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Frankreich: Radeln in Paris: Sicherer Selbstmord oder ein fröhliches Vergnügen?

Frankreich

Radeln in Paris: Sicherer Selbstmord oder ein fröhliches Vergnügen?

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    Direkt an der Seine unter der Brücke Pont Neuf können etwa in Paris Fahrräder ausgeliehen werden.
    Direkt an der Seine unter der Brücke Pont Neuf können etwa in Paris Fahrräder ausgeliehen werden. Foto: drm/Stock.adobe.com

    Der Verkehr von Paris ist berühmt-berüchtigt. Dennoch ist die Stadt auf dem besten Weg, sich zur Fahrradstadt zu mausern. Vor kurzem kündigte Bürgermeisterin Anne Hidalgo an, weitere 500 Straßen für den Autoverkehr zu sperren und zu begrünen. 300 der 6000 Pariser Straßen sind bereits autofrei. Dazu zählen auch die früheren Schnellstraßen direkt an der Seine. Also, wie ist es, durch die französische Hauptstadt als Tourist zu radeln? Sicherer Selbstmord? Oder ein fröhliches Vergnügen? Eine Tour zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

    Die Busspur war früher oft der einzige Radweg in Paris

    Eines vorneweg: Man muss schon achtsam sein im Stadtverkehr. Sonst landet man mit seinem Fahrrad, wie etwa am Anfang der Rue Saint-Antoine, leicht auf einer Busspur, die hier früher oft der einzige „Radweg“ war. Die Reste der Kennzeichnungen auf der Fahrbahn lenken mitunter davon ab, dass es auf der anderen Straßenseite inzwischen einen richtigen Radweg gibt. Angesichts der vielen Veränderungen in der französischen Hauptstadt kann man schon mal den Überblick verlieren.

    Die ehrgeizigen Ziele des ersten Rad-Förderprogramms vor zehn Jahren klangen für die leidgeprüften Pariser Velofahrer beinahe unglaublich. Doch die Verkehrswende wird konsequent mit Beteiligung der Bürger umgesetzt. Beispielsweise wurden ganze Fahrspuren während der Pandemie für Fahrradfahrer und Radlerinnen reserviert - und dann auch beibehalten.

    Komfortable Radwege ziehen sich durch die französische Hauptstadt.
    Komfortable Radwege ziehen sich durch die französische Hauptstadt. Foto: Spirsview Inc./stock.adobe.com

    Das Fahrrad gilt als schnellstes Verkehrsmittel in Paris

    Das Velo gilt inzwischen als schnellstes Verkehrsmittel in der Stadt und wird bei den Parisern immer beliebter. Auch für Besucher ist es immer entspannter möglich, die Stadt mit dem Rad zu entdecken. Zum Beispiel auf der Rue Saint-Antoine, nachdem man es geschafft hat, von einer Velib’-Radstation an der nahen, verkehrsumtosten Place de la Bastille zwei Velos loszueisen, was mit der schwergängigen, sich aber
    schnell abschaltenden Tastatur etwas knifflig sein kann. Dafür stehen diese
    Räder jederzeit und fast überall in der Stadt zur Verfügung und müssen auch nicht während der Geschäftszeiten wieder am Startpunkt abgegeben werden. Unterbrechungen oder das Beenden der Tour sind überall möglich. Die Route wurde zu Hause schon ausgetüftelt. Das Ziel: eine unkomplizierte und bequeme Stadtrundfahrt zu den großen Sehenswürdigkeiten.

    Nach etwa 250 Metern geht es durch die schmale Rue de Birague zur Place des Vosges. Auf dem 1612 fertiggestellten, ältesten Platz der Stadt, der weitgehend von einem schönen Park ausgefüllt wird, herrscht eine ruhige, heitere Atmosphäre. Entspannt schlendern die Besucherinnen und Besucher durch die Höfe und bestaunen die ausgestellte Kunst in den Schaufenstern und die astronomischen Preise auf der Speisekarte eines Sterne-Lokals.

    An der Seine ein herrlicher Ausblick auf Paris

    Zurück auf der Rue Saint-Antoine, gilt es bald, links abzubiegen in die Rue du Pont Louis-Philippe. Gleich an der ersten Querstraße lohnt sich linker Hand ein Blick auf zwei mittelalterliche Fachwerkhäuser (Rue François Miron 11 und 13). Auf der gepflasterten Brücke Louis-Philippe wartet die Aussicht auf die Île de la Cité mit den Türmen von Nôtre Dame im Hintergrund. Die kleinere Seine-Insel Île Saint-Louis geradeaus bietet Aussichten auf klassische Paris-Klischees – herrliche alte Häuserzeilen mit bodentiefen Fenstern, baumbestandene hohe Seine-Kais, den Blick über den Fluss und mitunter auch den auf das Elend der Allerärmsten. Die Insel – und hinter Nôtre Dame auch gleich die größere Île de la Cité, das historische Zentrum, sind schnell durchquert, aber natürlich wären hier, wie auf der ganzen Tour, überall Abstecher und Pausen möglich. Schöne Cafés sind in Paris schließlich keine Mangelware. Auf der linken Seite der Seine gibt es an der Uferstraße neben dem alten Univiertel Quartier Latin einen separaten Radweg mit Blick auf die Stände der Bouquinisten und die Kathedrale im Hintergrund.

    Beim Louvre zu radeln ist bequem und sicher

    Durch das Gewimmel der Touristen an der Kreuzung zum Boulevard Saint-Michel geht es über den Pont Neuf wieder ans rechte Seineufer und dann links auf die Rue de Rivoli, die Fortsetzung der Rue Saint-Antoine vom Anfang. Bequem und sicher mitten durch die königliche Kulisse neben dem Louvre zu radeln, lässt erahnen, welche Rolle das Velo hier in Zukunft spielen könnte.

    Nach ein paar hundert Metern lohnt sich ein Abstecher zur Place Vendôme. Der ruhige, klassizistische Platz mit einer Triumphsäule Napoleons zählt mit dem Ritz und den edlen Boutiquen zu den nobelsten Ecken der Stadt. Vorbei an den Tuileriengärten geht es nun zur riesigen Place de la Concorde entlang. Dort, wo einst während der Französischen Revolution die Guillotine stand, schlendern jetzt Touristen. Wer nicht zügig weiterfährt, wird von Polizisten dazu aufgefordert. Das Umfeld der Botschaft der Vereinigten Staaten wird streng bewacht.

    Entspannt auf der Radweg an der Champs-Élysées

    Als schnell nach rechts abgebogen. Auf dem Radweg der Champs-Élysées folgt man der Renommiermeile mit Blick auf den Triumphbogen ein Stück und überquert sie dann auf der ersten Querstraße. Auf der breiten Avenue Winston-Churchill kommt man zwischen den monumentalen Glaspalästen Grand Palais und Petit Palais hindurch zum Pont Alexandre III.

    Auf der prächtigen Brücke lohnt sich ein Fotostopp vor dem nahen Eiffelturm im Hintergrund, bevor es zum Invalidendom weitergeht. Links davon findet sich ein ruhiger Radweg. Nach dem Gebäudekomplex gilt es, sich rechts zu halten und sich über einen ruhigen Kreisverkehr in die Grünanlagen der Avenue de Breteuil, in der Verlängerung des Invalidendoms einzufädeln. Hier ist es ruhig an diesem Frühlingssamstag. Man merkt, dass das 7. Arrondissement vor allem ein Viertel der Diplomaten und der besseren Kreise ist. Hier kann man sich als Radler etwas entspannen, muss nicht jede Sekunde auf den Verkehr achten.

    Eine meist entspannte Rundtour durch Paris

    Am Ende der Grünanlage führt die Route links auf Radwegen durch schmalere Geschäftsstraßen wieder nach Osten, in Richtung Jardin du Luxembourg. Kurz vor dem Park, am Ende der Rue Fleurus, bietet sich ein Straßencafé für eine Pause an. Der stellenweise buchstäblich platt getrampelte, gut bevölkerte, aber schöne, alte „Garten“ muss zu Fuß durchquert werden. Auf dem quirligen Boulevard Saint-Michel hinunter zur Seine heißt es wieder, nicht versehentlich die Busspur zu nehmen. Die ist zwar auch noch mit Fahrrad-Symbolen gekennzeichnet, aber mit Bussen und Taxis im Nacken wesentlich ungemütlicher zu befahren als der separate neue Radweg auf der linken Seite.

    Über die Île Saint-Louis und den Boulevard Morland erreicht man den Canal Saint-Martin. Hinter dem schönen Hafen ist schon die Bastillesäule zu sehen, der Endpunkt einer ziemlich stressfreien Radrunde mitten durch Paris. Auf der man jedenfalls viel mehr gesehen hat, als wenn man jede einzelne Sehenswürdigkeit mit der U-Bahn angesteuert hätte. (mit mai)

    Kurz informiert

    • Anreise Am Einfachsten ist Paris mit dem Zug zu erreichen. Teils Sonderangebote unter www.bahn.de oder https://www.sncf-connect.com/app/de-de/trips .

    • Übernachtung Entspanntes Hotel mit Radverleih, direkt am Gare du Nord: 25hours-Hotel Terminus Nord, DZ ab ca. 280 Euro, www.25hours-hotels.com/hotels/paris/terminus-nord.

    • Radfahren in Paris Viele Rad-Infos liefert eine Stichwortsuche auf der offiziellen Tourismus-Website www.parisjetaime.com/ger/
    Velib’- Anmeldung nur mit Kreditkarte, Ausleihe am Einfachsten per Smartphone mit NFC-Funktion. Radvermietung: www.parisavelo.fr Weitere Anbieter siehe www.parisjetaime.com/ger/ Auch der Passlib’ für Besucher umfasst Rad-Angebote

    Felicitas Schwarz Grammon: Paris mit dem Rad. Die Stadt vom Fahrrad aus erleben. Dumont, 172 S. 14,95 Euro.

    Die Recherche fand auf Einladung des Office du Tourisme Paris statt.

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