
Südtirol verhängt Tourismus-Stopp: Was müssen Urlauber wissen?

Die Region Südtirol schiebt dem Tourismus einen Riegel vor. Es sei eine Grenze erreicht. Was das für Urlauber mit Ziel Bozen und Umgebung bedeutet, lesen Sie hier.

Italien ist ein echter Urlaubsklassiker und auch nach Südtirol zieht es Jahr für Jahr immer mehr Touristen. Für die Menschen vor Ort zu viel. Seit August 2022 gilt hier eine Bettenobergrenze. Nun soll ein weiteres Gesetz dem Massentourismus in der autonomen italienischen Provinz Bozen-Südtirol endgültig einen Riegel vorschieben.
Ganz unbekannt dürfte Italien-Fans dieses Vorgehen nicht sein. Zuletzt wurden sogenannte rote Zonen für Touristen in den Cinque Terre (die fünf Dörfer) an der italienischen Riviera eingerichtet, um Massentourismus zu unterbinden. Aber auch in anderen Regionen des Landes - beispielsweise auf Sardinien und weiteren italienischen Inseln, in Venedig und Florenz sowie in Bergregionen und an Seen - gelten strikte Regeln für Reisende.
Was genau in Südtirol geplant ist und wie sich das auf den Urlaub in der Region auswirken könnte, lesen Sie hier.
Tourismus-Stopp in Südtirol: Wie viele Menschen dürfen noch in die Region reisen?
Das neue Gesetz gegen Massentourismus sieht dem Nachrichtensender CNN zufolge vor, die Zahl der Touristen in der Urlaubsregion zu begrenzen. In Südtirol dürfe demnach das Niveau von 2019 nicht mehr überschritten werden. Ausschlaggebend war wohl auch die hohe Zahl an Übernachtungen im Jahr 2022. Laut CNN wurden in der Region 34 Millionen Übernachtungen verzeichnet.
Der Südtiroler Landrat Arnold Schuler, der für den Tourismus in der Provinz verantwortlich ist, sagte dem Sender, dass der Tourismus für die Wirtschaft sowie Arbeit in Südtirol zwar sehr wichtig sei, aber eine Grenze erreicht sei. "Wir hatten Probleme mit dem Verkehr und die Bewohner haben Schwierigkeiten, bezahlbaren Wohnraum zu finden", sagte er. Zusätzliche Regeln sollen nun die Lebensqualität für Einheimische und Reisende in der Provinz gewährleisten, denn Menschen würden zum Wandern und um schöne Orte zu sehen, nach Südtirol kommen und nicht, um im Stau zu stehen, sagte der Landrat.
Tourismus-Stopp in Südtirol: Wie wird die Grenze berechnet?
Dem CNN zufolge waren 2019 offiziell knapp 230.000 Betten für die Urlaubsregion Südtirol registriert. Um die genaue Zahl für die angestrebte Grenze zu berechnen, haben Unternehmer - beispielsweise Besitzer von Hotels oder Ferienwohnungen sowie Airbnbs - nun bis 30. Juni 2023 Zeit, um den Behörden mitzuteilen, wie viele Gäste sie im Jahr 2019 tatsächlich untergebracht haben. Auch weniger herkömmliche Übernachtungsmöglichkeiten wie Schlafsofas, die bisher in den offiziellen Zahlen nicht berücksichtigt worden sind, sollen mit eingerechnet werden.
Das Endergebnis dieser Erfassung soll dann den Grenzwert markieren. Für jede Unterkunft und jede Kommune soll es dann eine feste Anzahl an Zimmern beziehungsweise Betten geben, die nicht überschritten werden darf.
Neue Unterkünfte dürfen dem Gesetz nach dann nur noch mit vorheriger Erlaubnis eröffnet werden. Möglich ist das laut dem CNN beispielsweise, wenn eine andere Unterkunft schließt. Zudem sollen kleine Unternehmen mit der möglichen Vergabe von zusätzlichen 7000 Betten unterstützt werden. Diese sollen von den lokalen Behörden nach eigenem Ermessen an Unterkünfte mit einer Kapazität von weniger als 40 Gästen vergeben werden können.
Tourismus-Stopp in Südtirol: Dürfen Tagestouristen die Provinz noch besuchen?
Dem CNN zufolge dürfen auch Tagestouristen nicht ungeschoren davonkommen. So könnte für beliebte Ausflugsziele ein Reservierungssystem eingeführt werden. Das sei mit Museen und Galerien vergleichbar, die pro Tag nur eine begrenzte Anzahl von Eintrittskarten verkaufen würden, sagte Schuler dem Sender. "Es sind nicht nur die Einheimischen, die sich freuen, sondern auch die Touristen, die weniger Probleme mit dem Zugang haben, einen Parkplatz haben und etwas zu essen finden können."
An zwei Orten in der Provinz wurde ein solches System bereits eingeführt. Der Pragser Wildsee ist seit 2021 in der Hauptsaison nur noch mit dem Auto zu erreichen. Einfach auf den Weg zum Gletschersee machen kann man sich aber nicht. "Man muss sich anmelden, um an den See zu kommen", sagte Schuler. Auch der Zugang zur beliebten Seiser Alm ist beschränkt. Die Straße in die Berge ist zwischen 9 und 17 Uhr nur für öffentliche Verkehrsmittel, Anwohner und Reisende mit Hotelreservierungen geöffnet, schreibt der CNN.
Übrigens: Nicht nur Massentourismus, auch klimatische Bedingungen könnten Reisen in diesem Jahr einschränken. Durch anhaltende Dürren könnte beispielsweise der Urlaub am Gardasee 2023 bedroht sein.