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Ein altes Ausgedientes Fischerboot auf der Insel Culatra
Foto: Quirin Hönig

Portugal

In Portugal auf der Insel der Muschelfarmer

Auf der Culatra an der Algarven-Küste in Portugal soll der traditionelle Lebensstil der Fischer und Muschelsammler der Insel am Leben gehalten werden.

Die kurze Klinge kratzt über die Schale der Muschel. Joaquim Fernandes lässt die Meeresfrucht in eine Schale fallen und nimmt sich die nächste. Er habe den Muskel entfernt, erklärt der 70-Jährige auf Portugiesisch, damit die Muscheln sich später nicht öffnen, wenn sie erhitzt werden. Jede Einzelne muss er dafür in die Hand nehmen.

Das Vila de Amêijoas, das Muscheldorf, ist kein Ort, sondern ein Rezept aus der Stadt Olhão, das in der heutigen Zeit kaum noch Verwendung findet. "Wir haben einfachere Möglichkeiten, Muscheln zuzubereiten", sagt Fernandes. Doch bei fast vergessenen Traditionen geht es nicht darum, einfach zu sein. Mit dem Muscheldorf soll Gott an hohen Feiertagen wie Ostern um den Schutz von Fischern und Seeleuten gebeten werden.

Joaquim Fernandes entfernt den Muskel der Muscheln.
Foto: Quirin Hönig

Fernandes: "Um ein Muscheldorf zu bauen, muss man lieben, was man tut."

Joaquim Fernandes baut sein Muscheldorf auf dem Metalldeckel einer Feuerschale. Rund um einen Stein herum stellt er mit ruhiger Hand eine Muschel neben die andere. "Um ein Muscheldorf zu bauen, muss man lieben, was man tut", erklärt er. "Wer keine Liebe im Herzen hat, dem gelingt es nicht."

Zum Bau des Muscheldorfs braucht es Geduld und eine ruhige Hand.
Foto: Quirin Hönig

Herzmuscheln, Schwertmuscheln und Venusmuscheln: Die Bausteine des Muscheldorfs sind die Schätze der Ria Formosa. Die Lagunen-Landschaft erstreckt sich etwa 60 Kilometer lang an der portugiesischen Südküste. Bei Flut ist das Gebiet zwischen dem Festland und den Inseln vollständig von Wasser bedeckt, bei Ebbe tauchen Sand- und Kiesbänke aus dem Meer auf.

Die Ria Formosa ist eine der größten geschützten Lagunen Europas

Neben Wasser besteht das Gebiet hier aus Salzmarschen, Sanddünen und Watt. Im Schlamm tummeln sich kleine Krebse, die bei der kleinsten Erschütterung durch menschliche Schritte in ihren Löchern verschwinden. 1987 wurde die Ria Formosa unter Schutz gestellt. Mit einer Fläche von 170 Quadratkilometern ist der Naturpark eine der größten geschützten Lagunen-Landschaften Europas.

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Hier haben die Vorfahren von Joaquim Fernandes bei Ebbe Muscheln aus dem feuchten Sand gesammelt. Seine Nachkommen haben sich anderen Tätigkeiten zugewandt, der Architektur und dem Gastgewerbe. Auf der anderen Seite der Ria Formosa sind Muschelsammel- und Fischereitraditionen noch lebendiger.

Auf der Insel Culatra keine Straßen, keine Autos, kein Verkehr

Die Überfahrt von Olhão nach Culatra dauert eine Dreiviertelstunde. Knapp 1000 Leute leben auf der schmalen, sieben Kilometer langen Insel. Es ist still hier. Es gibt keine Straßen, keine Autos, keinen Verkehr. Die Häuser sind in Weiß gehalten und haben meist nur ein Stockwerk. Im Hafen und am Ufer liegen viele kleine Boote.

Der Hafen von Culatra, im Hintergrund Olhão auf dem Festland.
Foto: Quirin Hönig

Seit 200 Jahren ist die Insel bewohnt, erklärt Silvia Padinha auf Portugiesisch, während sie Austern öffnet. Die 57-Jährige mit blonden Haaren und der schwarz gerandeten Brille ist die Präsidentin der Vereinigung der Bewohner der Insel Culatra. Wegen ihres Engagements dürfen die 400 Familien weiterhin auf der Insel leben. Denn die portugiesische Regierung wollte die kleinen Siedlungen auf der Insel dem Erdboden gleich machen. Laut dem Gesetz dürfen Barriereinseln nicht besiedelt werden. Nur leben hier schon länger Menschen, als es dieses Gesetz gibt.

Silvia Padinha, die Präsidentin der Vereinigung der Bewohner der Insel Culatra öffnet Austern.
Foto: Quirin Hönig

Viele von Culatras Bewohner besuchen das Festland nur, wenn es nötig ist

Die ersten Gebäude waren Schuppen, in denen die Fischer vom Festland ihre Ausrüstung gelagert hatten. Irgendwann entschieden die Ersten hierzubleiben. "Damals hat es niemanden interessiert, dass hier jemand lebte", sagt Padinha und lange Zeit blieb das auch so. Die kleine Gemeinschaft aus Fischern und Muschelsammlern wuchs. Eine kleine Kirche wurde gebaut und eine Grundschule, die aktuell 20 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren besuchen. Ältere Kinder besuchen eine Schule auf dem Festland. 

Der Leuchtrum in Farol auf der Insel Culatra.
Foto: Quirin Hönig

Das Leben der Bewohner Culatras dreht sich um das Meer. Jede Familie hier hat ein Fischerboot und ein Stück Land beziehungsweise Lagune für die Zucht von Muscheln oder Austern. Viele führen noch immer ein ähnliches Leben wie ihre Vorfahren. Auf das Festland zu ziehen, können sich die meisten nicht vorstellen, sagt Padinha. Für sie ist ihre Insel ein kleines Paradies fernab von der Hektik und dem Lärm von Städten wie Olhão und Faro. Und sie verlassen sie nur, wenn es absolut nötig ist, etwa um ihren Fang auf dem Markt zu verkaufen oder für einen Arztbesuch.

Eine Bewohnerin Culatras beim Muschelsähen.
Foto: Quirin Hönig

Auf dem Markt von Olhão sind Herzmuscheln teurer als Austern

Während es auf Culatra still ist, herrscht am Hafen von Olhão dichtes Gedränge. Es ist Samstag – Markttag – und neben den beiden Markthallen aus rotem Backstein haben die Bauern aus dem Umland ihre Stände aufgebaut. Unter Planen und Schirmen werden Melonen, Paprika und Honig angeboten, alles aus der Region. Es wird nach Preisen gefragt, verhandelt oder einfach nur die neuesten Geschichten ausgetauscht.

Eine der Markthallen am Hafen von Olhão.
Foto: Quirin Hönig

Drinnen ist nicht weniger los. Im Licht der Neonröhren haben die Fischer ihren Fang ausgebreitet. Hier liegen Garnelen neben ganzen Fischen und Oktopussen. Größere Meerestiere werden mit Messern zerteilt, gewogen, in Tüten verpackt und verkauft. Anders als an vielen anderen Orten der Welt sind hier Austern günstiger als Herzmuscheln, da diese länger haltbar sind.

In der Markthalle von Olhão bieten die Fischer an was sie an diesem Tag aus dem Meer gezogen haben.
Foto: Quirin Hönig

Ein Händler dreht die Krabben in seiner Auslage auf den Rücken, um zu zeigen, wie die Tiere träge ihre Glieder bewegen, eine Show für Touristen und ein Zeichen für seine Kunden, wie frisch die Ware ist. Als jemand ein Foto machen will, beginnt er mit einer Krabbe zu posieren.

Ein Krabbenhändler in Olhão posiert mit seiner Ware.
Foto: Quirin Hönig

Tourismus ist nicht der wirtschaftliche Fokus der Bewohner Culatras

Es gibt nur noch wenige Orte an der Algarve, der südlichsten Region Portugals, wo der Tourismus keine größere Rolle spielt. Culatra ist einer davon. Obwohl in der Hochsaison etwa 10.000 Besucher am Tag auf die Insel kommen, bleiben Fische und Meeresfrüchte nach wie vor der einzige wirkliche Wirtschaftszweig der Insel. Bis zu 200 Tonnen Austern würden von den Farmern Culatras im Jahr produziert, erklärt Padinha. Die meisten gehen nach Frankreich. Man wolle keinen Übertourismus auf der Insel. "Wir wollen Balance", sagt Padinha. Deshalb gebe es auch keine Hotels oder Pensionen auf Culatra. Wer hier übernachten möchte, müsse einen der Bewohner kennen.

Ein Klippenfischer bei einem Strand an der Westküste der Algarve.
Foto: Quirin Hönig

Und auch nicht jeder, der will, darf auf die Insel ziehen. Die Häuschen dürfen nur an Nachkommen der ursprünglichen Bewohner Culatras weitergegeben werden. Und selbst unter diesen gibt es eine Warteliste. Viele der Jüngeren würden nach einiger Zeit auf dem Festland auf die Insel zurückkommen, erzählt Padinha, und sich den Berufen ihrer Eltern zuwenden. 

Silvia Padinha ist Präsidentin der Vereinigung der Bewohner der Insel Culatra.
Foto: Quirin Hönig

Erst 2018 stand fest, dass die Bewohner Culatras auf der Insel bleiben dürfen

Auch sie selbst gehört zu den Zurückgekehrten. Padinha verließ zum Studium Culatra. Nach zehn Jahren inklusive Hochzeit, Arbeit als Buchhalterin und Scheidung kam sie zurück. Seit 1996 ist sie die Präsidentin der Vereinigung der Bewohner der Insel Culatra und setzt sich für die Entwicklung ihrer Heimat ein. Ein Meilenstein wurde 2010 erreicht. Erst seitdem hat die Insel Leitungswasser, davor mussten die Bewohner ihr Trinkwasser aus einem Brunnen schöpfen. Das Ziel von Padinha und ihrer Vereinigung ist es auch, die Kultur der Fischer Culatras zu erhalten.

Pressereise Algarve Das Muscheldorf
Foto: Quirin Hönig

Herzmuscheln und Venusmuscheln sind die Schätze der Ria Formosa

Zurück zu Joaquim Fernandes und seinem Muscheldorf. Er ist inzwischen fertig. Auf dem Deckel der Feuerschale drängt sich eine Muschel dicht an die andere, umgebend von einem Ring aus Steinen. Fernades schichtet getrocknete Piniennadeln auf sein Bauwerk und zündet sie an. Der Nadelhaufen brennt mit heller Flamme. Fernandes wedelt mit einem Fächer, um den Rauch zu vertreiben.

Das Muscheldorf im Feuer der Piniennadel.
Foto: Quirin Hönig

Nach kurzer Zeit sind Pinnnadeln zu Asche verbrannt. Fernandes schiebt die Steine beiseite und nimmt die erste Muschel in die Hand. Mit seinem Messer öffnet er die Schale, legt das Fleisch frei und reicht sie an einen seiner Gäste weiter. Bis alle zum Verzehr bereit sind, wird es wie bei der Vorbereitung etwas dauern. Und wie schmecken nun die Muscheln des Dorfes? Nach Rauch und Salz und Meer.

Der Autor recherchierte auf Einladung von Visit Algarve Portugal.