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Skifahren mal anders: Das können Frühaufsteher in Großarl in Österreich erleben

Österreich

In Großarl kann man Skifahren, wenn die meisten in Österreich noch schlafen

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    Liegt idyllisch: Großarl in Österreich.
    Liegt idyllisch: Großarl in Österreich. Foto: Jochen Netzker/stock.adobe.com

    Eine Prozession bunt gekleideter geduckter Gestalten stapft, mit den Skiern auf den Schultern, dick vermummt und mit dampfendem Atem durch in der Nacht. Die Sonne ist hinter den Bergen noch nicht zu sehen, nur ein bisschen ist der wolkenlose Himmel schon milchig weiß, aber die Straßenlaternen brennen noch. Normal schläft man um diese Zeit noch, aber das knappe Dutzend strebt halbwegs zügig durch den Ort Richtung Talstation der Panoramabahn. Es ist Viertel nach sieben, bitterkalt und außer dem Schrammen der Skistiefel über den gefrorenen Boden totenstill. Skibus gibt es noch keinen, auch die Bahn steht noch, aber es brennt Licht. Immerhin.

    Wir sind mit leeren Magen und leisen Zweifeln auf einem exklusiven Weg zur aufgehenden Sonne und frisch präparierten und unberührten Pisten. Und zwar nur wir, also Menschen, die kein Problem damit haben, im Skiurlaub nahezu mitten in der Nacht aufzustehen. Early Morning Ski nennt man das neudeutsch, hier in Großarl heißt es Skikeriki, obwohl auf dem Weg vom Hotel zum Lift kein Hahn zu hören war. Oder wir waren noch zu müde, um ihn zu hören.

    Die Info signalisiert: Minus zwölf Grad in Großarl

    Der Lift ruckt tatsächlich an, die Gondeln fädeln sich aus der Garage träge aufs Seil und dann geht es ab. Ein paar Minuten später klettern wir auf 1850 Metern aus der Bahn. 900 Höhenmeter über dem Tal, aber dunkel ist es immer noch. Und kalt. Ein rotes Infolämpchen signalisiert lustig flackernd minus zwölf Grad. Und jetzt? 

    Skifahren, wenn andere noch schlafen in Großarl.
    Skifahren, wenn andere noch schlafen in Großarl. Foto: Jürgen Löhle

    Unser Guide Thomas Wirnsperger lächelt, seine Hand weist gen Osten und tatsächlich spitzt die Sonne ganz langsam ein wenig über die Bergkette auf der anderen Talseite. Der von den Pistenwalzen präparierte Schnee-Teppich beginnt zu glitzern als hätte jemand Glassplitter verstreut. Es wird warm, wenn auch zunächst nur ums Herz. „Jetzt geht’s auf“, sagt Wirnsperger und fährt los. Wir auch und Sekunden später verschwindet die noch im Lift beherrschende Stimmung, ob man sich dafür wirklich mitten in der Nacht aus dem Bett quälen muss. Unbedingt, das hier ist ein Traum. Der Ski schwebt fast über den leicht angeriffelten Untergrund, der Schnee ist pulvertrocken, die Piste so leer, dass man ohne Sicht und ohne Angst vor einem unvermittelt auf dem Boden herumlümmelnden Sportler über Wellen brettern kann.

    Langsam füllen sich die Pisten von Großarl-Dorfgastein

    Die nächste Stunde fliegen wir immer und immer wieder von einem Sessellift befördert über die Pisten des Kreuzkogel. Die Sonne steht höher, es wird ein wenig wärmer, aber noch haben wir die Hänge exklusiv. Und als dann die ersten auf der Piste auftauchen, die zum normalen Betriebsstart um 8.30 Uhr unten im Tal eingestiegen sind, ist es für uns Zeit zum Frühstück. Abschwung vor der um diese Zeit natürlich noch komplett leeren Gehwolf Alm. Innen drückt die Sonne schon warm durch die Scheiben. Es duftet nach Kaffee, nach Eiern mit Speck und nach Glück.

    Während wir frühstücken füllen sich langsam die Pisten der Skischaukel Großarl-Dorfgastein. Ein Gebiet mit 17 Liften und 70 Pistenkilometern aller Schwierigkeitskategorien und groß genug, um eine Woche Skispaß zu haben. Charmant zudem, dass man hier am Rand des Nationalparks Hohe Tauern Tradition und Moderne gekonnt verbindet. Es gibt natürlich urige Hütten, in denen auch bedient wird.  Aber auch moderne hochalpine Gebäude wie die Wolke 7 mit Selbstbedienung unten und oben ein Restaurant mit internationaler Küche und Sonnenterrasse mit Rundumblick auf die Bergwelt. Auch in puncto Lifttechnik hat man aufgerüstet. Etwa 70 Million wurden in den vergangenen Jahren investiert unter anderem in eine 10er Kabinenbahn, die Großarl und Dorfgastein zu einer Skischaukel verbindet. Im Tal kann der Gast zwischen der guten, alten Frühstückspension oder auch luxuriösen Hotelkomplexen wie dem Nesslerhof wählen, der so auch locker in Lech oder St. Moritz stehen könnte.

    Dinner in den neuen Bahnen der Kieserl-Bahn

    Ein breites Spektrum zwischen urig-alpin und High-Tech, das aber so heute auch nicht mehr reichen würde. Es braucht schon immer mehr, um als Wochenziel attraktiv zu bleiben. Dem Trend hat man sich hier auch verschrieben, zum Beispiel mit Genuss- oder Ladywochen oder einem Dinner in den nagelneuen Gondeln der Kieserl-Bahn. Wobei das einmal pro Woche mittwochs angebotene Skikeriki schon ein wenig herausragt. Natürlich nur dann, wenn die Sonne scheint, wenn man keine Probleme damit hat, im Urlaub im Dunkeln aufzustehen und wenn einem die 56 Euro, die man mit einem gültigen Skipass für die Zusatzbeförderung und das Frühstück bezahlen muss, nicht zu viel sind.

    Dafür gibt es dann aber ganz viel Ski in einem Ambiente, dass man so eigentlich nur aus den Fotos der Werbeprospekte kennt. Diese Bilder werden auch ganz früh am Morgen gemacht. Ganz sicher.   

    Anreise Bahn: Mit dem ICE nach München. Von dort im Schnitt alle zwei Stunden nach St. Johann im Pongau mit dem Eurocity. Vom Bahnhof dort sind es noch 25 Minuten mit dem Bus nach Großarl. Der Bus fährt stündlich. Wer nicht warten will, Taxis gibt es zwischen 40 und 50 Euro. Fahrtzeit von Augsburg aus etwa 4,5 Stunden. Auto: Über die A8/A99 bis Salzburg. Von dort A10 Richtung Süden bis Bischofshofen. Weiter über St. Johann nach Großarl. Etwa 300 Kilometer. 

    Übernachten Exklusiv ist der 2023 grunderneuerte Nesslerhof, von dem man sozusagen in die Talstation der neuen Kieserlbahn auf der anderen Straßenseite fallen kann. Das Hotel hat auch einen 800 Meter großen Naturschwimmteich zum Eisbaden. Preise für die Halbpension zwischen. 248 Euro (ein Tag) und 198 Euro (bei sieben Nächte pro Tag) bis hin zu 530 Euro (ein Tag) und 480 Euro (bei sieben Nächte pro Tag) in der 156 Quadratmeter Suite. www.nesslerhof.at. Günstiger ist die Pension/Appartementhaus Kendelbacher. Preis pro Person inklusive Frühstück in der Skisaison zwischen 110 und 180 Euro pro Nacht. www.pension-kendlbacher.at   

    Aktivitäten Im März 2025 steht eine Woche ganz im Zeichen der Frauen. Infos dazu: www.ladyskiwoche.at. Ebenfalls im März gibt es die Weingenusswochen mit der Möglichkeit eines exklusiven Dinners in der neuen Gondelbahn. www.grossarltal.info

    Essen und Trinken Auf der Piste das stylische Gipfelrestaurant Wolke 7 mit gigantischem Ausblick (www.wolke7grossarl.com/de) oder die urige Gehwolfalm mit Bedienung (https://www.gehwolfalm.com) Im Ort gibt es typische und bezahlbare Gerichte beim Rohrerwirt, direkt am Marktplatz. 

    Allgemeine Informationen www.grossarltal.info, www.skiamade.com/de

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