Dies soll also der Ort zum Wohlfühlen und Entspannen sein? Während wir an der Pier von Palma de Mallorca stehen, blicken wir an den aufeinandergetürmten Balkonkabinen hinauf. Unzählige Fenster blitzen in der Sonne. Kann dies das neue Schiff von TUI Cruises sein? Tatsächlich prangt am Bug der Name Mein Schiff Relax. Sie ist das achte Schiff der selbst ernannten Wohlfühlflotte der Hamburger Reederei und erscheint uns im Vergleich zu den älteren Schwestern riesig.
Tatsächlich ist sie mit 333 Metern etwa 17 Meter länger als das bisherige Flaggschiff, die Mein Schiff 7. Zudem ist sie rund sechs Meter breiter und bietet Platz für 4.000 Passagiere, was gut tausend mehr sind. Wie kann inmitten solch großer Menschenmengen ein Gefühl von Behaglichkeit entstehen, fragen wir uns. Und was hat es mit der neuen Art sich wohlzufühlen auf sich?
Der erste Eindruck auf der Mein Schiff Relax ist vielversprechend
Der erste Eindruck ist schon einmal vielversprechend. Als wir an die Rezeption kommen, fällt uns die Fensterfront auf, die sich über drei Decks auf beiden Schiffsseiten erstreckt und einen offenen, lichtdurchfluteten Charakter verleiht. Neben der Rezeption sind gemütliche Lounges eingerichtet. Bequeme Sessel mit hohem Rückenteil stehen vor den Fenstern, dahinter Sitzgruppen in unterschiedlichen Blautönen. Die Wellen scheinen so nah, dass man sie berühren könnte.
Wer zuvor auf den älteren Schwestern gereist ist, wird sich an neue Namen und Wege gewöhnen müssen. Früher wurden alle Schiffe von „Mein Schiff 1“ bis „Mein Schiff 7“ durchnummeriert. Jetzt prangt am Bug das Verb „entspannen“ in englischer Übersetzung. Die Relax ist das erste Schiff der sogenannten Intuition-Klasse. Nach Angaben der Geschäftsführerin von TUI Cruises, Wybcke Meier, steckt im Begriff nicht nur der Name der Reederei, sondern auch die Idee, dass die Gäste sich intuitiv, also ganz unbewusst, zurechtfinden und wohlfühlen sollen.

Das Bistro auf der Mein Schiff Relax ist rund um die Uhr geöffnet
Es gibt viele nahtlose Übergänge zwischen Restaurants, Bars und anderen öffentlichen Bereichen, die uns über das Schiff leiten. Im Fachjargon wird dies als Nachbarschaften bezeichnet. Das rund um die Uhr geöffnete Bistro über der Rezeption geht über in eine gemütliche Sofalandschaft mit orientalisch anmutenden Möbeln und Teppichen in warmen Rot- und Orangetönen. Von hier sind es nur wenige Schritte bis zur TUI Bar mit angrenzender großzügiger Lounge.
Die fließenden Übergänge haben die Schiffsdesigner eingesetzt, um den Zugang zu den kostenpflichtigen Restaurants, Bars und Cafés zu erleichtern. In früheren Bauten sind die meisten von ihnen isoliert in der Großen Freiheit untergebracht, einem der schönsten Bereiche am unteren Heck des Schiffs. Jetzt ist die Barista-Bar mitten im Geschehen platziert, und das neue Steakhaus Høfde sowie die italienische Osteria befinden sich nur wenige Schritte neben dem Buffetrestaurant. Nur eine massive Schwenktür trennt uns von einer stilvollen Neuheit, der Captain’s Bar, die hoch über dem Arbeitsplatz des echten Kapitäns liegt.

Für die Reederei dürfte es finanziell von Vorteil sein, wenn mehr Laufkundschaft in die kostenpflichtigen Lokalitäten gelangt. Gleichzeitig ist der attraktive Schiffsbereich am Heck frei geworden. Auf den ersten beiden Schiffen, die mittlerweile durch Neubauten ersetzt wurden, befand sich hier das Atlantik-Restaurant, das allen Passagieren ohne Aufpreis zur Verfügung stand und zu allen Mahlzeiten Service am Platz bot. Nun ist es zurück an seinem ursprünglichen Ort und alle können nur wenige Meter über der Heckwelle speisen. Laut Meier war dies eines der größten Kundenwünsche. So trägt die Reederei mit der Neuauflage eines ursprünglichen Konzepts erheblich zum neuen Wohlfühlen bei.
Auf dem Tui-Schiff ist vieles großzügiger angelegt
Doch es sind nicht nur der Service und der Blick durch große Fenster, die ein gutes Gefühl vermitteln. Auch andere Massenanbieter wie MSC Cruises oder Costa Crociere bieten Restaurants mit Service am Platz standardmäßig und ohne Zusatzkosten an. Ein wesentlicher Unterschied liegt im Abstand zum Tischnachbarn. Während bei MSC und Costa Tische und Stühle oftmals so dicht beieinanderstehen, sodass die Rückenlehne beim Aufstehen mitunter mit der des Gastes dahinter kollidiert, kann man im Atlantik-Restaurant problemlos zwischen den Tischen hindurchgehen. Diese großzügige Bestuhlung fällt besonders im Buffetrestaurant auf.

Das Wetter spielt nicht immer mit. In Marseille pfeift ein kühler Nordwind und in Barcelona öffnet der Himmel die Schleusen. Wir nutzen die Zeit, um die Saunalandschaft zu erkunden. Als wir uns abseits der Aufgusszeiten in die Finnische Sauna setzen, gibt es ausreichend Platz auf den Holzbänken in dem länglichen Raum mit bodentiefen Fenstern. Die große Saunalandschaft ist ein Luxus, den man auf dem Massenmarkt sonst nur auf den Schiffen des deutschen Mitbewerbers AIDA Cruises findet. Doch das Gefühl der perfekten Entspannung wird etwas gedämpft, als wir in den Ruhebereich kommen. Draußen peitscht der Wind den Regen über das Außendeck. Drinnen sind leider alle der etwa vierzig Liegen und Sessel von Gästen, Handtüchern, Büchern oder Brillenkästchen belegt. Die Zahl der Ruhemöbel erscheint uns für ein Schiff dieser Größe eher gering. Auf unsere Anfrage bei TUI Cruises erhalten wir die Antwort, dass sie den Platz im Ruhebereich als „absolut stimmig“ empfänden. Bei gutem und warmem Wetter gibt es auf der langgestreckten Terrasse direkt über der Brücke sicherlich genügend Ruhemöglichkeiten. Doch wenn Wetter oder Jahreszeit nicht mitspielen, zieht es Gäste nach drinnen. Dann funktioniert es wohl nur, wenn auf die typisch deutsche Angewohnheit verzichtet wird, die Liegen mit Gegenständen zu blockieren. Vielleicht ergibt sich durch rücksichtsvolles Miteinander ein neues Gefühl des Wohlbefindens.
Genügend Platz und Raum für Entspannung stehen den Suitengästen im neu gestaltete Suitenbereich zur Verfügung. Während die luxuriösen Kabinen auf den älteren Schwestern über das Schiff verteilt sind und nur eine Lounge haben, wurde auf der Relax ein großer zusammenhängender Bereich am Heck geschaffen. Erstmals gibt es ein eigenes Restaurant für Suitengäste, das X-Coast, und einen großen Außenbereich mit Bar und Whirlpool am Heck. So entsteht ein Schiff-in-Schiff-Konzept, das bereits seit Jahren bei MSC in Form des Yacht Clubs und bei Norwegian Cruise Line (NCL) als Haven bekannt ist. Diese Neuerung macht die Relax attraktiver für anspruchsvolle und zahlungskräftige Kunden, die den herausgehobenen Service einer Luxuskreuzfahrt genießen und gleichzeitig die Unterhaltungsmöglichkeiten eines großen Kreuzfahrtschiffes nutzen wollen.

Neue Namen auf der Mein Schiff Relax für die internationalen Gäste
Wohlfühlen sollen sich nicht nur die deutschen, sondern auch internationale Gäste. Um diese internationale Ausrichtung zu unterstreichen, sind Borddurchsagen, Getränke- und Menükarten sowie das Tagesprogramm auch auf Englisch verfügbar. Das Buffetrestaurant heißt nicht mehr Anckelmannsplatz, sondern Harbour Markt und Bars statt Unverzicht- oder Überschau-Bar nunmehr Bar 17 oder Agora. Das Unterhaltungsprogramm solle weiterhin vorwiegend in deutscher Sprache sein, zumal deutschsprachige Gäste ihre Hauptzielgruppe blieben, betont Meier.
Was macht nun das neue Wohlfühlen aus? Wenn man bedenkt, dass die spektakulärsten Neuerungen der Suitenbereich, die Rückkehr des Atlantik-Restaurants ins Heck und zahlreiche Fenster sind, wird klar, dass es nicht um Superlative oder aufsehenerregende Attraktionen wie Schiffsschaukeln über der Reling oder Achterbahnen geht. Selbst Wasserrutschen wird es nach den Worten von Wybcke Meier auf der Mein Schiff-Flotte auch in Zukunft nicht geben.
Es geht vielmehr um Entspannen, also das, was der Relax ihren Namen verleiht. Trotz der höheren Gästezahl und der Größe des Schiffs gelingt dies mit kleineren Abstrichen erstaunlich gut. Dies ist vor allem dem Freiraum in den öffentlichen Bereichen zu verdanken. Hinzu kommen die Nähe zum Meer, dank großer Fenster und viel offener Deckfläche, gutes Essen mit Service am Platz sowie ansprechende Unterhaltung. Neu ist das nicht, aber manchmal kann es so einfach und so erholsam sein.

Infos:
Die Mein Schiff Relax ist das erste Schiff der sogenannten Intuition-Klasse der Hamburger Reederei TUI Cruises. Das 333 Meter lange und 42 Meter breite Kreuzfahrtschiff fährt als erstes von acht Schiffen der Flotte mit dem Flüssiggas LNG (Liquefied Natural Gas), das deutlich weniger Schwefeloxide, Stickoxide und Feinstaub emittieren soll. Insgesamt gibt es 2.016 Kabinen, davon 150 Suiten. Die Speisen und Getränke in den meisten Restaurants, Bars und Bistros sind durch das „Premium Alles Inklusive“-Konzept im Reisepreis eingeschlossen. Weitere Informationen und Reisemöglichkeiten unter https://www.meinschiff.com/mein-schiff-relax.
Die Autorin recherchierte auf Einladung von Tui Cruises
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