Aufpassen, wenn der Elf kommt: der Wettlauf um das originellste Video
Locker, witzig und unterhaltsam präsentieren viele Fluggesellschaften ihre Sicherheitsvideos: Mit Elfen, Trollen, Stars und Tänzern. Der Zweck ist vor allem Werbung. Warum deutsche Airlines nicht auf den Trend aufspringen.
Vielflieger haben sie schon tausend Mal gesehen. Immer wieder sind es die gleichen Anweisungen: Gepäck kommt hier hin, elektrische Geräte im Flugmodus, anschnallen, wenn das Symbol leuchtet. Die Rede ist von unvermeidbaren Sicherheitshinweisen im Flugzeug. Auf Langstreckenflügen meist als Video. Schaut da überhaupt noch jemand hin?
Die Antwort lautet: Ja! Denn viele Fluggesellschaften haben festgestellt, dass die obligatorischen Videos nicht steif und humorlos sein müssen. Witzig, ironisch, mit Elfen und Trollen, mit Schauspielern und Comedystars oder als peppiges Musikvideo – so sind die Sicherheitsanweisungen im Flugzeug mittlerweile bei vielen Airlines verpackt. Gleichzeitig dienen die Kurzfilme auch als Werbung für die Airline und spielen mit den Klischees des jeweiligen Landes. Was vor Jahren begann, ist mittlerweile zu einem regelrechten Wettbewerb unter Fluggesellschaften um die originellsten Sicherheitsvideos geworden.
Deutsche Airlines machen dabei nicht mit. Die Lufthansa etwa präsentiert immer dasselbe sachliche Video. Typisch deutsch oder aus gutem Grund? Sollten Videos, die über Maßnahmen informieren, die im Fall der Fälle über Leben und Tod entscheiden können, humorvoll verpackt sein? Oder müssen sie die Passagiere unterhalten, weil sonst niemand mehr zuschaut? Dazu aber später ...
So ging der Hype los: Die Airline Virgin America gilt als Trendsetter der originellen Sicherheitsvideos. Warum nicht statt des langweiligen Erklärvideos beste Unterhaltung bieten, fragten sich die Macher damals. In einem spektakulären Videoclip mit Ohrwurm-Song rappt ein kleines Mädchen die Handhabung der Sauerstoffmasken und Tänzer präsentieren mit Sonnenbrillen die knallgelben Sicherheitswesten. Ein Hollywood-Regisseur inszenierte das Ganze. Das Lied wurde eigens komponiert und die Profitänzer wurden extra gecastet. Das Ergebnis ist ein Kurzmusical mit Kosten in Millionenhöhe. Doch für die Airline ist es vor allem eins: Werbung. Diese Rechnung ging auf: Millionenfach wurde der Clip auf YouTube geklickt und auf den sozialen Netzwerken geteilt.
Mittlerweile gilt Neuseelands Fluglinie Air New Zealand als Großmeister der lustigen Filmchen und gewinnt eindeutig den ersten Preis, wenn es um die witzigsten Sicherheitsvideos geht. Beinahe jährlich bringt die Fluggesellschaft auf ihrem eigenen YouTube-Kanal ein neues heraus. Darin erklären zum Beispiel Elfen aus dem Fantasyfilm „Hobbit“ und „Herr der Ringe“, wie Passagiere ihr Gepäck verstauen und sich anschnallen sollten. Zauberer Gandalf zeigt auf einem riesigen Adler, welche Sitzhaltung man im Falle eines Absturzes einnehmen muss und ein Troll führt die Sauerstoffmaske vor. Natürlich haben auch der bekannte Frodo-Beutlin-Darsteller Elijah Wood und Regisseur Sir Peter Jackson einen Auftritt. Auch hier rentierte sich der Aufwand: 22 Millionen Clicks generierte das Video auf YouTube und wird als das beste Sicherheitsvideo überhaupt gefeiert.
Auch die britische Fluggesellschaft British Airways ist auf den Trend aufgesprungen und präsentiert sich in einem ihrer Sicherheitsvideos ironisch und mit typisch britischem Humor. Comedystar Asim Chaudhry tritt als besserwisserischer Regisseur auf und sucht bei einem Vorsprechen Schauspieler für das Sicherheitsvideo. Bekannte britische Darsteller sprechen ihren Text gelangweilt und genervt von den Kommentaren des Regisseurs in die Kamera. Auch Mr. Bean durfte nicht fehlen. Ganz nebenbei fließen auch die Sicherheitshinweise ein.
Die französische Airline Air France nutzt das neueste Sicherheitsvideo nicht nur, um das Verhalten im Ernstfall zu erklären und zu unterhalten, sondern auch um das Land von seiner besten Seite zu präsentieren. Eine elegante Stewardess und ein schicker Stewart führen das Publikum vom Louvre zur Pariser Oper, vorbei am Schloss Versailles und – natürlich – über den Eiffelturm durch die französische Hauptstadt. Sie zeigen, was das Land zu bieten hat und demonstrieren dabei die üblichen Sicherheitsvorkehrungen – auf eine elegante und charmante Art.
Deutsche Airlines steigen nicht in den Wettlauf um das originellste Video ein. Bei der Lufthansa erklären zum Beispiel animierte Menschen und eine Computerstimme Passagieren, was im Fall der Fälle zu beachten ist und geben Instruktionen zu Sauerstoffmasken. „Wir zeigen uns bewusst sachlich und zugeknöpft“, sagt Michael Lamberty, Pressesprecher der Deutschen Lufthansa. Die Sicherheitshinweise seien kein witziges Thema, deswegen präsentiere die Fluggesellschaft diese auch in passender Art und Weise. „Es ist nicht angemessen, das humoristisch aufzuhübschen“, sagt Lamberty.
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