Wer die gegenwärtigen Wetterkatastrophen zur Kenntnis nimmt, versteht, warum Kurzflüge keine gute Idee sind. Die Alternative sind Hochgeschwindigkeitszüge. Die Bundesrepublik ist zwar führend im Entwickeln dieser Schienenflitzer, allerdings bremst sich die Deutsche Bahn selbst mit einem maroden Gleisnetz aus. In anderen Ländern dagegen stellt sich gar nicht mehr die Frage "Flugzeug, Auto oder Bahn?", weil superschnelle Züge auf eigenen Trassen staufrei von Stadt zu Stadt rasen.
Dank Japan weiß die ganze Welt, wie man's richtig macht: Bereits seit 1964 betreibt das Land den Shinkansen, auch als Bullet Train bekannt. Es ist ein Hochgeschwindigkeitszug, der keine Triebköpfe mehr hat. Stattdessen sind die Antriebe über die gesamte Länge des Zuges verteilt. Das garantiert gleichmäßig verteilte Power und zugleich Bremskraft. Und wichtig: Der Zug verfügt über ein eigenes Schienensystem. Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen 1964 eröffnete die Strecke Tokio – Osaka und die Welt staunte.
Mit dem Shinkansen lässt sich fast ganz Japan bereisen
Die 515,4 Kilometer lange Fahrt konnte damals in sagenhaften drei Stunden und zehn Minuten bewältigt werden. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 210 Stundenkilometer. Inzwischen fahren die Züge bis zu 320 Stundenkilometer im Regelbetrieb und es gibt neun Shinkansen-Linien, mit denen sich fast der ganze Inselstaat bereisen lässt. Vor allem ausländische Fahrgäste sind vom Komfort fasziniert – etwa von der individuell einstellbaren Klimaanlage, WCs mit beheizten Klobrillen und Essensautomaten.
In Europa darf sich Frankreich mit dem TGV (Train à grande Vitesse) unbestritten zu den Pionieren der Hochgeschwindigkeitszüge zählen. 2007 erreichte der TGV sogar das Weltrekordtempo von 574,8 Stundenkilometern. Mit bis zu 320 Stundenkilometern rauschen die TGV auf einem eigenen Schnellfahrnetz durchs Land, das sich von Paris aus inzwischen rund 2500 Kilometer über ganz Frankreich spannt. Bereits 1982 ging die erste kommerzielle Strecke Paris – Lyon in Betrieb. Für die 429 Kilometer lange Route halbierte sich die Fahrzeit auf zwei Stunden. Die 660 Kilometer von Paris nach Marseille schafft der TGV heutzutage in vier Stunden. Mittlerweile rast der TGV auch weit über die Grenzen hinweg und verbindet die Nachbarländer mit der französischen Hauptstadt. Die TGV-Technik war auch der Anfang für Spaniens Hochgeschwindigkeitszüge ab 1992.
Der deutsche ICE ist ein Exportschlager
In Sachen Tempo mischen Deutschlands ICE3-Züge seit 1999 mit 330 Stundenkilometern ebenfalls ganz vorne mit. Ursprünglich legten die Ingenieure von Siemens und Bombardier diesen Zugtyp für die 180 Kilometer lange Strecke Köln – Frankfurt aus, wo der Zug auf bis zu 300 km/h kommt. Damit hat sich die Fahrtzeit von 2,5 Stunden auf 62 Minuten verkürzt. Das Besondere am Exportschlager ICE3 ist sein Antrieb. Bei dem sogenannten Triebzug gibt es, ähnlich wie beim Shinkansen, keine Triebköpfe mehr. Vielmehr verteilen sich 16 elektrische Motoren – in diesem Fall – auf vier der insgesamt acht Zugwagen und bringen es insgesamt auf 11000 PS. Damit lässt sich das Tempo auch bei Steigungen besser halten. Was dem ICE3 in Deutschland jedoch fehlt, ist eine eigene Trasse, auf der er hindernisfrei und pünktlich an seine Ziele gelangen könnte.
Den größten Sprung nach vorn hat China gemacht, als 2002 der Shanghai Transrapid, auch Shanghai Maglev Train genannt, in Betrieb ging. Die Magnetschwebebahn, an deren Bau Firmen wie Siemens beteiligt waren, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 460 Stundenkilometern. Im Regelbetrieb verbindet der Transrapid die 30 Kilometer lange Strecke zwischen dem Messegelände Shanghai New International Expo Centre und dem Flughafen Pudong in siebeneinhalb Minuten. Das bedeutet, nach dreieinhalb Minuten erreicht der Zug sein Tempolimit von 430 Stundenkilometern und bremst dann bis zur Endstation ab.
Auch China hat Hightech-Bahnlinie zu bieten
Doch mit dem Shanghai Maglev Train hat sich die Volksrepublik erst warmgelaufen. Der Fuxing-Zug, Modell CR 400, ist eine komplett chinesische Entwicklung und zählt seit 2016 mit einer Höchstgeschwindigkeit von 350 Stundenkilometern im Regelbetrieb zu den schnellsten Personenzügen der Welt. Sein Geschwindigkeitsrekord liegt bei 420 Stundenkilometern. Vollgepackt mit Hightech bietet der Zug Passagieren Sitze mit individueller Bordunterhaltung, kabellose Aufladestationen und smarte Glasfenster, die je nach Sonneneinstrahlung die Scheibe tönen. Die 2230 Kilometer lange Strecke Peking – Shanghai – Hongkong schafft Fuxing in neun Stunden. Anfang der 1980er Jahre dauerte diese Bahnreise noch rund zwei Tage.