Wie Passagiere sich bei Turbulenzen am sichersten verhalten
Anfang März kam ein Mann in den USA bei Turbulenzen im Flugzeug ums Leben. Wie häufig kommen sie vor und wie reagiert man als Fluggast am besten, wenn das Flugzeug druchgerüttelt wird.
Anfang März befindet sich ein Airbus A330 der Lufthansa über den USA. Die Maschine fliegt von Austin/Texas nach Frankfurt. Plötzlich wird die Maschine durchgeschüttelt und sackt so stark durch, dass Insassen verletzt werden. Der Airbus landet außerplanmäßig in Washington und sieben Menschen müssen in Krankenhäuser gebracht werden. Der Zwischenfall rückt ein Risiko des Luftverkehrs in den Blickpunkt, das in der Öffentlichkeit normalerweise kaum beachtet wird – und trotzdem zu den größten Risiken überhaupt gehört: Turbulenzen. Tagtäglich werden überall auf der Welt Verkehrsflugzeuge mit dem entsprechenden Phänomen konfrontiert. Häufig kommt es dabei zu Verletzten, manchmal sogar zu Toten – meist, weil die Passagiere die Anschnallanweisungen der Piloten ignorieren.
Einige Beispiele unter vielen: Beinahe zeitgleich zum Lufthansa-Flug gerät eine A330neo der Fluggesellschaft Condor beim Flug von Frankfurt nach Mauritius in Turbulenzen. 20 Insassen werden verletzt. Beim Flug von Tokio nach Honolulu über dem Pazifik gerät eine Boeing 747 der Fluggesellschaft United Airlines in heftige Turbulenzen. Der Kapitän fordert die Passagiere zum Anschnallen auf. Viele Fluggäste beachten die Anweisung nicht. Wenig später werden die Turbulenzen so stark, dass der Kapitän zeitweise sogar strukturelle Schäden am Flugzeug befürchtet. Währenddessen spielen sich in der Kabine grauenvolle Szenen ab. Passagiere, Handgepäck und Verpflegung werden durch die Luft gewirbelt. Ein Fluggast stirbt, 18 Menschen werden schwer und 171 leicht verletzt.
Die Vorfälle werden von den Behörden akribisch erfasst
Entsprechende Vorfälle werden im Luftverkehr akribisch von den jeweils zuständigen Flugsicherheitsbehörden erfasst und – je nach Ausmaß der Auswirkungen als Accident oder Incident – Unfall oder Zwischenfall – eingestuft. Weltweit zusammengefasste Zahlen gibt es nicht. So liegen auch keine Angaben über die weltweite Zahl der Toten und Verletzten vor.
Doch schon der Einblick in die Erfassungstätigkeit einzelner Luftfahrtbehörden offenbart erschreckende Erkenntnisse. Weltweit ist hierbei die US-Flugunfalluntersuchungsbehörde NTSB führend. Sie untersucht Unfälle und Zwischenfälle, die sich im kommerziellen zivilen Luftverkehr der USA ereignet haben. In einer Studie listet diese 432 Vorfälle in Zusammenhang mit Turbulenzen auf, die sich im Untersuchungszeitraum von 16 Jahren ereignet haben. In 225 Fällen kam es dabei zu schweren Verletzungen von Flugzeuginsassen, in 1109 trugen diese leichte Verletzungen davon. Durchschnittlich – so schließt die Behörde – kommt es pro Jahr zu 26,9 Vorfällen in Zusammenhang mit Turbulenzen mit 14 schweren und 69 leichten Verletzungen.
In größer Höhe treten Turbulenzen seltener auf
Was aber sind Turbulenzen genau? Bei Turbulenzen handelt es sich um Luftbewegungen. Sie treten in Folge von Unwettern auf, über Wüstengebieten infolge der aufsteigenden Warmluft und durch Bodenunebenheiten, auf die der Wind trifft. Aus diesem Grund ist der Flug in Bodennähe häufig besonders turbulent. Das gilt auch für Flüge über Gebirge, bei denen die starken Bodenunebenheiten starke Auf- und Abwinde verursachen. Während des Reisefluges in großer Höhe treten Turbulenzen weit seltener auf, können aber auch zum Beispiel am Rand der großen Jetstreams vorkommen. Jetstreams sind mächtige und sehr kraftvolle Luftströmungen, die unseren Globus in großer Höhe – häufig von West nach Ost – umfließen.
Zur Grundausstattung moderner Verkehrsflugzeuge gehört ein Wetterradar. Dieses befindet sich im Bug der Maschine. Es kann allerdings keine Luftbewegungen erkennen, sondern nur Wolkenformationen. Grund: Die darin enthaltenen Wassertröpfen reflektieren die Radarstrahlen. Anhand der abgebildeten Wolkenformationen – zum Beispiel Gewitterwolken – können die Piloten meist schon im Vorfeld abschätzen, ob mit Turbulenzen während des Fluges zu rechnen ist. Turbulenzen, die nicht in Zusammenhang mit Wolken auftreten, lassen sich nicht im Vorfeld erkennen.
Trotzdem erfahren die Piloten häufig auch von solchen Turbulenzen über den Funkverkehr mit anderen Piloten. So kann die Besatzung jetzt die Passagiere vor den zu erwartenden Turbulenzen warnen, was meist durch das Anschalten der Anschnallzeichen und entsprechende Durchsagen geschieht. Die Umsetzung der Warnungen aber können die Piloten nicht erzwingen. Das liegt allein in der Verantwortung der Passagiere.
Gut zu wissen: Dem Flugzeug selbst können Turbulenzen normalerweise nicht gefährlich werden. Es ist für weit größere Belastungen ausgelegt. Die während eines Fluges auftretenden Beschleunigungskräfte werden mit der Maßeinheit „g“ gemessen. Normal, bei einem ruhigen Reiseflug an einem schönen Sommertag, können hier Belastungen von 1,3 g auftreten. Im Herbststurm, dann, wenn das Flugzeug von kräftigen Böen geschüttelt wird und die Kabine immer wieder in den Turbulenzen kräftig durchsackt, sind es um die 1,8 g. In Tests zur statischen Bruchbelastung aber hat der Airbus A340 schon Belastungen von 4,5 g ertragen.
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