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Über altes Pflaster: In Südtirol auf den Spuren Alfred Dürers wandern

Foto: Gerhard Fitzthum

1494 machte sich der berühmte Maler Albrecht Dürer auf den Weg nach Italien. In Südtirol kann man diese Reise auf dem "Sentiero Dürer" für einige Kilometer nachempfinden.

Albrecht Dürer wird geflucht haben: Wo die Landstraße aus dem Dorf herausführte, gähnte eine endlose Wasserfläche. Der Fluss war über die Ufer getreten und hatte die komplette Talsohle überflutet. Um seine Italienreise fortzusetzen, blieb dem noch am Anfang seiner Karriere stehenden Künstler nur der strapaziöse Weg übers Gebirge – ein 800-Meter-Aufstieg durch abgelegenste Waldgebiete. Mit dergleichen Unbill war freilich auch zu rechnen gewesen: Das kleine Dörfchen, an dem es nicht mehr weiterging, hieß damals ja nicht per Zufall "Ze Lage" – der "Lago" steckte also schon im Ortsnamen! Immer wenn es viel geregnet hatte, staute sich die Etsch an der Salurner Klause bis ins heutige Laag hinauf. Ursache war nicht nur die Enge des Felsenriegels, sondern auch die Tatsache, dass direkt dahinter der aus dem Nonstal einströmende Noce den Abfluss blockierte. 

Der Südtiroler Ort Laag ist von Obstplantagen umgeben

Heute muss man im Etschtal mit Verkehrsstaus, nicht aber mit Überflutungen rechnen – der Fluss ist rückstandslos reguliert und von hohen Dämmen gesäumt. Trotzdem haben wir uns für die mühselige Route über den Sauch-Sattel und den Lago Santo entschieden. Spannend dürfte die Spurensuche schon deshalb werden, weil Dürer auf der anderen Seite des Bergzugs die ersten reinen Landschaftsbilder der europäischen Malerei angefertigt hat. Hat das womöglich mit seinem unfreiwilligen Abenteuer der Gebirgsüberquerung zu tun? Mit dem kleinen Glück, heil im Cembratal angekommen zu sein? Im Süden? In Italien

Über altes Pflaster geht es stramm bergauf
Foto: Gerhard Fitzthum

Im Moment kann von Glücksgefühlen noch keine Rede sein: Laag ist von tristen Obstplantagen umgeben, in denen Äpfel nach EU-Norm produziert werden, das bergan führende Sträßchen ist hoffnungslos asphaltiert, die Sonne brennt von einem wolkenlosen Himmel. Erst nach einer gefühlten halben Stunde kommt die erste Abkürzungsmöglichkeit – ein Hohlweg, der im Eingangsbereich etwas verwachsen und verschüttet ist, bald aber immer stattlicher wird. Noch einmal muss die Asphaltpiste gequert werden, und nun befinden wir uns auf einem kontinuierlich aufsteigenden steingepflasterten Weg mit tief eingefrästen Karrenspuren. Der Sprung in die Vergangenheit kam abrupt.

Dürer machte sich zu Fuß auf den Weg nach Venedig

Kein Wunder, dass wir den Oktober 1494 vor Augen haben – den Zeitpunkt, an dem Dürer die erste seiner beiden Italienreisen antrat. Natürlich führte sie nach Venedig, dem damaligen Mekka der Malerei. Dürer wollte den Meistern der italienischen Renaissance auf die Finger schauen und sich selbst ins Gespräch bringen. Vermutet wird, dass er sich dafür einer Säumerkarawane der Nürnberger Kaufmannschaft angeschlossen hatte, die am Hafen der Lagunenstadt eine Niederlassung besaß.

Kein Zweifel, dass wir genau die rundgetretenen Steine unter den Sohlen haben, auf denen die illustre Reisegesellschaft seinerzeit unterwegs war. Und mehr noch: der Gebirgsweg hieß im Mittelalter "Semita Caroli", Karlssteig – ein deutlicher Hinweis, dass auch Karl der Große mit dieser abenteuerlichen Route Bekanntschaft gemacht hatte, als er zur Kaiserkrönung nach Rom gezogen war.

Mittlerweile haben wir Buchholz erreicht, die letzte Südtiroler Station vor dem Übergang ins Trentino. Es ist eine typische Einzelhofsiedlung in Traumlage, so klein, dass man sich über ihren italienischen Namen "Pochi" ("wenig") nicht wundern muss. Von hier oben betrachtet hat das tief eingeschnittene Etschtal den Charme einer Spielzeug-Eisenbahnanlage: Die Verkehrsströme fließen geordnet auf schnurgeraden Linien, der Fluss ist rückstandslos begradigt und kanalisiert, die Ebene zerfällt in die rechteckigen und quadratischen Parzellen der Agrarindustrie. Es sieht aus, als könne man das Land einfach auseinandernehmen und in neuen Kombinationen wieder zusammensetzen. Der Lärm der Autobahn, der uns zunächst noch begleitet hatte, ist zu einem dunklen Grollen abgeschwollen, das kaum noch hörbar ist. 

Zum Sauch-Sattel geht es über historisches Pflaster

Beim Aufstieg zum Sauch-Sattel geht es noch mal eine Zeit lang über historisches Pflaster. Die Passage gehört zu den atmosphärischen Höhepunkten des Karlssteigs und ist so steil, dass die Forstbehörden gar nicht erst auf die Idee kamen, sie mit einem Fahrsträßchen zu überbauen. Einmal mehr dürfte Dürer geflucht haben – nicht allein wegen der körperlichen Anstrengung, sondern auch, weil es durch einen düsteren Steilhang ging, der Wegelagerern ideale Zugriffsmöglichkeiten bot. Es war ja kein Geheimnis, dass auf der nahe gelegenen Felsnadel der Haderburg Raubritter residierten, die sogar mal eine päpstliche Gesandtschaft überfallen hatten. 

Welsch Pirg nannte Albrecht Dürer das Aquarell, das auf dem Weg nach Italien entstand.
Foto: Oxford Ashmolean

Auch der Abstieg vom verträumten Lago Santo erfolgt auf einem historischen Saumpfad, der erst kurz vor Cembra unter Beton verschwindet. Das damalige "Zimmern" ist ein Paradebeispiel für die romanische Siedlungsweise – ein Haufendorf mit einem homogenen Ortsbild, das man im bajuwarischen Südtirol lange suchen kann. Ist es der Reiz dieser fremden Szenerie, die Albrecht Dürer so sehr fasziniert hat, dass er sich Motiven zuwandte, die vor ihm noch niemand als bildwürdig betrachtet hatte? An der Abbruchkante zum Avisio hatte er seinerzeit gesessen, nach Faver und Segonzano hinübergeschaut und die sonnendurchflutete Berglandschaft für die Nachwelt verewigt. Fasziniert von der mediterranen Landschaft nannte er das entstandene Bild schlicht und einfach "Welsch Pirg" ("Italienische Berge"). In der unteren rechten Ecke fügte er sein jedem bekanntes Monogramm ein – ein Beweis, dass er das Aquarell nicht als Studie und Fingerübung betrachtet hatte, sondern als vollgültiges Kunstwerk – und die Natur als eigenständiges Motiv, das seinen Wert in sich trägt und keine religiöse Symbolik mehr braucht. 

Bei den spektakulären Erdpyramiden ist die Route zu Ende

Am Nachmittag erreichen wir die spektakulären Erdpyramiden, die auch in der Bildmitte des "Welsch Pirg" zu erkennen sind. Schade, dass die markierte Route hier zu Ende ist. Allzu gerne wären wir dem berühmten Maler noch ein paar Tage gefolgt. Zum Glück sieht das Bruno Pedri, der Architekt des "Sentiero Dürer", genauso. Wenn es nach ihm geht, wird der Weg bald bis zum Castel Pergine weitergeführt, das heute ein einzigartiges Burghotel ist – eine tausendjährige Festung mit Gasträumen, die so authentisch erhalten sind, dass niemand sich wundern würde, wenn Albrecht Dürer zur Tür hereinträte.

Von  Gerhard Fitzthum