Trotz Kriegssorgen jetzt den Urlaub für Sommer 2022 buchen?
Die Reiseveranstalter haben eigentlich mit einem guten Feriengeschäft gerechnet. Nun trübt neben der Corona-Pandemie auch der Ukraine-Krieg spürbar die Lust aufs Verreisen. Was tun?
Die Sorgen und Ängste vieler Menschen wegen des Ukraine-Krieges zeigen auch Wirkung in der Reisebranche. Waren die Urlaubsanbieter noch optimistisch in das Jahr gestartet, weil sie bei den Kunden wegen Corona einen hohen Nachholbedarf konstatierten, verzeichnen laut einer Umfrage mittlerweile 72 Prozent von 500 befragten Reiseverkäufern eine geringere Nachfrage. Trotz gelockerter Corona-Regeln in vielen Urlaubsländern und einer erleichterten Rückreise nach Deutschland ist vielen Verbrauchern erst mal die Lust auf Urlaub wieder vergangen. Die Corona-Pandemie ist noch nicht ausgestanden, obwohl das Auswärtige Amt fast alle Hochrisikogebiete von der Liste gestrichen hat, doch unbeschwert Reisen bleibt weiterhin schwierig in diesen Zeiten. Krieg in Europa – da ist für viele gar nicht an Urlaub zu denken.
Und jene, die doch planen, fragen sich: Ist nun wirklich der richtige Zeitpunkt für eine Ostsee-Kreuzfahrt, obwohl der Besuch St. Petersburgs von den Reedereien gestrichen wurde? Was ist, wenn ich im Sommer wegen der Weltlage lieber doch nach Mallorca statt nach Estland möchte? Viele Reiseverkäufer stellten bereits schwächere Buchungen für Reiseziele fest, die nahe an der Ukraine liegen. Das trifft am Mittelmeer besonders Bulgarien und ansonsten vor allem die baltischen Staaten. Noch unklar sei, wie sich der Krieg auf die Türkei-Buchungen auswirke. Hinzu kommt, dass wegen der allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten die Urlaubskasse wieder schrumpft.
Angst ist kein Grund, eine Reise zu stornieren
Was aber ist, wenn ich den Urlaub schon gebucht habe und nun Bedenken habe? Fakt ist: Angst oder dumpfe Unsicherheitsgefühle sind keine Stornogründe. Das stellt der Reiserechtler Paul Degott klar. Er empfiehlt, sich grundsätzlich bei einer Buchung abzusichern und vorher zu klären, unter welchen Umständen und wie lange im Voraus man eine Reise gegebenenfalls auch ohne Angabe von Gründen stornieren kann. Im Zweifel lieber auf Flex-Tarife setzen.
Hier hat die Corona-Pandemie für Reisende zumindest etwas Gutes gebracht: Pauschalreiseveranstalter sind bei den Storno- und Umbuchungsoptionen flexibler geworden. Die sogenannten Flex-Optionen sind teilweise schon bei der Buchung inkludiert. Wenn nicht, dann sei es ratsam, sie dazu zu buchen, sagt Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland. „Ja, die Tarife kosten oft Aufpreis, aber nicht so viel, dass es einen ruiniert“, sagt sie. Insbesondere bei hochpreisigen Reisen und Familienurlauben mit Kindern seien sie unbedingt zu empfehlen. Je nachdem wie sich die Corona-Pandemie weiterentwickelt, sei natürlich nicht ausgeschlossen, dass Länder wieder zu Hochrisiko- oder Virusvariantengebieten erklärt werden, auch kurzfristig vor der Reise. Insofern ist es gut, wenn man flexibel bleibt.
Das Problem bei den Flex-Tarifen ist laut Karolina Wojtal allerdings, dass die Möglichkeiten zu Storno und Umbuchungen in der Regel zeitlich begrenzt sind. „Das Maximale, was ich gesehen habe, sind 14 Tage vorher.“ Ob der Urlaubsort zu einem Corona-Hotspot werde, lasse sich zwei Wochen vorher jedoch oft noch nicht einschätzen. Es gelte deshalb, die Tarifdetails genau zu lesen. Wojtal rät außerdem, explizit im Reisevertrag festhalten zu lassen, dass man die Flex-Option gebucht hat und unter welchen Umständen eine Stornierung möglich ist.
Eine Versicherung kann man oft gegen Aufpreis dazu buchen
Ergänzenden Schutz kann man sich mit Reiseversicherungen holen. Allerdings braucht es hier – im Gegensatz zu den Flex-Tarifen – einen Grund, um sie zu aktivieren, so Wojtal. Angst, Unsicherheit oder die Tatsache, dass man es sich anders überlegt hat mit der Reise, scheiden als Gründe aus. Gängige Gründe für die Inanspruchnahme so einer Police sind eine Erkrankung, ein Unfall, der Verlust des Jobs und je nach Tarif etwa Schwangerschaften. Gerade alte Policen enthalten laut Wojtal oft auch Pandemie-Ausschlussklauseln und schließen Reisen in Länder, für welche eine Reisewarnung besteht, oft aus. Sie rät: Das sollte man prüfen und gegebenenfalls den Versicherer um Anpassung bitten.
Noch ein Detail: Oft kann man eine Reiseversicherung (Reisekosten, Reiseabbruch oder beides kombiniert) bei der Buchung einzeln gegen Aufpreis dazu wählen – das kann sich lohnen. Man sollte nur schauen, ob das Produkt wirklich nur die eine Reise abdeckt. „Oft kann man da auch in einen Jahresvertrag reinrutschen“, sagt Wojtal. Mit Blick auf die Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine dürften Reisebüros und Veranstalter häufiger Kulanz zeigen – etwa bei Umbuchungswünschen. Davon geht der Deutsche Reiseverband (DRV) aus, der die Branche vertritt. Es werde eine höhere Bereitschaft geben, Unsicherheit zu nehmen, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Die Sensibilität der Reisebranche sei mittlerweile groß.
Selbst zusammengestellte Reisen haben ein größeres Risiko
Wer seine Reisen individuell zusammenstellt, ist generell nicht so gut geschützt. „Da bin ich auf die Vertragsbedingungen des Partners angewiesen“, sagt Karolina Wojtal. Ein Beispiel: Hat man ein Hotel in einem Land gebucht, für das eine Reisewarnung ausgesprochen wird, können sich Pauschalreisende je nach Situation vor Ort auf das Vorliegen unvermeidbarer außergewöhnlicher Umstände berufen. Wurden Flug und Hotel jedoch getrennt gebucht und ist das Hotel weiter geöffnet, kann es die Leistung ja anbieten. Und dann? Wojtal sagt, in der Regel müsse der Kunde in so einem Fall trotzdem zahlen. Nur selten ließen sich die Hoteliers auf Kulanz ein. Oft reagierten sie mit Desinteresse auf eine solche Kundenanfrage, lautet die Erfahrung der Verbraucherrechtsexpertin.
Reisende sollten bei einer selbst zusammengestellten Tour darauf achten, dass die Vertragsbedingungen der einzelnen Anbieter eine Stornierung oder zumindest eine Umbuchung ermöglichen. Das ist laut Wojtal zwar nicht so weit verbreitet wie bei Pauschalreisen, aber auch hier haben einige Anbieter ihrer Erfahrung nach schon reagiert und bieten mehr Flexibilität.
Die Diskussion ist geschlossen.
Der Krieg in der Ukraine interessiert doch nicht wirklich bei Urlaubsbuchungen. Vielmehr ist es doch das heillose Durcheinander bei Grenzüberschreitungen: vor/nach Ein-bzw. Ausreise; Schelltest ja/nein,. PCR-Test: ja/nein, Maskenpflicht wo überall: ja/n ein usw.. usw..