Das Wasser fühlt sich warm an, fast wie die Luft. Und die strömt fast schon flüssig bei jedem Atemzug in die Lungen ein - bei annähernd 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Außerdem heißt es gerade anpacken. Mit der Schaufel Matsch, Schlamm und Steine zusammenkratzen und damit diese Spezialpflanzbehälter für Mangroven zu füllen. Der Tsunami hat auch an der Koggala Lagune im Süden von Sri Lanka vor 20 Jahren mit seiner gigantischen Welle die Mangrovenwälder schwer beschädigt. Und mit ihnen hat das Land seinen natürlichen Schutz verloren.
Also noch eine Schaufel, doch leider finden sich wieder nur zwei kleine Steinchen darauf. Gelächter der Umstehenden. Das Lagunenwasser lässt sich mit Blicken nicht durchdringen. Wer dort mit der Schaufel etwas sucht, muss lernen, sie wie ein Sinnesorgan zu benutzen und mit ihr herumzutasten.
Die Mangroven binden nicht nur auf Sri Lanka viel Kohlendioxid
Eine etwas andere Reise also, nicht aus der Boot-, sondern aus der Wasserperspektive, nicht mit der Kamera in der Hand, sondern mit dem Schlamm unter den Fingernägeln. Das Wasser schwappt auf Höhe der Oberschenkel. Die Hose ist nass. Gleich nebenan haben ein paar freiwillige Helfer aus England großen Spaß – und mittlerweile auch mehr Geschicklichkeit beim Schlamm und Steine sammeln. Die Aufgabe: Diese unten offenen Betonquader zu füllen. Denn dann werden dort Mangrovenschösslinge gesetzt. Immer sieben pro Kübel.
Ajantha Palihawandana leitet dieses und weitere Projekte auf Sri Lanka. Er findet, hier entstehe etwas Besonderes. „Auch anderswo werden Mangroven gepflanzt, hier wachsen sie.“ Der Clou sind die Pflanztröge. Sie werden hier in Eigenregie gebaut. Vier selbst gegossene Betonplatten, die mit ein bisschen Zement zu einem unten und oben offenen Quader zusammengesetzt werden. Die jungen Pflanzen werden durch die Betonwände vor zu viel Salzwasser und Sediment-Erosion geschützt. „Dann kommen die kleinen Fische zurück und finden unter den Pflanzen ihren Schutz.“ Die Biodiversität nimmt zu. „Neue Mangroven speichern sehr viel Kohlendioxid.“

Palihawandana erklärt das gerade Frauen aus der Umgebung, die sich das nicht nur anschauen, sondern auch zum Helfen gekommen sind. Denn genauso wichtig wie die Pflanzungen ist es bei diesem Hilfsprojekt, die lokale Bevölkerung am See aufzuklären und zum Mitmachen zu überzeugen. Eine intakte Ökologie bedeutet für die Fischer zum Beispiel, wieder mehr fangen zu können.
Die Fischer leisten auf Sri Lanka noch echte Handarbeit
In der Lagune paddeln diese gerade gemeinsam in ihren kleinen Katamaranen, werfen ihre Netze mit Hand aus und nehmen die Schwärme als Gruppe in die Zange. Von mehreren Seiten umkreisen die Fischer ein Gebiet. Alles Handarbeit! Wenn überall auf diese Weise gearbeitet würde, ohne Verbrennungsmotoren, mit wenig technischer Unterstützung, wie sähe die Natur dann aus? Wie viel Fische würden sich in den Weltmeeren tummeln, wenn es dort keine schwimmenden Fischfabriken gäbe, sondern nur Fischer wie diese? Der Reichtum der durchtechnisierten Welt hat einen Preis, und als erstes zahlt ihn die Natur.

Willkommen also auf diesem anderen Trip quer durch Sri Lanka. Wirtschaftlich hat das Land schwere Zeiten hinter sich, eine Wirtschaftskrise, hohe Schulden und einen Kollaps 2022. Jetzt regiert das linke Bündnis National People’s Power mit einer Zweidrittel-Mehrheit das Land, das sich wieder erholt. Die Touristen sind auch wieder zurück. Es geht aufwärts.
Sri Lanka gehört zu den wichtigsten internationalen Urlaubszielen
Auch für den Reiseanbieter Dertour gehört Sri Lanka zu den wichtigen internationalen Urlaubszielen. Doch Dertour vermittelt nicht nur Reisen, mit seiner Stiftung unterstützt das Unternehmen auch Projekte im Land. Wichtig für die Stiftung sind Projekte, die die Menschen im Land stärken und in eine Lage versetzen, sich selbst zu helfen. „Es geht immer darum, Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und zwar vor Ort“, sagt Sören Hartmann, der Vorstandsvorsitzende der Dertour-Foundation.
Was Umweltschutz auf einer Insel wie Sri Lanka den Menschen teilweise abverlangt, kann man sich in Deutschland nicht vorstellen. Auf der Insel leben neben den 22 Millionen Menschen auch noch 5000 bis 6000 Elefanten. Ein Ort, an dem Mensch und Tier sich ohne Probleme nahe kommen können, ist das Udawalawe Elephant Transit Home, ein Ort, an dem junge Elefanten, die ihr Muttertier verloren haben, aufgezogen werden. Die Besuchertribüne ist voll, wenn die Elefanten zur Fütterung zusammenkommen, die Tiere sind zwischen vier Monaten und sechs Jahren alt. Aber wenn es ums Futter geht, steht bei ihnen allen erst die Milch, dann das Kraftfutter in der Gunst. Und wenn das in den Mägen verschwunden ist, kommt das Grünfutter dran.

Wenn die Elefanten alt genug sind, dürfen sie in die Wildnis
Wenn die Tiere alt und selbstständig genug sind, werden sie in die Wildnis entlassen, etwa in den angrenzenden Udawalawe Nationalpark. Und schon die kurze Safari-Runde im offenen Jeep dort lohnt sich. Erst sind es die Vögel, die auffallen, später zeigen sich auch Elefanten. Anfangs macht man noch Fotos, dann setzt das Staunen ein, brennt sich diese Begegnung in die Erinnerung ein. Ein Muttertier mit zwei Jungen im gemütlichen Spaziergang in einer unkultivierten Steppenlandschaft. So sah die Welt einmal überall aus, bevor der Mensch anfing, sesshaft zu werden. Und heute kann man sich nur schwer vorstellen, wie die Vorvorvorfahren es als Teil der Natur angestellt haben, zu überleben.
Heute muss sich nicht der Mensch von den Elefanten bedroht fühlen, sondern andersherum die Elefanten von den Menschen. Weil die Bevölkerung in den zurückliegenden Jahrzehnten gewachsen ist, siedeln Menschen jetzt auch in Gebieten, in denen früher nur Elefanten gelebt haben. Genau dort kommt es zu Problemen. Die Lebensräume überschneiden sich. Lange war die Lösung, dass die vertriebenen Elefanten den Kürzeren zogen. Und wenn sie nicht weichen wollten, fand man andere Lösungen, sie loszuwerden. Die Population schrumpfte.

Einer, der diese Mechanik nicht akzeptieren will, ist Ajith Nethkelum Lokuge. Er wollte herausfinden, ob es nicht doch Wege gibt, dass sich Menschen und Elefanten das Land teilen können. Der Ingenieur aus Sri Lanka, der eine Zeit lang in Dubai gearbeitet hatte, aber ein großes Herz für die Umwelt hat, widmet den zweiten Teil seines Berufsleben Projekten wie diesem Öko-Farmprojekt Haal Atu Thenna im Bergland Sri Lankas in der Nähe von Wellawaya. Touristen kommen eher selten hierher. Noch vor zwei Generationen war das alles reines Elefantengebiet, erzählt Ajith Nethkelum Lokuge auf Englisch. Jetzt haben sich die Elefanten in die Höhenlagen zurückgezogen und kommen nachts in die Täler, um dort nach Futter zu suchen, zum Beispiel Zuckerrohr oder Ananas. „Kurz vor der Erntezeit müssen die Bauern nachts ihre Felder bewachen“, erzählt der Ökopionier. Er vermittelt den Farmern jetzt, was sie anbauen können, ohne Angst vor den ewig hungrigen Elefanten haben zu müssen: 63 verschiedene Arten hat er gefunden. Wenn die Bauern etwa Pfeffer und Zimt in diesem Gebiet anbauen, müssen sie sich nicht wegen der Elefanten um ihre Ernte sorgen.
Die Ostküste Sri Lankas ist das Brutgebiet von Schildkröten
Die Menschen dazu bringen, ihre Umwelt zum Besseren zu verändern, das ist auch der Ansatz an diesem Strand an der Ostküste von Sri Lanka vor: Das Meer um Arugam Bay zieht normalerweise Surfer magisch an. Doch dort kommen im Januar auch die Olive Ridley Turtles, zu Deutsch die Oliv-Bastardschildkröten an Land, die kleinste unter den Meeresschildkröten, um nachts ihre Eier im Küstensand zu verstecken. Im Hilfsprojekt dort werden die Fischerfamilien dazu gebracht, auf die Gelege der Schildkröten zu achten.

Zur Brutzeit laufen also immer wieder Fischer nachts den 17 Kilometer langen Strand ab. Zwei sind gerade unterwegs, und man sollte sich nicht von ihren wettergegerbten Gesichtern täuschen lassen. Sie laufen schnell und mit großen Schritten, leuchten immer wieder mit der Taschenlampe den Strand aus, suchen nach Spuren der Schildkröten. Sie glauben, dass auch in dieser Nacht, welche unterwegs sind. Es geht Dünen hinauf und hinunter, der anbrandende Ozean übertönt alles. Auf dem Rückweg, als sich schon die Enttäuschung eingestellt hat, doch keinen dieser Meeresbewohner zu Gesicht zu bekommen, signalisieren die beiden, die eigene Lampe auszumachen und leise zu sein. Da liegt sie: Ein dunkler Schatten, vor kurzem aus dem Meer an Land gekommen an die Stelle, an der sie selbst vor Jahren oder Jahrzehnten aus dem Ei geschlüpft ist. Legt in aller Ruhe 100 oder mehr Eier, während sich über ihr gerade der Himmel öffnet, ein heftiger Regen niedergeht. Zum Schluss beginnt etwas wie ein Tanz, ein Scharren und Buddeln, um die eigenen Spuren zu beseitigen. Als die Schildkröte dann fertig ist, war es eine halbe Stunde, war es eine Stunde, der man ihr zugeschaut hat, als sie den Weg zurück ins Wasser sucht, deutet nichts mehr auf die Stelle hin, an der sie eben noch so ausdauernd saß. Doch die Fischer haben sie sich gemerkt. Sie holen einen der Metallkäfige hervor, die sie in der Nähe für diesen Fall deponiert haben, graben ihn in den Sand ein, markieren damit das Gelege und schützen es gleichzeitig vor den anderen Tieren. Eine Nacht, die man nicht mehr vergisst.
Der Autor recherchierte auf Einladung von Dertour Foundation.
Daten und Fakten
Sri Lanka gehört für den Reiseanbieter Dertour zu den Touristen-Zielen des vergangenen Jahrs mit dem größten Wachstum. Gut 120.000 Gäste kamen 2024 aus Deutschland, die fünftgrößte Gruppe. Der Reiseveranstalter Dertour und Meiers Weltreisen bieten auch Rundreisen an, die das Mangroven-Projekt besuchen.
Die Dertour Foundation unterstützt verschiedene Projekte auf der Insel, unter anderem das Projekt, um Mangroven wieder an der Küste anzupflanzen. Die Dertour Foundation wurde 2014 gegründet und hat seither mehr als 100 Projekte in 28 Ländern auf fünf Kontinenten gefördert. Die Projekte können über Spenden unterstützt werden: Dertour Foundation, IBAN: DE53 3708 0040 0980 0803 00
Viele Airlines fliegen nach Sri Lanka. Ein Flug mit Emirates nach Colombo kostet zirka 780 Euro pro Person in der Economy Class.
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