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Ein Gardasee-Urlaub mit Goethe-Siegel

Foto: Adobe Stock

Der Gardasee hat immer Künstler angezogen, die dort viele Spuren hinterlassen haben. Diese kann man beim Wandern und Surfen, Biken und Bummeln entdecken, unabhängig von der aktuellen Trockenheit.

Ob Johann-Wolfgang wohl hier eingekehrt wäre – in der „Pizzeria Family“? Und wenn ja – hätte er sich in diesem Take Away eher die Pizza Diabolo oder die Wurstel bestellt, damals am 12. September 1786? Ja, Goethe war hier vor gut 230 Jahren, aber die „Pizzeria Family“ noch nicht. Sie hieß vor ein paar Jahren noch „Ristorante Goethehaus“, aber der Versuch, mit dem Namen von Deutschlands Superdichter ein paar Gäste mehr anzulocken, war offenbar nicht wirklich erfolgreich. Und dennoch naheliegend, schließlich hat Goethe genau in diesem Haus, der Casa Alberti, gewohnt bei seinem Aufenthalt im Städtchen Tórbole. 

Den bis heute einmaligen Ausblick von dort auf den Gardasee hat Goethe gleich festgehalten – als eine Art Steilvorlage für jeden Reiseführer: „Man übersieht den See beinah in seiner ganzen Länge, nur am Ende links entwendet er sich unsern Augen. Das Ufer, auf beiden Seiten von Hügeln und Bergen eingefasst, glänzt von unzähligen kleinen Ortschaften.“ Offensichtlich inspirierend, dieses Panorama: „Heut habe ich an der Iphigenie gearbeitet, es ist im Angesichte des Sees gut vonstatten gegangen“ – dieser Tagebucheintrag des dichtenden Geheimrats prangt bis heute in Stein gemeißelt über dem Torbogen des Alberti-Hauses.

Gardasee-Urlaub: Im Sommer ist Tórbole das Paradies der Surfer

Was heute auf dem See „gut vonstatten“ geht, das wissen vor allem Windsurfer, obwohl der See den tiefsten Wasserstand seit 15 Jahren hat. Im Sommer ist Tórbole ihr Paradies. Geht der Ort zu Bett, springen sie meist aufs Brett, denn zur besten Siesta-Zeit, täglich so gegen 13 Uhr frischt zuverlässig der „Ora“-Wind auf und sorgt für perfekte Wellen. Zuschauer gibt’s immer – Spaziergänger, Jogger und „Sehleute“ auf der Uferpromenade, die sich durch den Ort schlängeln, vorbei am Hafenbecken, das kaum größer ist als ein Swimmingpool, entlang an farbenfrohen Häuserfassaden und an Palmen. Hinter einer hockt Goethe versteinert auf einem Sockel und schaut diesen aktuellen Facetten seiner „Italienischen Reise“ zu. 

In Riva del Garda, drei Kilometer weiter westlich eingetroffen, kann der geneigte Besucher schon beim Durchfahren auf die Idee kommen, zwischen Tórbole und Riva sei ein schönes Nachbarschafts-Scharmützel darüber im Gange, wer die höhere Promi-Dichter-Dichte hat: Via Rilke, Via Heinrich e Thomas Mann, Via Kafka. Und eine Via des Nicht-Dichters Nietzsche gibt’s noch oben drauf. Macht ja wohl zusammen mindestens so viel her wie Nachbar Tórbole mit seinem Superstar Goethe aufbietet. Zumal Heinrich Mann im Essay „Die kleine Stadt“ und Kafka in seiner Erzählung „Der Jäger Gracchus“ das Örtchen Riva sogar verewigt haben, in das sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem wegen der guten Luft gekommen waren. 

Die Fassaden in Riva erinnern an noble Zeiten am Gardasee

Alle Promi-Wege führen von der Hauptstraße geradewegs zum schönsten Stück von Rivas Gardasee-Uferpromenade. Hier mischen sich Gassi-Geher, Jogger und Walker mit extrem zutraulichen Enten, die so manchen Eisesser per energischem Schnabel-Stups auf den Schuh daran erinnern, doch bitteschön etwas mehr von der Eiswaffel fallen zu lassen. Von der Zeit als Kurort für Adel und Großbürgertum, US-Millionäre und russische Aristokraten zeugen im Zentrum Rivas heute noch die Fassaden ehemals nobler Hotels wie des „Liberty“ oder des „Sole“. Egal, auf welchen Wegen man auch durch diesen Ort bummelt, irgendwann landet man auf der Piazza III. Novembre mit quietschbunten Fassaden und dem daraus gut 30 Meter aufragenden Torre Apponale.

Aktuell ist der Wasserstand am Gardasee so niedrig wie seit 15 Jahren nicht.
Foto: Madeleine Steinbach/Adobe Stock

Dennoch – Deutschlands Künstler-Elite zog es oft genug hinaus aus Riva, rein ins breite Tal des Flusses Sacra nördlich des Gardasees. Von dort musste es dann hoch hinaus gehen. Für Franz Kafka und Rainer Maria Rilke etwa auf die Festung von Arco. Kafka kam seine Mutter besuchen, Rilke zum Dichten. Heute ist es für Radler von Riva aus eine schöne Tour durch eine Patchworklandschaft aus Wiesen, Wäldern, Weinreben und Apfelplantagen, zumeist mit mediterranem Rückenwind. Spätestens auf der Piazza III di Novembre in Arco (selber Name wie in Riva) wird klar: Die Idee mit dem Rad hatten noch mehr Urlauber. An manchen Nachmittagen rollen hunderte in bunter Biker-Kluft zwischen Café Trentino und der Collegiata, Arcos mächtiger Pfarrkirche herein, so als sei der Ort gerade Etappenziel des Giro d´ Italia. 

Das Castello von Arco hat ein berühmter Maler porträtiert

Doch nur wenige Radler starten durch zum Aufstieg in Richtung Castello, das wie ein Adlerhorst knapp hundert Meter über dem Ort am Berg zu kleben scheint. 20 Minuten soll dieser Fußmarsch laut Infoschild dauern, eine Zeit realistisch allenfalls für Himmelsstürmer, die ins Guinnessbuch der Rekorde wollen. Alle anderen genießen die mit jedem Meter besser werdende Aussicht durch die Olivenhaine ins Sarca-Tal und auf den Gardasee. Außerdem baumeln an den Bäumen am Wegesrand ja noch reichlich Corbezzoli – rote, erdbeerartige und äußerst leckere Früchte, die dringend gepflückt und verspeist werden müssen. Oben angekommen in den wohl 1000 Jahre alten Festungsresten wird klar: Schon lange vor deutschen Dichtern war ein deutscher Maler hier, der Arcos Castello detailgenau gemalt hat – Albrecht Dürers Bild aus dem Jahre 1495 hängt als Original im Pariser Louvre und lehnt in verwitterter Kopie an einer Mauer. Ein Blick über diese Mauer, und schon ist zu besichtigen, wie man – abseits der guten Fußwege – diesen Burgberg auch erklimmen kann: Als drahtiger Klettermaxe mit Haken und Ösen in der Steilwand. Arco ist seit Jahren Mekka der Freeclimber, jedes Jahr im September Austragungsort des internationalen Kraxel-Festivals „Rock-Master“. 

Hoch hinaus wollte auch Thomas Mann, als er 1901 seinen Bruder Heinrich in Riva besuchte. Aber nicht auf einen Berg, sondern in einen solchen hinein – den von Varone. Hinterher schrieb er in sein Notizbuch: „Ganz hinten in der engen, tiefen Schlucht aus nackten Felsen, glitschig wie große, dicke Fischbäuche, stürzte die Wassermasse mit ohrenbetäubendem Lärm hinunter.“ Was Mann so beeindruckt hatte, ist heute noch genau so zu besichtigen: eine Mischung aus gruseliger Fantasy-Grotte mit Kanalisations-Gemüffel und Dauer-Wolkenbruch. Pflicht-Ausrüstung: feste Schuhe und Regenjacke. Nur wer an den beiden Aussichtspunkten seinen Kopf gehörig nach oben in Richtung dieser Riesendusche verrenkt, kann sehen, wie dieser weltweit wohl einmalige Wasserfall – wahrscheinlich in 20.000 Jahren – einen korkenzieher-ähnlichen, 98 Meter tiefen Schacht durch den Berg gebohrt hat. Geologen haben herausgefunden, dass das Wasser viel Sand und Kiesel mitführt. Folglich wirkt der Strudel wie ein Schwingschleifer, der an den Felswänden noch heute bis zu zwei Millimeter pro Jahr abträgt. Nicht einmal ein 25 Jahre brauchte der Sturzbach nach Thomas Manns Besuch übrigens, um seinen Platz in der Weltliteratur zu bekommen: Der Schriftsteller gönnt seiner Figur Peeperkorn im Roman „Der Zauberberg“ noch einen Ausflug zu einem Wasserfall im Flueletal, der dem bei Varone nahezu völlig gleicht.

Zurück am Gardasee: Goethe noch mal auf der Spur

Wieder zurück am Ufer des Gardasees lohnt es, noch einmal die Spur des Geheimrats Goethe aufzunehmen. Vielleicht war es auch dieser Titel, der ihn verdächtig machte, damals im Örtchen Malcésine am Nordostufer des Sees. Wer herausfinden will, was Johann Wolfgang hier widerfahren ist, muss sich zunächst durch die vor Schuh- und Souvenirläden vagabundierenden Touristen hoch in Richtung Burgruine vorkämpfen. Von einem der drei Burghöfe geht’s in den Goethe-Raum. Drinnen sind Kopien der Zeichnungen ausgestellt, die der Dichter hier pinselte.

Sein Missgeschick: Als immer mehr Schaulustige ihn damals im Schlosshof umlagerten, wurden die zu dieser Zeit hier herrschenden Venezianer misstrauisch und wollten Goethe verhaften. Sie hielten ihn für einen Habsburger Spion, der mit Stift und Pinsel die Festungsanlagen auskundschaften wollte. Erst als er nachweisen konnte, dass er Deutscher ist, war er herzlich willkommen. Und das ist am Gardasee bis heute so geblieben. 

Von  Stephan Brünjes