: Weil Rom in diesen Tagen einen besonderen Geist bietet

    Manchmal kommt es einfach nur darauf an, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort zu sein: um die richtige Frau zu treffen, das letzte Päckchen weißer Schaummäuse im Supermarkt zu ergattern – oder um Zeuge historischer Ereignisse zu werden. Wer an jenem 9. November 1989 und in den folgenden Tagen in Berlin war, oder aufgrund der Ereignisse schnell hingefahren ist, sagt der heute: „Grauenvoll, diese Massen von Menschen, nicht mal in Ruhe aufs Brandenburger Tor konnte man gucken, weil so viele Leute drum rum standen“? Rom in diesen Tagen und Wochen bietet neben Forum Romanum, Kolosseum und Petersdom, neben Pizza, Spaghetti und Cappuccino den Geist der Christengemeinschaft, die um den verstorbenen Papst trauert und gespannt darauf wartet, wer der neue wird. Den Hauch der Geschichte, der im besten Fall der weiße Rauch ist, der bei erfolgreichem Konklave in den Himmel steigt.

    Keiner sollte sich also davon abhalten lassen, gerade jetzt nach Rom zu reisen. Nicht von den vielen Baustellen, nicht vom neuen Eintrittsgeld für den Trevi-Brunnen, nicht von den Millionen von Pilgern, die im Heiligen Jahr die Reise dorthin antreten und für noch mehr Tourismus sorgen, als es in der Ewigen Stadt eh schon gibt. Denn mal ganz ehrlich: Konnte man vor zwei Jahren einsam und allein den Sonnenaufgang über der Engelsburg genießen und musste man vor sieben Jahren nicht auch schon lange vorher im Internet Tickets für den Besuch der Sixtinischen Kapelle reservieren? Touristenmassen in der Ewigen Stadt – ein ewiges Thema. Und wer weiß, vielleicht ist es gerade jetzt gar nicht so überfüllt, weil eh jeder denkt: „Ich bin doch nicht wahnsinnig und fahre ausgerechnet jetzt nach Rom!“ (Birgit Müller-Bardorff)

    Contra: Rom kennt keine Eile, die ewige Stadt hat immer Zeit

    Alle Wege führen nach Rom. „Aber wieso fahren dann alle über den Brenner?“, flucht man im Dauerstau und brüllt sein Navigationsgerät an. Denn in diesem Jahr stimmt das Sprichwort. Papst gestorben, Konklave in Planung – und dann feiern Katholiken auch noch ein Heiliges Jahr in der heiligen Stadt. Alle Tore stehen offen für den Strom der Reisenden, so will es die Tradition: Priester öffnen zum Festjahr schwere Kirchenpforten, die ein Jahrzehnt lang verschlossen waren, und es wirkt wie das perfekte Signal für den Sturm auf den Vatikan. Andiamo, allemann hin? Bitte nicht!

    Vorweg ein Wort des Respekts: Wer jetzt ganz bewusst aufbricht, in ehrlicher Anteilnahme und im Glauben an die Kirche nach Rom reist, um Franziskus zu verabschieden – wer würde so einen Reisenden aufhalten wollen? Doch dann gibt es eben die anderen Pilger. Jetzt oder nie, sagt der Hobby-Italiener aus München! Jetzt unbedingt ein Speiseeis auf der Spanischen Treppe, im Schweißdunst des Gewusels. Eine Menge von Gläubigen, Ungläubigen und U-Boot-Christen, die sonst selten in Gotteshäuser auftauchen, fluten den Vatikan. Da stehen sie und stieren: „Die Erschaffung Adams“! Die gemalten Händchen Gottes hoch oben an der Kapellendecke. Winzig klein aus der Froschperspektive, kleiner als mit Omas Bildband vor der Nase, und man hat nur eine Sekunde des Staunens, bevor einen die Menschenmasse weiterspült. Nein, Sie dürfen sich entspannen, die Papst-Beerdigung in Ruhe zuhause verfolgen, Friedrich Merz reist ja auch nicht an. Jetzt nach Rom, das wäre so wie samstags zu Ikea. Die ewige Stadt ist im Gegensatz zum großen Schweden an 365 Tagen im Jahr geöffnet – und in wirklich jedem Jahr. Sie kennt keine Eile, die ewige Stadt hat immer Zeit. (Veronika Lintner)

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